In der Kinderklinik in Tübingen: Lukas (links) und sein Freund Dennis erhalten Besuch von Clowns. Foto: Bossenmaier Foto: Schwarzwälder-Bote

Lukas Bossenmaier geht es nach seiner Tumorerkrankung wieder gut / Seit dem 5. Dezember in seiner Klasse

Von Jürgen Baiker

Empfingen. Wenn man heute den siebenjährigen Lukas Bossenmaier quirlig und lebensfroh sieht, kann man nicht glauben, dass er in diesem Sommer schwer krank war und dem Tod nur knapp entronnen ist. Hätte man mit der Behandlung noch länger gewartet, wäre er Tage später erstickt.

Man kann es nur erahnen, weil sein Haarwuchs noch sehr bescheiden ist. Angefangen hatte es mit einem spaßigen Event, ein Ausflug der Narrenzunft in den Europapark am 8. Juli dieses Jahres. Lukas begann plötzlich zu "schnarcheln". Ein Ton, den man nicht gewohnt war. Zwei Tage später war sein Hals seitlich geschwollen. Es tat nicht weh. Hatte er sich irgendwo gestoßen? Kurzfristig wurde mit dem Kinderarzt Kontakt aufgenommen. Die Lymphknoten waren geschwollen, also wurde Antibiotika verordnet. Tage später hat Lukas in der Schule gespuckt, sofort ging es wieder zum Kinderarzt, der Lukas in die Kinderklinik Tübingen schickte. Dort ging dann alles sehr schnell: Blutentnahme, Röhre.

Wie macht man einem siebenjährigen Kind klar, dass man in der Röhre ganz still liegen muss, sollte es doch auch ohne eine Kurznarkose gehen? Es geht ins Raumschiff, so der Doktor. Lukas war tapfer.

Die Schwellung war ein bösartiger, schnellwachsender Tumor in der Größe eines Gänseeies, der auf die Luftröhre drückte. Gewebe wurde entnommen und ein Katheter vom Hals zur Brust wurde gelegt, über den die Medikamente, Cortison, Chemo, gegeben werden, aber auch das Blut ständig kontrolliert werden konnte.

Zu vier Blocks, der erste vom 20. Juli bis 6. September und der letzte vom 9. bis 13. Oktober musste Lukas stationär in die Klinik nach Tübingen. In den Pausen musste wöchentlich das Blut kontrolliert werden und eine Katheterpflege vorgenommen werden. Der Tumor ging zurück ohne Operation. Erst am 30. November wurde Lukas vom Katheter befreit.

Am Anfang seiner Krankheit waren Schulferien. Wie ging es dann mit der Schule weiter? Kann Lukas in seiner Klasse bleiben, das heißt in die zweite Klasse einsteigen? Es gab Gespräche mit der Grundschule Empfingen und mit der Klinikschule in Tübingen. Lukas bekam Hausunterricht sowohl in der Klinik, als auch zu Hause. Zu Hause kümmerte sich seine Klassenlehrerin Birgit Armbruster um ihn, die dienstags und donnerstags zu Lukas nach Hause kam und unterrichtete. Der Schwerpunkt des Hausunterrichts lag auf Mathematik und Deutsch.

Seit dem 5. Dezember ist Lukas wieder ordentlicher Schüler in seiner Klasse. Der Anschluss an die Klasse, sowohl unterrichtsmäßig, aber auch die Kontakte, haben nie abgerissen. Lukas hat immer wieder viele gute Wünsche bekommen. Zu Hause, an einer Schnur aufgereiht, erinnern sie Lukas immer wieder, dass tagtäglich viele an ihn gedacht haben.

Auch im Krankenhaus findet Lukas Freunde

Der erste Schultag von Lukas am 5. Dezember war für die ganze Klasse 2b ein Erlebnis, denn Lukas brachte auch die Konrektorin der Klinikschule, seinen dortigen Lehrer und eine Medizinstudentin mit, die ihn in Tübingen betreut hatte. In zwei Stunden Unterricht gab es in Form eines Rollenspiels viele Fragen und Antworten.

Wie erging es ihm in der Klinik? Lukas hat sein fröhliches Wesen nie verloren. Er war immer guten Mutes, wie auch die vielen Fotos zeigen, die heute auf dem heimischen Computer zu sehen sind. Freunde hatte er dort auch gefunden, so Dennis aus Heudorf im Hegau. Die Mutter von Dennis hatte eine tolle, lange Haarpracht. Diese hat sie abschneiden lassen, damit daraus eine Perücke für ein krankes Kind oder auch einen kranken Erwachsenen hergestellt werden kann. Lukas hat auch Levin Schlesinger getroffen. Als aufgeweckter und immer überall interessierter Junge ist man natürlich auch schon EDV-mäßig interessiert. So bekam Lukas über den Verein "Krakian" (Kranke Kinder ans Netz) einen Laptop gestellt, mit dem er mit seiner Freundin Lilly Reich skypen konnte. Lilly hat Lukas sogar ihr Insektenhaus, das sie beim Sommerferienprogramm gebastelt hatte, geschenkt.

Freudig über seine zurückgekehrte Gesundheit und im Blick die Kinderklinik Tübingen, hat Lukas in seiner Klasse eine Spendenaktion für den Förderverein krebskranker Kinder ins Leben gerufen.

Für seine Geschichte gab Lukas ausdrücklich seine Zustimmung. Jetzt blickt er in die Zukunft und möchte auf diese Krankheit nicht mehr angesprochen werden, so sein ausdrücklicher Wunsch.

Die Eltern von Lukas, Wolfgang Bossenmaier und Beatrix Söll-Bossenemaier, seien ab der ersten Untersuchung und den Kontakten zu Arzt und Kinderklinik immer sehr zufrieden gewesen. Für sie sei es sehr wichtig, zu zeigen, dass man auch Hoffnung haben könne, dass es nicht immer schlecht ausgehen muss, sondern auch gut ausgehen könne. Krebs sei nämlich nicht automatisch unheilbar.