Erlebnis: Bis auf drei Teilnehmer erreichen alle Ausdauersportler das Ziel der 24-Stunden-Wanderung

"Toll, super, ein Erlebnis!" So lautet die einheitlich Meinung von den 31 Teilnehmern und den Betreuern nach der 24-Stunden-Wanderung, die die SG Empfingen, Abteilung Ausdauersport, organisiert hat. Trotz tropischer Temperatur und fast unerträglicher Schwüle schafften fast alle die Extremwanderung.

Empfingen. Auch hatten die Teilnehmer unwahrscheinliches Glück mit dem Wetter, denn die vorhergesagten Unwetter luden sich in anderen Gegenden ab. 81 Kilometer ohne Schlaf in 24 Stunden zu erwandern war das vorgegebene Ziel der Organisatoren. Und das Unternehmen ging auf. Mit einer Verspätung von 15 Minuten lief der Wandertross am Samstag beim Sportrestaurant Seeblick über die Ziellinie. Einziger Wermutstropfen: Drei Teilnehmer mussten aufgeben.

Bei der bereits fünften Auflage der Wanderung führte die Strecke über den Kirchberg und Heiligenzimmern nach Bickelsberg. Hier bot die Abendstimmung erstmals ein tolles Bild ab. Während im Westen die Sonne verschwand, leuchtete der Vollmond bereits im Osten über die Alb. Der Termin wird von den Verantwortlichen bewusst auf den Vollmondtermin gesetzt, da die Stimmung in der Nacht nochmals eine ganz besondere ist. Nach dem Abendessen zeigten die mitgebrachten Stirnlampen den richtigen Weg. Vorneweg Lothar Hank, der zusammen mit Gabriel Müller, Gesamtverantwortlicher der Extremwanderung, die Strecke ausgesucht hatte. Auch hatten die beiden mit den weiteren Wanderführern Ralf Grübe und Peter Eger im Vorfeld die Nachtstrecke abgelaufen. Bei Tag ganz einfach zu finden, doch mitten in der Nacht sieht die Welt dann doch ganz anders aus. Kurz vor Schömberg bog die Streckenführung ins Schlichemtal ab.

Inzwischen zeigte die Uhr nach ein Uhr, die Gespräche in der Gruppe nahmen ab, die Schmerzen nach bereits 32 gelaufen Kilometern nahmen dafür langsam aber sicher zu. Zwischen ein und sechs Uhr hat fast jeder eine Schwächephase. Doch die Bedingungen konnten nicht besser sein. Der Vollmond in seiner vollen Größe, wolkenloser Himmel, die Temperaturen im T-Shirtbereich.

Arbeit für Rettungsassistent

In Rotenzimmern warteten die Betreuer Martina Schima und Manfred Strein mit Kaffee, Hefezopf und vielem mehr auf die müden Wanderer. Eine willkommene Pause und vor allem Zeit, um die vermehrt aufkommenden  Blasen zu behandeln. "Kein Problem", so die wiederholte Äußerung von Karl-Heinz Müller, ehemaliger Realschullehrer aus Horb und mit seinen 66 Jahren ältester Teilnehmer in der Gruppe, auf die Frage nach den Blasen. Hier war dann auch erstmals viel Arbeit für Rettungsassistent Benjamin Müller, dessen Form von Extremsport die Tag- und Nacht-Bereitschaft über 24 Stunden mit seiner medizinischen Versorgung war. Vor allem musste er die besagten Blasen versorgen, neben dem inneren Schweinehund Tourfeind Nummer eins. Wanderschuhe wurden gegen Sportschuhe getauscht, um den Blasen Raum zur Entfaltung zu geben. Pünktlich zur Dämmerung folgte der Durchstieg durch die Schlimenklamm, bevor im Sportheim Epfendorf Elmar Schmitt mit seinem Helferteam mit einem Fünf-Sterne-Frühstück die Wanderer verwöhnte. Dort waren fast 50 Kilometer geschafft. Auch dort wechselte das Betreuerteam. Elke Hellstern-Schmieder und Wolfgang Kolb übernahmen.

Pünktlich nach der Marschtabelle setzte sich der Wandertross mit schweren Beinen wieder in Bewegung. Längst hatten sich kleine Grüppchen gebildet, alte und neue Bekanntschaften. Extreme Erlebnisse verbinden eben. Extrem wurden auch die Steigungen aus dem Neckartal rauf auf die Hochebene. Kaum oben angekommen, folgte wieder der Abstieg ins Neckartal.

Aussicht entschädigt

Wenn auch die meisten zwischendurch das Unterfangen verfluchten: Eine wunderschöne Aussicht ins Neckartal konnte für viele Strapazen entschädigen. "Ein Auf und Ab", so Maximilian Grübe, mit seinen 23 Jahren der jüngste Teilnehmer, über seinen Gemütszustand nach 17 Stunden Fußmarsch. Aber Aufgeben kam für ihn nicht in Frage, denn er wollte schließlich künftig "am Tisch mitreden",  denn Schwester und Vater, er Mitorganisator und Wanderführer des Finanzmathematikstudenten, sie Teilnehmerin vor zwei Jahren, unterhielten sich am Frühstückstisch.

Über Oberndorf und den Boller Felsen erreichte die Gruppe nach einer gefühlten Ewigkeit Sulz. Hier wartete wieder eine längere Pause. 71 Kilometer und 20 Stunden Gehzeit sind geschafft. Doch nochmals zwei Herausforderungen warteten. Die steilen Anstiege zum Gähnenden Stein bei Holzhausen und zur Ruine Wehrstein bei Fischingen ließ manchen Schweißtropfen fließen. Dann endlich der Zieleinlauf nach 24 Stunden und 15 Minuten. Dort warteten Bekannte und Freunde auf die müden Wanderer. Auch Karl-Heinz Müller, der älteste Teilnehmer, schaffte trotz massiver Fußprobleme das Ziel. Blasen kann man abkleben, Ehrgeiz nicht.