Das heutige "Akropolis" war früher die Wirtschaft "Zu den drei Königen". Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaftsserie Teil drei: Das heutige "Akropolis" in Eutingen war früher die Wirtschaft "Zu den drei Königen"

Von Alexandra Feinler

Eutingen. Griechische Klänge, blau-weiße Fahnen und extravagante Statuen – die ehemalige Wirtschaft "Zu den drei Königen", heute "Akropolis" in Eutingen, hat sich stark gewandelt. Eines blieb in den fast 230 Jahren gleich: Die Absicht, "Reisenden" Bequemlichkeit zu bieten.

Der Eutinger Josef Raible konnte infolge einer Verletzung der rechten Hand die Landwirtschaft nicht mehr im bisherigen Umfang betreiben, fand Gemeindehistoriker Willi Schaupp heraus. Deshalb stellte er im April 1789 einen Antrag auf Schild- und Schankerlaubnis. Ein Schankrecht für inländischen Wein besaß er zu dieser Zeit ebenso wie die vorläufig e Genehmigung, an der neuen Chaussee ein Haus mit Wirtschaft bauen zu dürfen. In seinem Antrag erläuterte er, dass er "alle Bequemlichkeiten für die Reisenden einrichten wolle".

Durch die Lage des Gebäudes an der Chaussee, der heutigen Hauptstraße in Eutingen, entstehe der Gemeinde und der Bürgerschaft kein Schaden, sondern nur Vorteile für die Reisenden und Fuhrleute. Das Obervogteiamt Horb und das Oberamt in Rottenburg befürworteten das Gesuch. Letzteres meinte: "Er solle eine jährliche Gebühr von drei Gulden und eine Konzessionsabgabe von zehn Gulden entrichten, so wie es vor kurzem dem Jacob Krespach von Eutingen und dem Matthäus Fischer von Bildechingen aufgelegt wurde."

Die "Sonne" ist in der Wirt-Karte von 1790 bereits enthalten

Das Oberamt leitete den Antrag an die Regierung in Freiburg weiter mit dem Hinweis, dass der Ort "nicht mit Wirten übersetzt" sei und der Antragsteller wegen seiner beschädigten Hand auf eine leichtere Erwerbsmöglichkeit angewiesen sei. Zu dieser Zeit hatten in Eutingen von sechs Wirten vier aufgegeben, weshalb das Verfahren schnell abgewickelt wurde.

Am 21. Mai 1789 bewilligte die Regierung die Taferngerechtigkeit, die der bisherigen Schildgerechtigkeit entsprach. Josef Raible eröffnet als vierter Schildwirt an der Eutinger Chaussee seine Wirtschaft. Die "Sonne" ist in der Wirt-Karte von 1790 bereits enthalten. Der Bruder des Sonnen-Wirts hatte einen Sohn, der auch Josef Raible hieß und als erster Lamm-Wirt (an der Chaussee) in die Geschichte eingeht.

Der Sonnen-Wirt starb fünf Jahre nach der Eröffnung, mit nur 40 Jahren. Seine Witwe betrieb die Wirtschaft noch einige Jahre weiter, was aus den Gemeinderechnungen hervorgeht. Nach ihrem Tod verkauften ihre drei Töchter das Anwesen im Jahr 1811 an den Eutinger Arzt und Apotheker Doktor Josef Lipp, erforschte Willi Schaupp.

Weil der Doktor als Arzt, Chirurg und Geburtshelfer in Eutingen praktizierte, und das Haus somit anderweitig genutzt wurde, erlosch die Schankerlaubnis. Lipp, der gleichzeitig Amtsarzt von Horb war, betrieb 1810 bis 1815 die erste Apotheke in Eutingen.

Nach seinem Tod verkauften seine Kinder im Jahr 1846 das Anwesen an den Kreuzwirt Melchior Widmaier, der es noch im gleichen Jahr dem Sohn Johannes Widmaier überschreibt. Von ihm bekommt er auch die Schankerlaubnis, denn das "Kreuz" wurde geschlossen. Die ehemalige "Sonne" soll vorübergehend den Namen "Bon Auberge" (zu deutsch "Gute Wirtschaft") getragen haben.

Denn der Bierbrauer Johannes Widmaier hat wohl aufgrund seiner Wanderschaft als Brauergeselle durch französische Regionen den Beinamen "Bon Auberge" erhalten. Seine Wirtschaft nannte er später "Zu den drei Königen", weil Johannes Platz 1830 schräg gegenüber die Wirtschaft "Sonne" eröffnet hatte.

Johannes Widmaier war über 50 Jahre Dreikönig-Wirt. In dieser Zeit ließ er hinter dem Haus eine Remise und 1893 die Kegelbahn entlang des Steinwegs bauen. Sein Sohn, ebenfalls Johannes Widmaier, war Wagner und wurde "Bonnabersch-Wagner" genannt. Er übernahm die Wirtschaft und verlegte sie vom ersten Stock ins Erdgeschoss. 1901 kaufte sie sein Sohn, der dritte Johannes Widmaier der Wirtsgeschichte, für 21 000 Goldmark ab. Sein Vater starb 1906, er selbst 1925, weshalb die Wirtschaft von seiner Witwe bis 1936 weitergeführt wird.

Den letzten Dreikönig-Wirt, Johannes (IV.), kennen ältere Eutinger noch. Er übernahm die Wirtschaft von seiner Mutter und erweiterte die Gasträume im Erdgeschoss, indem er Teile des früheren Stalls und der Scheuer umbaute. Weil er Steinmetz war, übte er seinen Beruf in der Werkstatt oder in Teilen der Scheuer aus. Auch der heute noch vorhandene Vorbau im Eingangsbereich stammt aus dieser Zeit.

Teilweise war der Dreikönig Stamm- und Probelokal

Johannes Widmaier spielte Klarinette und war lange in der Musikkapelle Eutingen, weshalb der Dreikönig Stamm- und zeitweise Probelokal der Musiker war.

Ab 1940 war die Wirtschaft geschlossen, weil Johannes Widmaier zum Wehrdienst eingezogen wurde. Als Luftgeschosse im September 1940 das frühere Schul- und Rathaus tragen, wurde der Schulbetrieb teilweise in das Dreikönig verlegt. Nach Kriegsende bis Ende Juni 1947 beschlagnahmte die französische Militärbehörde den Dreikönig.

Seit den 1960er-Jahren ist das Gasthaus durchgehend verpachtet. Anfang der 1970er-Jahre bauten Johannes Widmaiers Nichte Ida und ihr Mann Helmut Krespach die frühere Werkstatt zu einem Friseursalon mit darüber liegender Wohnung um. Im Zuge dessen wurde die Südfront des Hauses um ein Stockwerk erhöht.

Nach dem Tod von Johannes Widmaier ging das Anwesen an Ida Krespach und ihren Bruder Arnold Akermann über. Heute gehört es Familie Krespach, die ihren Friseursalon betreibt und die Wirtschaft vermietet hat. Eine griechische Familie betreibt das ehemalige "Dreikönige" unter dem Namen Akropolis und trägt so zum Erhalt der Wirtsgeschichte in Eutingen bei.