Interview: Bürgermeisterin von Enzklösterle blickt zurück und schaut voraus / Größeres Heidelbeerfest

Enzklösterle. Die 1200-Seelen-Gemeinde Enzklösterle hat nicht genug Geld für Pflichtaufgaben. Mit den erhofften Zuschüssen und der auf ein bis zwei Maßnahmen jährlich beschränkten Unterstützung aus dem Ausgleichstock reicht es trotzdem bei Weitem nicht. Somit stehen der ehrenamtlichen Bürgermeisterin Petra Nych auch im Jahr 2016 harte Zeiten bevor. Wir stellten ihr ein paar Fragen.

Sind Sie mit guten Vorsätzen ins neue Jahr gestartet?

Das bin ich nicht. Der Start in ein neues Jahr erscheint immer wieder wie ein Neubeginn – und darauf freut man sich. Mehr ist es bei mir aber nicht. Gute Vorsätze habe ich das ganze Jahr über. Und daraus entwickle ich Ideen, die ich dann umsetzen möchte.

Was hat Sie 2015 besonders geärgert?

Es mag ärgerlich sein, wenn notwendige Vorhaben nicht so schnell umgesetzt werden können, wie es sein sollte. So ein Fall ist beispielsweise die Breitbandversorgung für ganz Enzklösterle. Aber in solchen Fällen ist Geduld gefragt, und wir sind bei diesem Punkt inzwischen doch weit vorangekommen. Das ist zwar noch nicht so erkennbar, wird es aber bald sein. Insgesamt bin ich nicht der Mensch, der sich lange über etwas ärgert. Ich suche lieber Lösungen und arbeite daran.

Und worüber haben Sie sich am meisten gefreut?

Ich habe mich über vieles gefreut. Die Übernachtungszahlen sind wieder gestiegen. Es geht mit dem Tourismus nach oben. Die Infrastruktur von Enzklösterle stimmt. Man kann im Ort einkaufen, zum Arzt gehen und sich insgesamt versorgen. Ganz besonders erwähne ich aber das große bürgerschaftliche Engagement, das im vergangenen Jahr sehr sichtbar war. Zu nennen wäre hier unter anderem der Arbeitskreis Asyl, der Arbeitskreis Soziales, der Projekt-X-Verein, der Arbeitskreis Spielplatz, der Arbeitskreis Heidelbeerdorf und viele andere Gruppierungen. Hier entwickeln Bürger für Bürger und bringen die Dinge für Enzklösterle voran. Eine ganz große Geschichte war noch am Ende des Jahres der Erfolg beim Crowd-Funding zugunsten des geplanten Mehrgenerationenplatzes. Nicht nur, dass ein Betrag von 14 000 Euro zusammengekommen ist – das Projekt hat auch mehr als 180 Unterstützergruppen gefunden. Das spricht für sich.

Was steht dieses Jahr ganz oben auf der Prioritätenliste?

Neben der Erfüllung aller Pflichtaufgaben ist nicht viel Platz für Prioritäten. Vorne an steht aber auf jeden Fall die Vergrößerung des Heidelbeerfestes unter Einbeziehung der Vereine und Institutionen von Enzklösterle sowie der Gastronomie. Und natürlich werden wir den Bau des Vital/Aktiv-Platzes als Mehrgenerationenplatz angehen.

Welche Themen dürften dem Gemeinderat 2016 schwer im Magen liegen?

Hier könnte man jedes Jahr dasselbe nennen. Der Gemeinderat wird zusehen müssen, wie die vielen Aufgaben und notwendigen Sanierungsmaßnahmen mit den zur Verfügung stehenden Mitteln erledigt werden können. Aber gemeinsam werden wir genug Ideen entwickeln. Schließlich wollen wir Enzklösterle weiter voran bringen.

Wie lautet Ihr größter Wunsch für das neue Jahr?

Ich hoffe, dass die Welt friedlicher wird und wertebewusster. In Enzklösterle leben wir noch in einer Idylle – und das möge so bleiben. Ansonsten wünsche ich mir, dass es mit dem Tourismus von Enzklösterle weiter voran geht und dass es für die Bürgerinnen und Bürger des Ortes attraktiv bleibt. Mehr Einwohner und mehr Arbeitsplätze wären auch schön.

Seit 2011 sind Sie ehrenamtliche Bürgermeisterin. Haben Sie es schon mal bereut, das Amt angetreten zu haben?

Nein, für mich war die Übernahme des Amtes eine Frage des kommunalpolitischen Engagements. Ich wusste vorher, worauf ich mich einlasse, und es gehört dazu, auch manchmal durch schwere Wasser zu schippern. Insgesamt macht die Arbeit Freude. Natürlich funktioniert das nur dank aller Mitarbeiter der Gemeinde, die sehr gute Arbeit leisten, und des Gemeinderates. Vor allem aber dank der großen Unterstützung durch meinen Mann und meine Familie. Zugeben muss ich, dass dieses Ehrenamt oft mehr Zeit in Anspruch nimmt, als meine Haupttätigkeit.   Die Fragen stellte Markus Kugel