Monumente des Ersten Weltkriegs saniert / Schindler: "Mahnmale gegen den Krieg sollen Geschichte lebendig halten"

Von Melanie Pieske

Empfingen. Respekt und Ehre für die Toten und Vermissten – in Empfingen wird das hoch gehalten. Steinerne Denkmale an verschiedenen Standorten in der Gemeinde erinnern an die Gräueltaten der beiden Weltkriege. 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs sind zwei dieser maroden Monumente saniert worden.

Wenn Albert Josef Schindler an die Opfer der beiden Weltkriege denkt, dann will ihm die Sinnfrage "Für was, wozu?" nicht aus dem Kopf. Seit Jahren setzt sich der Empfinger Bürgermeister für den Erhalt der Denkmäler in der Gemeinde ein, um an die Gräueltaten zu erinnern. "Ich möchte, dass auch unsere Nachkommen ermahnt werden, wie zum Beispiel meine beiden Enkel."

Ihm sind die Geschichten des Krieges bereits "in Fleisch und Blut übergegangen", wie er sagt. Er trägt die Namen seiner Onkel, die beide im Ersten Weltkrieg gefallen sind: den des Bruders seiner Mutter, Albert, und den des Bruder seines Vaters, Josef. Hinzu kommt, dass der 64-Jährige in seinen bald 30 Jahren als Rathauschef unzählige Begegnungen mit Menschen hatte, deren Schicksale vom Krieg gezeichnet waren. "Bei meinen früheren Hausbesuchen bei Geburtstagen hatte ja beinahe jeder Krieg erlebt." Auch diese Lebensgeschichten haben sich eingeprägt, sagt er.

Seit über 20 Jahren ist er Mitglied im Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge – eine humanitäre Organisation, die sich darum bemüht, Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen. Diese Aufgabe ist für ihn in seiner Gemeinde eine "Herzensangelegenheit".

Zum Anlass des Beginn des Ersten Weltkrieges wurde nun im Auftrag der Gemeinde das Reiterdenkmal "Empfingen seinen Gefallenen i. Weltkrieg 1914 – 1918" an der Nordseite der Pfarrkirche und die beiden Grabsteine der russischen Kriegsgefangenen in Wiesenstetten für rund 6000 Euro von der Firma Hellstern und Kessler saniert.

Rund vier Wochen dauerten die Arbeiten von Steinbildhauerin Gabi Schweizer, ihrem Sohn Manuel und Steinmetz Georg Pfister.

Kälte und Nässe nagten an dem maroden Sandstein

Vor allem das Reiterbild war deutlich angegriffen. Witterungseinflüsse wie Kälte und Nässe nagten an dem maroden Sandstein und hinterließen ihre Spuren.

Die rissigen Stellen sind nun wieder mit Harz gefüllt, und mit einem Verfestigungsmittel versiegelt. Auch die Inschrift mit den Namen der 65 Gefallenen und Vermissten ist mit frischer Farbe nachgezeichnet worden und erstrahlt aufgefrischt im ursprünglichen Blau.

Die Gräber der in Kriegsgefangenschaft an einer Grippe verstorbenen Russen Anton Seliga und Ivan Okunov wurden direkt in der Werkstatt der Firma in Angriff genommen. "Die Steine standen allerdings nicht mehr über den eigentlichen Gräbern, sondern sind schon früher versetzt worden", erklärt Schindler.

Aber nicht nur mit steinernen Monumenten will der Rathauschef die Erinnerungen hoch halten, auch mit der Empfinger Partnergemeinde La Roche Blanche soll die Geschichte weiter getragen werden. Die beiden Gemeinden treffen sich daher am 11. November in Frankreich, um gemeinsam an den Waffenstillstand von Compiègne zu erinnern.

Und bereits am 16. November gastieren dann die Franzosen im Gegenzug in Empfingen, um am Volkstrauertag den gefallenen deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg zu gedenken. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir noch einmal gegeneinander Krieg führen", so Schindler.