Auch bei der Baustelle des NABU wurde Station gemacht.  Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Bundestagsabgeordnete hörte sich an, wo in Eutingen der Schuh drückt.

Die Bundestagsabgeordnete hörte sich an, wo in Eutingen der Schuh drückt.

Eutingen. Dabei schauten sich die drei Ortsvorsteher und Bürgermeister Armin Jöchle einige Meilensteine der Gemeinde an. Das rund drei Millionen Euro teure Sportstättenprojekt Talbach stand zu Beginn auf dem Plan. "Für die Gemeinde ist das eine beträchtliche Summe, die wir mit dem Verkauf des alten Sportplatzes finanzieren wollen", erklärt Jöchle.

Eigentlich seien auf dem Gelände ein Verbrauchermarkt und Seniorenstift geplant gewesen. Der Verbrauchermarkt werde nun an der B14 Richtung Ergenzingen angesiedelt, wobei die Stadt Horb gerade die Fläche von 1400 auf 1200 Quadratmeter begrenzen möchte. Welcher Betreiber sich dort niederlasse, sei noch nicht geklärt.

Mit dem Bau des Pflegeheims könnte schon nächstes Jahr begonnen werden, auch wäre ein Medizinzentrum dort denkbar.

Die Dorfentwicklung aller vier Orte beschäftige die Gemeinde ebenso, wie aus den Fragen von Roland Raible zu erkennen war. "Es schließen Banken, Märkte, die Vielfalt fällt weg. Zum einen liegt es am Bürger, aber auch an der Struktur. Welche neuen Ansätze gibt es von der Regierung?", fragte Raible.

Er begnügte sich nicht mit der Argumentation wie dem Breitband-Ausbau und der damit einhergehenden Digitalisierung. "Kleine Dörfer müssen stärker unterstützt werden, nicht nur die Mittelzentren", so Raible.

Im Bereich Sozialbau habe sie in einer angrenzenden Stadt schon Förderbedarf erkannt, gab Esken zu. Jedoch sei bei vielen Themen besonders die Kommunalpolitik gefragt, der die Hände gebunden seien, wenn jeder Ort selbstständig sein wolle. "Flächengemeinden sind benachteiligt. Da sollten mehr Subventionen her", warf Raible ein. Seine Kollegen Diana Wally und Rolf Walddörfer nickten.

Auch sie kennen die Problematik der aussterbenden Dorfkerne. Neuansiedlungen wie in Göttelfingen das Gebäude mit Friseur und Bäcker seien wichtig, aber auch an die weitere Nahversorgung müsse gedacht werden. Esken nannte Vorschläge wie die digitale Bestellung von Bussen, damit keine "Geisterbusse" durch die Region fahren müssten. Durch die Digitalisierung könnte vermehrt Home-Office geschaffen werden. Aufgrund des Zeitdrucks wurde das Thema verschoben, sie kam jedoch bei der Rundfahrt an der Eutinger Grundschule und an den Kindergärten in Richtung NABU-Gelände wieder auf.

Für das Kindergartenwesen benötige die Gemeinde 1,2 Millionen Euro jährlich, die über den Haushalt zu decken seien. Zu diesen gehören auch die U3-Plätze mit einer Betreuungsquote von etwa 40 Prozent. Der Aufwand werde immer größer, beschrieb Jöchle und verwies auf weitere Bereiche.

Am NABU-Bau seien steigende Anforderungen sogar sichtbar. Eine einfache Statik habe nicht ausgereicht, es musste eine zusätzliche Prüfstatik her. "Wir dürfen auch unser Regenwasser nicht in die Sickergrube lassen, sondern müssen es in den Kanal leiten", ärgerte sich Egbert Badey vom NABU.

Höhere Anforderungen an die Dokumentationspflicht bemängelte ebenso Achim Wetzel, der mit seinem Holzbau-Betrieb die Arbeiten am NABU-Bau umsetzt. "Für Kleinbetriebe ist das nicht verhältnismäßig. Das kostet viel Zeit", zählte er Esken auf, wie lange er an der Dokumentation von Arbeitsstunden sitze.

Die Bundestagsabgeordnete konnte den Unmut verstehen: "Jeder Missbrauch soll verhindert werden. Es geht halt nicht, dass man in bestimmten Regionen oder Betrieben dann andere Regeln aufstellt." Solche Regelungen würden oft nicht vom Bund oder der EU initiiert, meist kommen sie von Kommunen und Ländern. Trotz der großen Herausforderungen beim NABU-Bau war Esken begeistert: "Es ist beeindruckend, wie der NABU mit der Unterstützung der Kommune zu so einem tollen Ergebnis kommt."

Um das Handelsabkommen TTIP ging es bei der Besichtigung des Elektrogerätehändlers reflecta im Gewerbegebiet Neuer Bahnhof. Ebenso stand das Thema "Arbeitskräfte gewinnen" im Mittelpunkt. Eutingen hat nach Angaben von Jöchle rund 1000 Arbeitsplätze. Jedoch würden nur 250 Arbeitnehmer in der Gemeinde arbeiten und wohnen.

Am Neuen Bahnhof machte die Gruppe einen kurzen Stopp, um den Fortschritt der barrierefreien Modernisierung anzuschauen.

Um erneuerbare Energie und die Beteiligung der Gemeinde mit 230 000 Euro bei der GäuWärme GmbH in Weitingen ging es anschließend. Aktuell werde der dritte Bauabschnitt umgesetzt, womit etwa zwei Drittel der Haushalte des Orts angeschlossen seien.

Den letzten Termin hatte Esken mit den Helfern des Arbeitskreises Asyl, die rund 70 Flüchtlinge in der Gemeinde betreuen. Die Gemeinde hatte einige Gebäude zur Folgeunterbringung erworben, wobei die Frage über die Unterstützung durch den Bund aufkam. "Wir denken, dass das Geld nicht ausreichen wird", sprach Jöchle die Bemühungen zur Integration der Flüchtlinge an.

Ganz so einfach sei das Thema nicht zu handhaben, da es sich zeitlich noch weit erstrecke und erst nach Jahren von einer geglückten oder misslungenen Integration gesprochen werden könnte.