"Juniorchef" Matthias Stickel schaut genau hin, ob Hubert Kogel die Brezeln auch richtig mit Butter bestreicht. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Wahlkampf: Hubert Kogel steht zwei Vormittage lang bei der Bäckerei Stickel hinter der Theke und schmiert Butterbrezeln

Epfendorf. Wer Bürgermeister werden will, muss ausgeschlafen sein. Kandidat Hubert Kogel beweist zumindest, dass er morgens um Sechs bereits hinter dem Verkaufstresen stehen kann. Samstag- und Sonntagvormittag tritt er pünktlich seinen Dienst in der Bäckerei Stickel an.

"Ha ja, klar nehm’ ich einen Kaffee, wenn ich schon einen umsonscht krieg’." Die ältere Dame ist Stammkundin in der Epfendorfer Bäckerei und nippt vorsichtig am heißen Inhalt der Tasse. "Den zahlt aber der Klaus Stickel, nicht ich", erklärt Kogel der Frau freundlich und fragt nach, ob sie noch Zucker braucht.

Hygienische Belehrung

An den Stehtischen im Verkaufsraum treffen sich die Menschen zum Pläuschchen. Die Bäckerei Stickel ersetzt quasi den Marktplatz. Mittendrin Bürgermeister-Kandidat Hubert Kogel, der dem Chef zwei Vormittags lang seine Dienste angetragen hat. Vorab hat er sich eigenes beim Gesundheitsamt in Rottweil eine hygienische Belehrung geben lassen – so verlangt es die Vorschrift.

Im Schmieren von Butterbrezeln kann Kogel an diesem Vormittag einen Rekord aufstellen. Denn die verkaufen sich wie warme Semmeln. Er kommt mit dem Bestreichen kaum nach. "Schon früh um Sechs war der Laden voll", erzählt er zwischen Händewaschen und der nächsten Ladung Laugengebäck.

Aus Trichtingen sind eigens zwei junge Männer gekommen, die ihn mal persönlich kennenlernen wollen. Seit Hubert Kogel bei der Kandidatenvorstellung in der Albblickhalle davon sprach, für jugendliche Mountainbiker eine Down-Hill-Strecke einrichten zu wollen, hat er bei den Beiden einen Stein im Brett. "Wir wählen Sie", sagen sie ihm am Samstagvormittag zu, berichtet Kogel im Gespräch mit unserer Zeitung.

Andere Bäckereikunden wünschen dem Bewerber viel Glück. "Ich gehe zur Wahl. Aber ich weiß noch nicht, wen ich wähle", erklärt ihm ein Mann bei einer Tasse Kaffee.

Ein herzliches Dankeschön für das Gratis-Getränk gibt es von der älteren Dame. Und dazu eine Lektion in Sachen Schwäbisch. "Nicht, dass wir den Klaus noch vergeldet", sagt sie scherzhaft. Kogel, des heimischen Dialekts ansonsten durchaus mächtig, hat das Wort noch nie gehört. Bäcker Klaus Stickel auch nicht. "Das bedeutet, dass der kostenlose Kaffee nicht dran schuld sein soll, dass dem Chef das Geld ausgeht", klärt die Stammkundin die Anwesenden auf. Man lernt halt nie aus.

Matthias ist auf Zack

Der heimliche Star an diesem Morgen ist aber "Juniorchef" Matthias. Der aufgeweckte Neunjährige verwickelt Kogel in ein intensives Gespräch zum Thema Schlepper und Bulldozer. Der Kandidat nimmt’s gelassen. Er unterhält sich gerne mit dem Jungen. Freilich nicht, ohne zwischendurch wieder Butter auf die begehrten Brezeln zu streichen. Schließlich ist er ja auch "zum Schaffen und nicht nur zum Schwätzen" da. Bei einer Verkäuferin fragt er noch nach, ob die von ihm vorbereitete Bestellung mittlerweile abgeholt worden ist.

Gegen Elf wird es ruhiger in der Bäckerei in Epfendorfs Mitte. Hubert Kogel genehmigt sich selbst ein Tässchen Kaffee und atmet einmal tief durch. Wahlkampf ist kein Zuckerschlecken – nicht mal beim Bäcker, umgeben von süßen Stückle.

Zur Kundschaft gehört am Samstagmorgen übrigens auch Mitbewerberin Catrin Hils, die Frühstück für die Böhringer Nachbarschaft besorgt. Die kommunalpolitische Welt in der Region ist halt klein.