Auf Zehenspitzen zu Cro: Die "Ballettmäuse" der Tanzschule Bender in Göttelfingen bewerben sich mit einem Film um ein Privatkonzert des Panda-Rappers. Dafür brauchen sie aber noch die Unterstützung der Internetgemeinde. Foto: Pinkblau Productions Foto: Schwarzwälder-Bote

Horber Künstler dreht Video in der Göttelfinger Tanzschule Bender / Eines der anspruchsvollsten eingereichten Werke

Von Lena Müssigmann Eutingen-Göttelfingen. Kreativ für Cro: Der Horber Künstler Michael Weckenmann hat mit Schülerinnen der Ballettschule Bender ein Video gedreht, das sie zu einem Wettbewerb eingereicht haben. Hauptgewinn: ein Privatkonzert mit Cro. Doch das Video braucht noch viele Unterstützer. Ein Mädchen schlingt sich die glänzenden Seidenbänder der Ballettschuhe um die Fußgelenke, sie tippelt auf Zehenspitzen durch den Saal. Auf der Kappe der feinen Schläppchen: Ein Pandagesicht.

So beginnt das Video, das Mitte August in der Tanzschule Lilo Bender in Göttelfingen entstanden ist. Die ersten Sekunden des Films gehören der Tänzerin Sophie Prokopp aus Vollmaringen. Noch ist kein Ton zu hören. Nach dem Soloauftritt sieht man eine Mädchengruppe, die Ballettübungen macht. Plötzlich kommt mit langsamen Schritten – klack, klack, klack – die Tanzlehrerin (gespielt von Kristina Kläger) herein, klatscht in die Hände und verkündet: "Mädels, ich hab eine schlechte Nachricht für Euch. Lady Gaga hat abgesagt." Sie nimmt die Brille ab und fügt theatralisch hinzu. "Aber. Dafür. Kommt. – Cro!" Die Mädchen beginnen zu kreischen, hüpfen wild herum. Die Tanzlehrerin schleudert ihr seriös wirkendes Jackett davon, löst sich den strengen Haarknoten, wirft ihre blonde Haarmähne in die Luft und gemeinsam tanzen sie zu Cros Hit "Einmal um die Welt". Sie reißen die Vorhänge von den Fenstern und werfen sich auf den Boden. So geht Cro-Ekstase.

Der Rapper hat mit dem Fernsehsender Arte zum Wettbewerb aufgerufen. So funktioniert’s: Die Fans reichen ihre Cro-Videos ein, andere Internetnutzer können dafür abstimmen – die fünf beliebtesten Filme landen bei Cro auf dem Bildschirm. Er wählt den aus, der ihm am besten gefällt, und spielt für die Macher dieses Filmchens ein Privatkonzert. Wo Kreischalarm für Cro herrscht, wird der Rapper am Mittwoch, 4. September, bekanntgeben. Noch bis zum Sonntag, 1. September, können Stimmen für die Fan-Filmchen abgegeben werden.

Schon über 1000 Mal angeschaut

"Wir würden gerne gewinnen", sagt Melina Bender (27). "Aber die Zeit ist etwas knapp." Bisher hat das Video der "Ballettmäuse" rund 125 Unterstützer und gehört damit nicht zur Spitzengruppe, die bei gut 1000 Stimmen liegt. Allerdings wurde das Video nicht zu Beginn des Wertungszeitraums am 1. August eingestellt, sondern erst vor wenigen Tagen. Angeschaut wurde es in dieser kurzen Zeit schon über 1000 Mal.

Die Idee hatte der Künstler Michael Weckenmann alias Dirty Mike aus Mühlen. Er beschäftigt sich seit einem Jahr mit Cro, zeichnet ihn, sprüht ihn an Wände und designet T-Shirts mit seinem Symbol, der Pandamaske. Er sagt: "Ballett ist so filigran und das Gegenteil von Rap." Der Gegensatz hat ihm gefallen. Und der Chefin der Ballettschule auch. "Lilo und ich haben die Idee am Telefon konstruiert."

Mit einem Team von vier Leuten und dem Drehbuch im Kopf ist er vor gut einer Woche nach Göttelfingen gekommen. Die Ballettschule hat eigentlich zur Zeit Ferien. Aber die Benders haben ihre Schülerinnen angerufen und mussten sie nicht lange überreden: "Die Mädels stehen auf Cro, die haben sich voll gefreut", sagt Melina Bender. Zwei Stunden dauerte der Dreh, die Szenen mussten öfters wiederholt werden, bis alles im Kasten war.

Weckenmann dreht mit Freunden unter dem Namen "Pinkblau Productions" kurze Videos, zu viert waren sie in Göttelfingen vor Ort. Mit dem Video hat Dirty Mike eine Kunstform für sich entdeckt, die ihn begeistert, weil man einfach so loslegen könne, jeder ein Smartphone habe und damit Videos in guter Qualität filmen könne. "Keiner ist der Chef." Das gefällt Dirty Mike.

Sein Video gehört zu den wenigen anspruchsvollen der eingereichten Filme. Gestern wollte er einen weiteren Beitrag für den Wettbewerb drehen, diesmal auf einem Golfplatz. Je weniger Zeit bleibt, umso weniger Stimmen kann er einfangen. Letztlich geht es ihm vielleicht nicht so sehr um das Konzert, sondern eine Plattform für seine Arbeit.

Für die Mädchen war der Video-Dreh was Besonderes: Cro und seine Musik spielen im Ballettsaal eigentlich keine Rolle. Wenn sie aber gewinnen, würde sich das ändern: Dann soll das Cro-Konzert in der Ballettschule stattfinden. Dann wäre das Gekreische sicher nicht nur gespielt.

Weitere Informationen: Video und Abstimmung unter creative.arte.tv/de/labor/heimspiel-cro/ballettmaeuse