Günther Reich (links) und Klaus Warnke bei der staubintensiven Arbeit. Endlich wird ein »Herzensanliegen« ein kleines Fasnetsmuseum Wirklichkeit. Foto: Baiker

Wanddurchbruch vom Heimatmuseum zum Dachspitz der Musikschule geschafft. Wertvolle Zeugnisse des Brauchs.

Empfingen - Das Empfinger Fasnetsmuseum wird bald Wirklichkeit, denn Günther und Dieter Reich, sowie Klaus Warnke haben am 27. Dezember den Wanddurchbruch vom Heimatmuseum in den Dachspitz von der Musikschule gemacht.

Rückblick: Im Empfinger Heimatmuseum gibt es immer wieder Aufräumaktionen. Denn das Museum bekommt immer wieder auch überraschend Neues, seien es Gegenstände oder auch andere Utensilien und Anzüge aus alter Zeit. So traf im August 2012 ein kompletter Empfinger Schantle aus dem Jahr 1936 ein, der in einer Vitrine einen Platz fand. Auf dem Anzug ist unter anderem ein Treiber mit einem Bären zu sehen.

Günther Reich erinnert sich daran, dass seine Mutter Amalie Reich immer wieder davon erzählt hat, dass nach Empfingen "schwarze Kerle" mit einem Bären gekommen sind. Dieser habe beim Spiel mit dem Tamburin getanzt und anschließend gingen die Treiber mit einem Hut durch die Zuschauer um zu sammeln.

Oft ist es reiner Zufall, dass man auf solche Schätze stößt, oft im Rahmen einer Entrümpelung oder einer Hausauflösung. Der Empfinger Hans Perk hielt sich in Haigerloch auf und traf dort zufällig Magdalena Gaus, die erzählte, dass sie Verwandte in Empfingen habe und bei einer Hausauflösung von ihrem verstorbenen Schwager Albert Baiker die Weißnarrenmaske gefunden habe, dazu die dazugehörige Kleidung. Perk gab diese Informationen an Roland Walter, Sprecher des Heimatkreises weiter, der sofort nach Haigerloch fuhr und sich genauer informierte. Schnell war klar, dass es sich um ein kostbares Exemplar der Empfinger Fasnet handelt. Die Maske taxierte Klaus Warnke auf 1936.

Dies wurde von Magdalena Gaus bestätigt, kann sie sich doch noch erinnern, wie Albert Baiker in die Hose und die Jacke geschlüpft ist und die Maske übergestreift hat. Eine dazugehörige hölzerne Ziehharmonika-Schere ist nicht mehr vorhanden.

Angeregt durch den Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 9. September, bei dem erste "alte" Exemplare von Fasnetsmasken und Häs bewundert werden konnten und durch die damit zusammenhängenden Presseberichte gab es doch Gedankengänge wie "Bei mir ist doch auch noch etwas auf der Bühne".

So brachte Hildegard Söll, geb. Blocher, eine komplettes Fasnetsgewand mit Maske, Schellen und einer Streckschere von ihrem Vater Markus Blocher, Jahrgang 1900 und Mitglied der Kameradschaft "Hamburger" vorbei, sowie noch eine zweite Maske von ihrem Bruder Anton Blocher, Jahrgang 1923.

Diese Maske stammt aus den 1950er-Jahren, vermutlich noch vor Gründung der Empfinger Narrenzunft, geschnitzt von Josef Gaus. Die Schantlemaske im Blick stellte Klaus Warnke fest, dass der "Schnitzer" nur kleines Schnitzwerkzeug zur Verfügung hatte, nicht umfassendes Schnitzwerkzeug wie heute. Somit war viel mehr Handarbeit notwendig. Roland Walter selbst sieht in der Maske einen regen Lebensabschnitt wieder, da an der Maske immer wieder Ergänzungen vorgenommen wurden, so auch Farbauftragungen.

Da die Fasnetsabteilung doch inzwischen mehr Platz benötigt, kam der Heimatkreis zusammen mit der Narrenzunft zu einer sehr interessanten Überlegung und hatte dafür an die Gemeinde einen Antrag gestellt. Der Heimatkreis sah eine Möglichkeit für eine ständige Fasnetsabteilung im Dachspitz der Musikschule, die sich an das Heimatmuseum anschließt. Dazu Roland Walter feststellend: Die Fasnet ist ein Kulturgut von Empfingen. In den weiteren Wochen kamen weitere Fasnetsexemplare dazu. Die Idee für Räumlichkeit: Auf der entsprechenden Ebene könnte man einen Riegel durchbrechen und so Raum schaffen für die Fasnetsausstellung. Der Zugang wäre über das Heimatmuseum. Nun wird sie umgesetzt: Der Gemeinderat hat sich in einer seiner jüngsten Sitzungen dem Anliegen des Heimatkreises und der Narrenzunft angenommen und den Durchbruch genehmigt (wir berichteten).

Zusätzlich hat der Gemeinderat der Übernahme der kalkulierten Kosten für den Durchbruch und Ausbau in Höhe von 2000 Euro zugestimmt.