In 431 Tagen um die Welt: Bärbel Gerhardt und ihr Partner Johann de Vries wurden von ihrer Familie bei der Ankunft in Empfingen begrüßt. Fotos: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Reise: Bärbel Gerhardt und Johan de Vries von Familie begrüßt / Letzte Etappe bei winterlichen Temperaturen

Vor einem Jahr und zwei Monaten sind Bärbel Gerhardt und ihr Partner Johan de Vries in Empfingen mit ihren Rädern losgefahren. Nun sind sie zurück. Sie wollen sich eine Wohnung suchen, der Reisedurst ist gestillt – vorerst.

Empfingen. Der schwarze Familienhund hopst wie wild durch den Hinterhof der Gärtnerei Gerhardt, als die zwei Radfahrer anrollen. Sie werden erstmal umarmt und begrüßt. Dann die Bilanz: Alle Zahlen, die Johan de Vries vom Bordcomputer am Lenkrad abliest, sind beeindruckend: 95 667 Höhenmeter hat er auf der Tour zurückgelegt. Höhenmeter! Die Länge der Tour wird von einer noch viel größeren Zahl beschrieben: 15 733 Kilometer weit ist Johan de Vries gefahren, 14 079 Bärbel Gerhardt, die zwischendurch mal zu Besuch bei ihrer Familie in Empfingen war. 431 Tage dauerte die Reise insgesamt.

Auf der letzten Etappe von Riedlingen an der Donau bis zur Zieleinfahrt in Empfingen waren es noch 84 Kilometer, 850 Höhenmeter. Und das mit 35 Kilo Gepäck an jedem Fahrrad.

Am Nachmittag sind die Radfahrer bei acht Grad in Empfingen angekommen

Bärbel Gerhardt wusste spätestens in Haigerloch, dass sie wieder in der alten Heimat ist. Als sie die Räder einen steilen Anstieg in der Stadt hochschieben mussten, wurden sie von zwei älteren Damen beobachtet, wie sie erzählt. "Isch Ihne’ ’s Benzin ausgange?", habe die eine in breitem Schwäbisch gefragt. "Do hen se sich au der steilschte Buckel ausg’sucht", habe die andere gesagt. Die beiden Weitgereisten lachen über die Begebenheit, die sie abrupt in die Heimat zurückgeholt hat.

Im Hof zuhause umarmt Bärbel Gerhardt ihren Bruder, ihren Vater, die Mutter, die Tante. Alle sind gekommen, um Hallo zu sagen. Der Tag war windig, bisweilen regnerisch und kalt – am Morgen waren die Radler bei drei Grad gestartet, am Nachmittag bei acht Grad in Empfingen angekommen. Kälter war es nur in Alaska und Tadschikistan, wie sie erzählen.

Die Tour hat das Paar durch den Nahen und Mittleren Osten geführt, durch Asien, Amerika und Alaska, bevor sie über Italien und die Alpen zurück nach Deutschland gekommen sind.

An den Rädern wackelt je ein Fahnenstab am Gepäckträger, geschmückt mit exotischen Flaggen, die vom Wind der Reise zerzaust sind. Trotz der vielen gefahrenen Kilometer sind die Radler der Räder noch nicht überdrüssig. "Wir werden sie nicht einmotten, die sind ja unser einziges Transportmittel", sagt Gerhardt. "Wir haben ja kein Auto."

Am Abend wollten sie zu allererst eine heiße Dusche genießen und freuten sich auf ein bequemes Bett. Nach einigen Tagen in Empfingen wollen die beiden den Vater von Johan de Vries in Holland besuchen und sich dann auf Wohnungssuche begeben. Wenn alles klappt, könnten sie schon bald in Dettensee wohnen.

Wie es nach dem vielen Radeln für die beiden weitergeht? Zwar könne man auf dem Rad gut nachdenken, bestätigt Bärbel Gerhardt. Dennoch fügt sie schmunzelnd an: "Wir sind noch in der Überlegungsphase."