Das Bahnhofsgebäude in Eutingen beherbergt nun keine Flüchtlinge mehr. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, ist der Gemeinde nicht bekannt. Foto: Müssigmann

Bewohner verlassen die mangelhaften Wohnungen. Kreis: Zusammenarbeit mit Eigentümer schwierig.

Eutingen - Der Bahnhof hat als Flüchtlingsunterkunft ausgedient. Hintergrund ist der schlechte Zustand des Gebäudes und die sinkenden Zuzugszahlen von Flüchtlingen. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, ist unklar.

Der Landkreis hatte in dem Gebäude fünf Wohnungen angemietet. "Wir haben gekündigt, weil es bauliche Mängel und Schäden in mehreren Wohnungen gab", sagte Landkreissprecherin Sabine Eisele auf Anfrage. Der Vermieter habe einen Wasserschaden gar nicht und andere Schäden nach nicht fachmännischen Standards beseitigt. Eine Wohnung sei schon im September nicht mehr bewohnbar gewesen. "Die Zusammenarbeit mit dem Eigentümer war schwierig", fasst die Sprecherin zusammen.

Zudem habe die Unterkunft am Rande des Landkreises ohne direkte Nachbarn ein hohes Maß an Betreuung nötig gemacht. Der Weg dorthin sei für Landkreis-Mitarbeiter lang gewesen. "Das kann man nicht leisten." Nun habe man es sich auch wegen der sinkenden Zuzugszahlen von Flüchtlingen in den Landkreis leisten können, die Wohnungen aufzugeben, die dem Landkreis viel Aufwand und Ärger gebracht hätten, wie die Sprecherin sagt.

Die Bewohner sind umgezogen. Elf von ihnen, die bereits gut integriert waren, wurden der Gemeinde Eutingen zugewiesen, damit sie weiterhin dort leben können. Die übrigen sind nach Angaben des Landkreises nach Horb in die Ihlinger Straße und die Kreuzerstraße gezogen – in baulich einwandfreie Wohnungen, wie es heißt.

Die Suche von Praktika und Jobs steht nun an

Patrus Lazar vom Freundeskreis Asyl in Eutingen begrüßt die Veränderung: "Die Gebäude waren marode, die Leute waren ab vom Schuss. Man konnte sie zwar alle gleichzeitig besuchen, aber Kontakt zur Bevölkerung gab es fast keinen." Die ehemaligen Bewohner seien ebenfalls glücklich, jetzt zentraler in Eutingen oder Horb zu wohnen.

Seit Mitte Dezember ist das Gebäude am Neuen Bahnhof leer, wie auch die Gemeindeverwaltung Eutingen bestätigt. "Der Umzug der Flüchtlinge und die Anschlussunterbringung im Ort bedeutet für uns und die Helfer des Freundeskreis Asyl, dass im kommenden Jahr andere und intensivere Aufgaben auf uns zukommen", sagte die Eutinger Hauptamtsleiterin Theresa Binder auf Anfrage. Aufgaben wie die Vermittlung von Praktika und Jobs sowie die Suche nach eigenen Wohnungen stünden an, außerdem die Integration der Familien und Kinder im Ort. Die deutschen Sprachkenntnisse versuche man durch Gesprächstreffs zu verbessern.

Aus Sicht der Gemeinde war die Unterbringung der Flüchtlinge im Bahnhof ab Oktober 2015 wichtig für den Landkreis, der versuchte, die ankommenden Flüchtlinge auf die Kommunen im Landkreis zu verteilen, ohne Ballungszentren entstehen zu lassen. "Die ersten Kontakte zu Menschen und Helfern aus dem Ort, die Unterstützung bei Behördengängen und die Vermittlung von ersten Sprachkenntnissen war auch am Bahnhof kein Problem", sagte Binder. Kniffliger sei es nach gut einem dreiviertel Jahr geworden, weil viele der Männer immer noch keine Papiere vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erhalten hatten und sich die Zeit vertreiben mussten, wie Binder sagt. Arbeit oder Praktika waren wegen des laufenden Asylverfahrens nicht erlaubt. "Zu dieser Zeit wäre eine zentralere Unterbringung in kleinen Einheiten für die Männer und die Helfer einfacher gewesen", sagt Binder.

Ihre Bilanz im Namen der Gemeinde fällt aber positiv aus. "Dank der vielen Helfer vor Ort und der Kontaktfreudigkeit und der Offenheit der Vereine in unserer Gemeinde haben wir aber alle zusammen die Zeit gut überstanden. Wir freuen uns nun auf die bevorstehenden Aufgaben."

Welche Pläne der Eigentümer mit dem Bahnhofsgebäude hat, ist der Gemeinde nicht bekannt.

Info: Flüchtlinge im Landkreis

Zuzug: Im Dezember sind zwölf Flüchtlinge in den Landkreis Freudenstadt gekommen. Vor gut einem Jahr kamen zeitweise mehr als 300 Menschen pro Monat in den Landkreis.

Flüchtlingszahlen: 1100 Menschen im Landkreis Freudenstadt erhalten Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Circa 550 weitere sind anerkannt oder geduldet, haben aber keine Arbeit und bekommen daher Leistungen vom Jobcenter, wie das Landratsamt mitteilt. In der Regel dürfte es sich dabei um Hartz-IV-Leistungen handeln. Weitere Flüchtlinge, die Arbeit gefunden haben und sich selbst finanzieren, werden vom Landratsamt nicht mehr erfasst. Die Rechnung, dass der Landkreis folglich rund 1700 Flüchtlinge seit Anfang 2015 aufgenommen hat, geht aber nicht auf, wie eine Sprecherin des Landkreises sagt: "Tatsächlich haben wir sehr viel mehr Menschen aufgenommen, aber es sind auch sehr viele wieder gegangen – in die Heimat zurück oder in andere Landkreise verzogen oder untergetaucht."