Trotz der Strapazen trafen alle Wanderer nach 24 Stunden im Ziel ein. Fotos: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Freizeit: Alle 38 Teilnehmer halten die 90-Kilometer-Wanderung der SGE bis zum Ende durch

Pünktlich nach genau 24 Stunden Fußmarsch und 90 Kilometern in den Beinen kamen die Extremwanderer bei der von der Sportgemeinschaft  Empfingen (SGE) organisierten Wanderung in Empfingen an.

Empfingen (gab). Und was die Veranstalter nicht für möglich hielten: alle 38 gestarteten Teilnehmer und die sechs Wanderführer hielten die anspruchsvolle Tour durch.

Für die Planer der Tour war schon früh klar, dass an dem 90. Geburtstag der SGE eine dementsprechend lange Tour auf dem Plan stehen musste. Aber allen war auch von Anfang an bewusst, dass ohne entsprechende Trainingsvorbereitung so eine lange Wanderung nicht zu schaffen ist. Im Wissen der harten Herausforderung boten die erfahrenen Veranstalter ein entsprechendes Vorbereitungstraining mit Wanderungen von 25 bis 50 Kilometer an.

Bei der vierten Auflage der 24-Stunden-Wanderung führte die Strecke diesmal nicht von Empfingen weg, sondern der Startpunkt war diesmal am Bodensee in Ludwigshafen mit dem Ziel Empfingen. Bei der Hinfahrt mit dem Bus regnete es bis kurz vor dem Startpunkt in Strömen und dementsprechend wurde schon im Vorfeld der Rucksack nach den Regenvorhersagen mit Regenjacken und Schirm bepackt. Doch pünktlich zum Start schien die Sonne und der Regen zog nach Westen ab.

Pünktlich um 16 Uhr setzte sich der Trott in Bewegung, 21 Frauen, 17 Männer und sechs Wanderführer. Zunächst ging es weg vom Bodensee steil nach oben. Master-Guide Lothar Hank hatte die Strecke, den Zeitplan und auch die Pausen genau geplant. Seit Monaten arbeitete er an Marschtabellen, Koordinaten und Zeitplänen. Zusammen mit Kurt Fischer, der für die Sicherheit der Teilnehmer auf den Hauptstraßen zuständig war, führte er den Wandertrott an. Die vier weiteren Wanderführer Ralf Grübe, Paul Beuter, Peter Eger und Gabriel Müller als Gesamtverantwortliche versuchten, die Gruppe zusammenzuhalten.

"Wir bieten den Teilnehmern ein Komplettpaket an, das sie selbst nicht organisieren können", so Gabriel Müller. Vor fünf Jahren hatte er die Idee, so ein Wanderevent zu organisieren und für alle anzubieten. Bei der ersten kurzen Pause nach 13 Kilometern warteten bereits Willi Eger und Susanne Struck mit ihrem Begleitbus. Der war vollgepackt mit 20 Kisten Mineralwasser, fünf Metern Hefe- und Nusszopf, gebacken und ebenfalls gestiftet von den Mitwanderrinnen Helena Deuringer und Carmen Dumke, viel Obst, Kaffee und Energieriegel.

Zahlreiche Wehwechen

In Neuhausen gab es Abendessen und bereits um Mitternacht wurde die Donau in Mühlhausen überquert. Wieder wartete der Begleitbus. Wieder eine kurze Pause. Wanderführer Lothar Hank drängte immer wieder zum Aufbruch. Danach immer das gleiche Spiel. Aus dem Lautsprecher von Rettungsassistent Benjamin Müller – nicht nur zuständig für alle möglichen Wehwehchen, sondern auch für die Startmusik – dröhnte  AC/DC mit Hells Bells. Hinweise, dass es rum war mit der Pause. Immer wieder rotteten sich die Stirnlampen zusammen. Im Lichtkegel konnte man die Wurzel auf dem Weg früher erkennen und den Stöcken des Vordermannes besser ausweichen. Mit der Dunkelheit wurden auch die Gespräche weniger, dafür nahmen die Müdigkeit und die Schmerzen in Füßen und Beinen zu.

Die Strecke führte immer ansteigend durch das Lippachtal. Durch die starken Regenfälle der vergangenen Wochen dröhnte ein gewaltiges Rauschen aus dem Bach.

Plötzlich stoppte die Gruppe, Wanderführer Lothar Hank war geschockt. Bei der Besichtigung der Wanderstrecke vor einer Woche war dieser Abschnitt noch trockenen Fußes zu erwandern. Doch der Lippachbach trat nun an dieser Stelle über sein Ufer. Ein Durchkommen war nur mit nassen Füßen und Socken möglich.

Am Sportplatz in Bubsheim wurde mit 921 Metern Höhe um vier Uhr der höchste Punkt der Strecke erreicht und mehr als die Hälfe der Strecke geschafft. Und immer noch nichts in Sicht von dem erwarteten Regen. Dagegen leuchtete der Vollmond  über die Alb, so hell, dass man nur im Walddickicht die Stirnlampe brauchte.

Ein Fünfsternefrühstück, vorbereitet von Elmar Schmitt und seinem Team, wartete im Tennisheim in Schömberg. Hier nahm auch die Arbeit von Rettungsassistent Benjamin Müller deutlich zu. Blasenpflaster, Eisbeutel, Sport- und Schmerzsalben waren gefragt. Dort wechselte auch das Betreuerteam. Gundi Primas und Thomas Aigeldinger übernahmen den Begleitbus.

Über Rosenfeld führte die Strecke zum Mittagessen nach Heiligenzimmern. Doch zuvor mussten viele Matschpassagen und Wasserlöcher durchquert werden. Knöcheltief und tiefer stapften die Wanderer durch die aufgeweichten Pfade. In der Holzhandlung Lohrmann servierten die Abteilungsmitglieder Frank Jüngling und Manfred Strein Maultaschen mit Kartoffelsalat.

Fuß-, Schienbein-, Knie- und Hüftschmerzen nahmen nochmals zu. Da waren die letzten neun Kilometer bis nach Empfingen für manchen noch eine halbe Ewigkeit, aber der Zielsekt war endlich in Reichweite. Und alle waren froh, dass sie nach den vergangenen Regenwochen nur von unten nass wurden. Und wenn auch die meisten zwischendurch das Unterfangen verfluchten: Eine Nacht mit Mondlicht und das Gemeinschaftserlebnis kann für alle Strapazen entschädigen, erst recht der Moment des Ankommens im Ziel.