Im Jugend- und Lifestylemagazin Vice schreibt Journalist Niclas Seydack seine als Satire gemeinte Bewerbung für das Empfinger Bürgermeisteramt. Foto: Screenshot

Bürgermeisterwahl: Satiriker Niclas Seydack möchte mit seiner Bewerbung junge Menschen erreichen.

Empfingen - Er beschreibt sich als jung, visionär und charismatisch, kennt aber weder Empfingen noch einen der rund 4000 Einwohner. Trotzdem würde Niclas Seydack gerne Bürgermeister in der Gemeinde werden. Ganz ernst meint er seine Ideen nicht. Er möchte vielmehr junge Menschen für die Kommunalpolitik begeistern.

"Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bürgerinnen und Bürger, Bezug nehmend auf Ihre Ausschreibung vom 19. Juni 2017 auf der Videoplattform YouTube bewerbe ich mich hiermit als Bürgermeister der Gemeinde Empfingen im südlichen Baden-Württemberg." Mit diesem Satz beginnt Niclas Seydack , 27 Jahre alt, sein Bewerbungsschreiben für das Bürgermeisteramt in Empfingen. Es ist zu lesen auf der Internetseite des Lifestyle- und Jugendmagazins Vice.

Eine Botschaft mit ernstem Hintergrund

In seinem satirischen Beitrag erklärt der Journalist, der sich selbst als jung, visionär, charismatisch und als "Prototyp des modernen Politikers" beschreibt, was er sich für Empfingen vorstellt. Dabei redet er nicht lange um den heißen Brei herum, sondern schreibt sehr direkt: "Stadtmarketing im 21. Jahrhundert heißt: emotions, emotions, emotions. Übersetzt: Ihre bisherige Strategie ist Mist. ›Mein produktives Empfingen‹ – da schläft man ja ein, bevor man zur dritten Silbe gekommen ist."

Seydack möchte die Empfinger aber beruhigen. Denn obwohl sich seiner Ansicht nach in der Gemeinde kein Nachfolger für Bürgermeister Albert Schindler finde, sei jetzt er da, und die Empfinger seien zudem mit ihrem Problem nicht allein. Er schreibt: "Es ist ein gesamtdeutsches Problem, dass lokale Politik niemanden interessiert. Bei Kommunalwahlen wählt oft nicht einmal jeder Zweite. Und junge Menschen interessiert – wenn überhaupt – Europa. Aber doch nicht der Bau von Umgehungsstraßen in Süderbrarup oder Fürstenfeldbruck."

So wenig ernst gemeint der Beitrag auch sein mag, er hat doch einen ernsten Hintergrund. Das ergibt sich aus einem Schreiben, das Seydack an die Empfinger Gemeindeverwaltung geschickt hat. Hauptamtsleiter Theo Walz sagt unserer Zeitung, der Satire-Schreiber wolle mit seiner Art der medialen Darstellung erreichen, dass die Kommunalpolitik wieder einen Weg in die Lebenswelt von jungen Menschen findet. Eine ernst gemeinte Bewerbung habe Seydack nicht auf dem Rathaus eingereicht.

Weitere Informationen: www.vice.com/de

Info: Maßnahmenkatalog für Empfingen

Einige Highlights aus dem "Maßnahmenkatalog" von Niclas Seydack: "Wir müssen aufhören, uns ständig mit der Kreisstadt Horb am Neckar zu vergleichen. (...)

Ich will T-Shirts mit "Proud to be a Empfinger" und "Alerta, alerta, Fuck Horb am Neckar!"

"Ich werde das Naherholungsgebiet um den Stauweiher ausbauen und dafür aggressives Guerilla-Marketing betreiben."  

"Unsere SG Empfingen muss raus der Bezirksliga Nördlicher Schwarzwald und rein in die Champions League."

" Ich werde Leerstand in Empfingen luxussanieren und Tübinger Studenten provisionsfrei zur Verfügung stellen. Und Horb wird das bezahlen."