Phillipp, der nicht mehr still sitzen mag, ist ebenfalls zu sehen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Karl Heinz Schmeißer stellt im Eutinger Rathaus aus / Glenda Kreidler war die treibende Kraft

Karl Heinz (KH) Schmeißer ist in der Gegend fürwahr kein Unbekannter. Viereinhalb Jahre hat er in Horb gelebt und gearbeitet; Ende August ist er aus beruflichen Gründen nach Nürnberg umgezogen.

Eutingen. Noch sehr gut sind seine beiden Ausstellungen: "Ist das ein Mensch", die 2015 anlässlich des 70. Gedenktages der Befreiung von Auschwitz in der ehemaligen Synagoge in Rexingen und die Werkschau "Neue Arbeiten 2015", die im Stubenschen’Schlössle von Ursel und Mandi Bopp zu sehen war, in Erinnerung.

Nun stellt er im Eutinger Rathaus seinen Zyklus "Kinderbilder" aus. Zu sehen sind rund 70 Arbeiten seine Kinder Johanna, Jakob, Philipp und Valentin. Vater Schmeißer malte sie in allen Situationen des Lebens. Schlafend im Bett, in der Badewanne, im Sessel oder sonst wo sitzend, in Bewegung und im Schlaf. Insgesamt hat er von 1990 bis 2005 über 300 Arbeiten – meist in Öl oder mit dem Zeichenstift, seltener als Aquarell – produziert, von denen er ab Freitagabend eine Auswahl im Rathaus präsentiert.

Schmeißer ist sich sicher, dass er der Künstler ist, der sich am ausführlichsten bildnerisch mit dem Aufwachsen seiner Kinder auseinandersetzte und diese bei allen sich bietenden Gelegenheiten aufs Papier oder die Leinwand brachte. Zuerst können sich nun die Vernissage-Gäste davon überzeugen und danach die Besucher des Rathauses. Sie können ab kommender Woche alle vier Schmeißer-Kinder ein großes Stück ihres Weges ins Erwachsenwerden begleiten.

Ein kleines Bild, neben der Tür zum Bürgermeister-Vorzimmer fällt durch sein weiches Licht und seine scheinbare versteckte Botschaft auf. Es ist Jakob, der in seinem Bett liegt. Ist es der Kopf des Kindes, der da aus der Decke schaut oder sind es verschlungen Gliedmaßen, die sich um den Körper schlingen?

Vater und Sohn schauen düster in die Welt

"Man könnte auch eine Metapher daraus machen und sagen, dass sich der Jakob in einer Phase vom Kind zum Manne befindet und sich quasi entpuppt", hilft Schmeißer dem Betrachter auf die Sprünge. Gegenüber von der Tür von Kämmerer Walter Volk schauen Vater und Sohn düster in die Weltgeschichte, während Tochter Johanna in der daneben hängenden Arbeit Frühling zu verbreiten scheint. Konträr und doch logisch, folgt man den Gedanken des Künstlers: "Ich male das Leben, das Existentielle. Für mich steht der Mensch mit all seinen Facetten im Mittelpunkt. Und dazu gehört unbekümmerte Fröhlichkeit ebenso dazu wie die Ängste und die Furcht vor dem Morgen."

Schmeißer fügt an, dass all seine Bilder, Zeichnungen und Aquarelle aus der Sicht eines Erwachsenen gemalt wurden und gerade diese Warte oft das Kindliche nicht ungefiltert durchlässt. Was auffällt, sind die vielen unterschiedlichen Herangehensweisen und Maltechniken.

Mal kraftvoll direkt, mal hauchfein oder teilweise schon ins Abstrakte abdriftend, ohne dass er die Figürlichkeit nie ganz verliert. "Ich bin kein Stilist, der starr ›seine‹ Bilder malt, sondern ich lasse Veränderungen zu und habe den Mut, auch etwas zu ändern, wenn es etwas zu ändern gibt. Und 15 Jahre Schaffenszeit bieten viel Raum für Veränderungen." Man sieht’s auf den ersten Blick.

Seine "Johanna", die im Treppenaufgang zum Obergeschoss wie ein schwebender Solitär hängt, zeigt ganz die Handschrift vom Menschenfänger KH Schmeißer.

Am Freitag ab 18 Uhr ist Ausstellungseröffnung. Die in Weitingen lebende Künstlerin Glenda Kreidler hat dafür gesorgt, dass Schmeißer im Rathaus ausstellt und für die Kunst in Notenform sorgt wieder das Trio "music and song cafe" aus Horb. Jürgen Sesterheims cremiger Saxophonsound und die zurückhaltende, groovende Drum-Unterstützung von Peter Nikol tragen das Gitarrenspiel von Christof Schülke, der den Songs auch dieses Mal wieder seine warme Stimme leihen wird. Der Künstler selbst führt in seine Bilderwelt ein und interessierte Besucher später auf Wunsch auch durch die Ausstellung.