Bürgermeister Albert Schindler (links), ein versierter Hobbyhistoriker, wusste viel über Empfingen zu informieren. Fotos: Baiker Foto: Schwarzwälder-Bote

Evangelische Kirchengemeinde feiert / Bürgermeister Albert Schindler erzählt aus der Empfinger Vergangenheit

Von Jürgen Baiker

Empfingen. Die evangelische Kirchengemeinde Empfingen feierte am Wochenende ihr Gemeindefest. Anlass dazu war auch das 100-jährige Jubiläum des Gebäudes, das mittlerweile längst das evangelische Gemeindehaus ist.

Vor 100 Jahren gebaut als Farrenstall, wurde es später zum Gemeindebauhof, dann kaufte es die evangelische Kirchengemeinde und baute es zum evangelischen Gemeindezentrum um.

100 Jahre zurückblicken – so bot es sich an, am Samstagnachmittag eine Führung durch das Heimatmuseum zu machen, gibt es dort doch viele Dinge zu entdecken, die zeigen, wie Menschen vor 100 Jahren gelebt haben. Dieter und Günther Reich führten durch das Museum und hatten zu allen Gegenständen sehr viele Informationen parat.

Der Sonntagmorgen begann mit einem Erntedank-Gottesdienst in der Kapelle beim Friedhof. Dabei zeigten die Konfirmanden aus Empfingen, was sie vor dem Netto in Empfingen an Lebensmittel für den Tafelladen in Sulz gesammelt hatten. Wie zu erfahren war, hatten die einkaufenden Kunden für diese Aktion viel Verständnis und so brachten sie vom Einkaufen manche langhaltende Lebensmittel mit, so dass sich der Einkaufswagen schnell füllte.

Nach dem Mittagessen, welches der Kochkurs zubereitet hatte, und Kaffee und Kuchen hieß es nochmals "Empfingen vor 100 Jahren". Zu diesem Vortrag konnte Bürgermeister Albert Schindler gewonnen werden.

Pfarrer z.A. Christoph Gruber ging in seiner Begrüßung nochmals auf den Erntedank-Gottesdienst ein. Die Friedhofskirche war voll. Einige Besucher sagten ihm, dass sie die Fugel-Bilder noch in ihrem Religionsunterricht erlebt haben.

Bürgermeister Albert Schindler verstand es anschließend sehr humorvoll und kurzweilig "Empfingen vor 100 Jahren", aber auch Empfingen seit seinem Bestehen Revue passieren zu lassen.

Einige wichtige Daten: u 772: Empfingen wird erstmals urkundlich erwähnt im Lorscher Kodex u 1406: Verleihung des Marktrechtes und der Gerichtsbarkeit durch König Ruprecht in Heidelberg an Ritter Mansperg u 1555: Mühlheimer und Renfrizhausen scheiden aus der katholischen Urkirche Empfingen aus, da sie evangelisch wurden u Revolutionszeit 1848/1849: Zeit der Vereinsgründungen, so 1847 Musikverein Empfingen; 1867: Männergesangverein Liederkranz Empfingen. u 1911: "Der Strom kommt" nach Empfingen. Da der Strom teuer war, ging man mit der Beleuchtung sehr sparsam um. Die Motoren der landwirtschaftlichen Maschinen hatten Vorrang. u Industrialisierung: Orte am Eisenbahnnetz wuchsen. Da Empfingen keinen entsprechenden Anschluss bekam, stagnierte Empfingen. Die Einwohnerzahl sank sogar. u Erster Weltkrieg: 65 Männer verloren als Soldaten ihr Leben. Am 24. März 1914 erteilte das Königliche Oberamt Haigerloch die Baugenehmigung zum Bau des Farrenstalles, die Baukosten betrugen 12 507 Reichsmark. Schindler brachte die Original-Baugenehmigung mit. u 1968: Bezug der Kaserne und des Wohngebietes Reichenhalden, ab da nahm die Bevölkerung und auch die Zahl der evangelischen Mitchristen zu. u 1970/71: Umbau zum Bauhof, danach Verkauf an die evangelische Kirchengemeinde und Umbau im Jahr 2000 mit der Einweihung als evangelisches Gemeindehaus.

Mit Stand 31. Dezember 2013 hatte Empfingen 2347 Katholiken, 685 evangelische Christen und 902 Einwohner, die entweder dem muslimischen Glauben angehören oder der Kirche fern stehen.