Judith Skudelny ist Mitglied im Bundesvorstand der Liberalen Frauen und war Referentin beim Liberalen Stammtisch im Hotel Empfinger Hof. Sie sprach über Frauen in der Politik. Foto: Baiker

Judith Skudelny, Landesvorsitzende der Liberalen Frauen, spricht bei Stammtisch über Chancen von Frauen

Empfingen - Der FDP-Kreisverband hatte zum Liberalen Stammtisch in den Empfinger Hof geladen. Referentin war Judith Skudelny aus Esslingen. Sie saß von 2009 bis 2013 als FDP-Bundestagsabgeordnete im Bundestag.

Für den FDP-Kreisvorsitzenden Timm Kern ist es ein Anliegen mit dem Liberalen Stammtisch, abwechselnd in alle Gemeinden im Kreis Freudenstadt zu kommen. In seiner Einführung sagte Kern, dass Frauen immer noch benachteiligt seien. Er erinnerte an den "Equal Pay Day" am 21. März, der wieder einmal verdeutlicht habe, dass Frauen drei Monate länger arbeiten müssen, um den gleichen Verdienst wie Männer zu haben. Ziel der FDP sei es, mehr Frauen für die Politik zu gewinnen, aber auch mehr Frauenthemen in der Politik zu verankern und zu diskutieren.

Die Referentin des Abends, Judith Skudelny, ist Landesvorsitzende der Liberalen Frauen in Baden-Württemberg. Sie war die erste Frau, die ihr Kind mit in den Bundestag gebracht hat. "Warum werden Männer nicht gefragt, wie sie mit der Betreuung der Kinder zurecht kommen?", wunderte sie sich damals.

Die Referentin sprach Probleme an, die sich durch den demografischen Wandel ergeben. So hätten in den 50er Jahren fünf Erwerbstätige einen Rentner finanziert, heute seien es nur 2,5 Erwerbstätige, die einen Rentner finanzieren. Die Gesellschaft brauche künftig noch mehr erwerbstätige Frauen, um das soziale System aufrecht zu erhalten.

Ein weiteres Problem ist laut Judith Skudelny, dass sich 75 Prozent der Frauen auf nur 20 Prozent der Berufe konzentrieren. "Bei Frauen steht die Karriereplanung nicht im Mittelpunkt, sondern sie machen sich Gedanken darüber, wie sie Kinder und Erwerbstätigkeit unter einen Hut bekommen", so die These der liberalen Frau.

Wichtig sei aber auch neben dem Beruf, sagte Judith Skudelny, eine "partnerschaftliche Erziehung" und "eine partnerschaftliche Erwerbsverantwortung". Arbeitgeber fragen heute immer noch nur die Frauen: "Wie machen Sie es mit Ihrem Kind?" Männer würde man das nicht fragen.

Frauen müssten lernen, Forderungen zu formulieren und sich nicht unter Wert zu verkaufen. Arbeitgeber seien durchaus bereit, wenn sie eine hochqualifizierte Frau bekommen und behalten wollen, mehr zu bezahlen.

Ein weiteres Problem, führte die Referentin aus, sei die Altersarmut von Frauen, denn diese werden älter als Männer. Weitere Stichworte waren die Witwenrente und der Rentenanspruch nach Scheidung.

Judith Skudelny gab auch zu bedenken, dass nur 25 Prozent der Frauen, deren jüngstes Kind über 18 Jahr alt ist, in Vollzeit arbeiten. "Nichterwerbstätigkeit ist ein Luxus, den wir uns leisten", sagte Skudelny nachdenklich. Sie sprach damit auch die Krankenversicherung und die Rentenversicherung an. "Ist es zu verantworten, dass Frauen, die nicht arbeiten, obwohl sie erwachsene Kinder haben, von der Kranken- und Rentenversicherung freigestellt sind beziehungsweise über ihre Ehemänner beitragsfrei versichert sind?", warf die Referentin die Frage in den Raum.

Beim Stammtisch wurde festgehalten, dass Frauen vor allem Berufe aussuchen, in denen sie sich sicherfühlen. Arbeitgeber müssten die Chance ergreifen, Mitarbeiterinnen zu halten, auch nach Schwangerschaften.

Das Schlussresümee des Stammtisches lautete: "Wir brauchen in Zukunft in allen Berufen beide Geschlechter."