Mit dem internationalen Freiwilligendienst ein Jahr Peru: Die 20-jährige Jana Schindler verschlug es an die Küste des Pazifiks

Von Melanie Pieske

Empfingen. Noch einmal die Freiheit atmen, bevor der Uni-Alltag das Aussteigen mehr und mehr unmöglich macht – Jana Schindler packte diese Chance beim Schopf. Raus aus der Bibliothek, rein in das Flugzeug nach Peru, hinein in eine unbekannten Welt.

Es ist peruanischer Winter, als

Jana Schindler im August vergangenen Jahres aus dem Flieger steigt. Grauer Himmel und eine Coca-Cola-Reklame, das ist das Erste, was sie sieht. Die Fahrt vom Flughafen führt vorbei an vollgestopften Kombibussen, vorbei an Menschen, die wie ein Wunder unverletzt die Straße überqueren. Und aus allen Ecken hört man die Autos hupen. Hier ein Jahr leben? Das war in diesem Moment für die 19-Jährige noch unvorstellbar.

   Ein gutes Jahr später sitzt sie in der Mittagssonne, streicht sich ihr rotblondes Haar aus dem Sommersprossen verzierten Gesicht. Sie ist zurück in Empfingen. Zurück aus dem Land, das ihr anfangs so fremd vorkam und ihr in den zurückliegenden Monaten doch ein Stück zuhause geworden ist.

"Am Anfang war das schon ein kleiner Schock", erzählt sie. Alles sei lauter gewesen, der Fernseher bei ihrer Gastfamilie, der dichte Autoverkehr auf den Straßen. Auch das Spanisch klang so gar nicht nach dem, was sie in der Schule gelernt hatte. Die Eingewöhnungszeit entpuppte sich als eine Herausforderung – eine, die sie aber gezielt gesucht hatte.

Weihnachten, das ist in Peru die Megaparty des Sommers

  Schon nach ihrem Abitur 2012 hatte sie eigentlich vor, sich in das Abenteuer Ausland zu schmeißen. "Aber ich hatte mit dem Lernen den Kopf voll, da kommt man nicht so einfach dazu, etwas zu organisieren", sagt sie. Mit dem Abi in der Tasche begann sie in Heidelberg ein Lehramtsstudium – aber der Reiz, ein Jahr in ein anderes Land zu reisen, ließ sie nicht in Ruhe. Durch Zufall erfuhr sie von dem internationalen freiwilligen Dienst der Erzdiözese Freiburg, über den jährlich viele junge Menschen über den Globus verteilt werden. "Mir war schnell klar, dass will ich machen", erinnert sie sich.

  Ihr Projekt sollte eine Einrichtung mitten in der Wüste werden. Hier kümmerte sie sich um die Hausaufgabenbetreuung von Kindern, packte auf den Feldern bei der Ernte mit an. Aus der Granadilla-Ausbeute – eine hier relativ unbekannte Frucht – finanzierte sich das Projekt. Bis zu zehn Stunden am Tag verbrachte sie hier.

  Manchmal auch die Wochenenden, wenn sie beispielsweise Workshops zum Thema Frauenrechte den Müttern im nahegelegenen Dorf gab. Schnell war aus der Eingewöhnungszeit Alltag geworden.

Sie selbst lebte in einem Ort namens Huaura, 160 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Lima, an der Pazifischen Küste. Ihre Gastfamilie lebte gut situiert, mit viel Platz für die drei – mit Jana eingerechnet – vier Töchter.

  Nicht selbstverständlich in einem Land, wo Häuser aus Bambusmatten mit supermodernen Hochhäusern koexistieren. "Diese krassen Unterschiede machten mich immer wieder sprachlos", so die 20-Jährige. Sprachlos machte sie aber das "unglaublich gute" Essen, die Dörfer in den Bergen, die Lebenslust der Peruaner. Im Gedächtnis eingebrannt hat sich auch das Weihnachtsfest: "Bis in die Nacht hinein wird gemeinsam gegessen und um Mitternachts explodiert ein gigantischen Feuerwerk. Silvester bei uns ist nichts dagegen", schwärmt sie. Sie möchte auf jeden Fall irgendwann wieder zurück nach Peru.

  Frisch zurück aus Südamerika, vermisst sie vor allem eines: "Ihre" Kinder. "Mittags in der Wüste rumtollen, das hatte schon was", lacht sie. Im Oktober beginnt für sie wieder ein neuer Lebensabschnitt, dieses mal in Erfurt, mit einem neuen Studium.

Weitere Informationen: Jana Schindler berichtet beim nächsten Empfinger Frühstück am Dienstag, 16. September, im evangelischen Gemeindehaus mit einem Bildvortrag von ihrem Aufenthalt. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen bei Anke Reich, Telefon 07485/1515. Infos zum internationalen Freiweilligen Dienst unter http://www.fif.kja-freiburg.de/.