Der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten schadet den Apotheken. Foto: © Sherry Young/Fotolia.com Foto: Schwarzwälder-Bote

Infrastruktur: Empfinger Apothekerin Henghuber ist für ein Verbot des Online-Handels mit Medikamenten

Die Empfinger Apothekerin Ursula Henghuber begrüßt das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geplante Gesetz zum Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Medikamenten. Ohne ein derartiges Gesetz befürchtet sie Nachteile für die Kunden.

Empfingen. Ursula Henghuber, Leiterin der Spitzweg-Apotheke in Empfingen, sieht das Urteil des Europäischen Gerichtshof vom Oktober vergangenen Jahres als "große Gefahr für alle Apotheken, aber ganz besonders für die kleineren und damit auch oft die auf dem Lande". Der Gerichtshof hatte entschieden, dass ausländische Versender vom deutschen Apothekenverkaufspreis abweichen dürfen, nach oben wie nach unten. Bleibt es dabei, befürchtet Henghuber gegenüber unserer Zeitung ein Apothekensterben. Keine Apotheke könne nur von Notfällen und Rezepturen leben. "Die Konsequenz wird eine schlechtere Versorgung der Bevölkerung, auch bedingt durch weite Wege, sein. Ausländische Konzerne werden sich auf den Markt drängen und die Rosinen picken, und früher oder später werden sie auch die Preise bestimmen wollen", befürchtet sie.

Henghuber denkt auch nicht, dass die Krankenkassen durch Medikamente aus dem Ausland finanziell entlastet werden würden. Sie sagt: "Das wird auf lange Sicht meiner Meinung nach für die Kassen nicht günstiger werden, denn die Preise im Ausland für verschreibungspflichtige Medikamente sind gar nicht so niedrig, wie viele glauben."

Abgesehen von der existenziellen Gefahr für Apotheken sieht die Henghuber aber auch einen großen Nachteil für Kunden, falls Versandapotheken die Oberhand gewinnen würden. Denn die Mitarbeiter in der Spitzweg-Apotheke würden ihre Kunden nicht nur persönlich beraten, die Apotheke sei auch viel schneller als jeder Online-Versand. Henghuber sagt: "Haben wir etwas nicht auf Lager, so bekommen wir es innerhalb von zwei bis drei Stunden und liefern es dem Patienten nach Hause. Stellen Sie sich vor, Sie benötigen ein Antibiotikum oder ein Schmerzmittel!"

Henghuber fordert daher, dass die Entscheidungsträger gut überlegen sollten, welche Apothekenlandschaft sie in 15 Jahren haben wollen. Das vorgeschlagene Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Medikamenten begrüßt sie daher.