Mit ihrem "eisernen Freund", dem Sauerstoffmischgerät, hat sich die schwerkranke Meral Celik aus Eutingen bereits angefreundet. Foto: Feinler

Meral Celik leidet an Sarkoidose. Transplantation könnte Frau normales Leben ermöglichen.

Eutingen - Einen sechs Meter langen Schlauch zieht Meral Celik zu Hause hinter sich her. Tag und Nacht muss die 34-jährige Eutingerin über eine Nasenbrille künstlich beatmet werden. Ohne kann sie nicht mehr leben. Doch die an Sarkoidose Erkrankte gibt nicht auf und hofft, eine Spenderlunge zu bekommen, die ihr ein normales Leben ermöglichen könnte.

Mit einem Lächeln auf den Lippen öffnet Meral Celik die Wohnungstür und sucht nach der Begrüßung eine Sitzmöglichkeit. Ihre Muskulatur ist noch stark geschwächt. Sie lag die vergangenen vier Monate im Krankenhaus.

Aus dieser Zeit hat sie auch ihren neuen Begleiter, ein Sauerstoffmischgerät, mitgebracht, das im Flur steht. Über einen sechs Meter langen Schlauch, der in alle Räume des Obergeschosses reicht, bekommt sie etwa zwei Liter Sauerstoff pro Minute. Ihren Schlafraum hat sie um ein Stockwerk nach unten verlegt. Zu schwer fällt ihr das Treppensteigen.

Bei täglichen Aufgaben wie den zahlreichen Arztbesuchen braucht sie Hilfe, ohne die sie das Haus nicht verlassen könnte. Ihren Beruf als Telefonistin kann sie in diesem Krankheitsstadium nicht ausüben, da sie an die Sauerstoffflasche gefesselt ist.

Mit Krankheiten und Einschränkungen aufgewachsen

"Ich habe erst Kinderpflegerin gelernt und musste aufgrund meiner Myopathie aufhören. Dann habe ich auf Industriekauffrau umgeschult, verlor jedoch das rechte Auge und habe dann eine Umschulung zur Telefonistin gemacht, einen Beruf, den ich nun auch nicht ausüben kann", erklärt Meral Celik ganz gelassen. Sie sei mit Krankheiten und Einschränkungen aufgewachsen und habe sich mit den vielen Schicksalsschlägen abgefunden.

Wie es in ihrem Inneren aussieht, weiß jedoch nur ihre Familie. Diese kümmere sich rührend um sie. "Wenn ich meine Familie nicht hätte, wäre ich nicht mehr da", berichtet sie von ihrem Leidensweg. Nachdem ihr Hausarzt Asthma festgestellt hatte, fragte sie sich, woher die Schmerzen im Halswirbelbereich kommen.

Das MRT im Krankenhaus zeigte Unstimmigkeiten mit der Lunge auf, die zuerst als Tumor deklariert wurden. Sie kam in die Lungenfachklinik "Schillerhöhe" nach Gerlingen, wo ihr das erste Mal die Lunge zusammenfiel und sie gleich notoperiert wurde. Ein Lungenfacharzt diagnostizierte eine Sarkoidose, bei der sich knotenförmiges Gewebe bildet.

Die Krankheit kann nach medizinischen Angaben den ganzen Körper befallen, was bei Meral Celik anfangs nicht der Fall war. "Oft bekommen Menschen, die als Kind eine Lungenentzündung oder Tuberkulose hatten, Sarkoidose. Bei mir ist das aber nicht der Fall. Die Ursachen sind unbekannt", erinnert sich Meral Celik an ihre anfängliche Verunsicherung.

Einen Monat lang durfte sie sich nicht anstrengen oder groß bewegen. "Das war deprimierend", denkt sie zurück. Die Ungewissheit über ihren gesundheitlichen Zustand hätte sie mürbe gemacht. Eine Cortison-Therapie wurde begonnen, durch die sie rund 20 Kilogramm zunahm.

Nach zwei Jahren sollte die Sarkoidose stark gehemmt oder im besten Fall sogar verschwunden sein, was nicht der Fall war. Genau einen Monat nach Bekanntgabe der Diagnose fiel ihre Lunge erneut zusammen. "Ohne Vorzeichen. Das ist ein höllischer Schmerz", deutet sie auf den Brustbereich hin: "Wie bei einem Herzinfarkt. Du hast ein Engegefühl und das drückt ganz schlimm, als ob dein Herz gleich zerplatzt. Du schnappst nach Luft, aber da kommt nichts."

Ganz gefasst berichtet Meral Celik, dass ihr das nun schon sieben Mal passiert sei. Vier Mal wäre es der rechte Lungenflügel gewesen und drei Mal der linke. "Ich hatte mit dem linken keine Probleme, bis zur ersten großen Grippe", weiß die 34-Jährige. Sie wurde in eine nahegelegene Klink gebracht, wo sie auf die Überweisung in die Fachklinik nach Gerlingen wartete.

"Ich hatte so einen schlimmen Husten und deshalb permanent Angst, dass mir die Lunge erneut zusammenfällt", erinnert sie sich an die hoffnungslose Zeit bis sie nach Gerlingen kam. Bei einer erneuten Operation wurden Ventile an der Lunge angebracht, um die Atmung zu stabilisieren.

Alles wurde für den Krankentransport zur LMU Klinik nach München vorbereitet, wo Voruntersuchungen für eine Lungentransplantation vorgesehen waren – da fiel Meral Celik die Lunge erneut zusammen. Die Fachärzte setzten eine Lungen-Drainage und flogen die Eutingerin mit dem Helikopter nach München. In einer weiteren Operation wurde die Drainage herausgenommen und ein Teil des linken Lungenflügels entfernt.

Die Narben im Brustbereich verheilten jedoch nur schlecht, was die Ärzte auf die in der Zwischenzeit aufgetretene Narbensarkoidose schoben. "Ich hatte Angst, dass sich die Krankheit nun im ganzen Körper ausgebreitet hat, dann würde eine Lungentransplantation nicht mehr in Frage kommen." Doch Meral Celik lacht und sagt, dass dies nicht der Fall sei.

Nachdem die Untersuchungen bei sämtlichen Fachärzten abgeschlossen sind, wird sie von ihrer Einstufung und der Chance auf eine neue Lunge erfahren. So lange muss Meral Celik Geduld aufbringen und ihre Kur in Bad Dürrheim erfolgreich beenden – immer jedoch mit der Angst, die Lunge könnte jeden Augenblick erneut zusammenfallen.