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SERC-Geschäftsführer spricht von Abwärtsspirale. Trainer Pat Cortina ist kein Thema.

In der DEL kämpfen die Wild Wings nach 27 Spieltagen als Schlusslicht darum, den Anschluss in Richtung Platz zehn zu schaffen. Im Hintergrund machen sich die beiden Wild-Wings-GmbH-Geschäftsführer – Thomas Burger und Michael Werner – viele Gedanken um den Ist-Stand und die Zukunft des Schwenninger Eishockeys. Für beide ist die Situation zwar enttäuschend, aber sie haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Mannschaft um Trainer Pat Cortina mit einer positiven Serie die Saison noch länger offen halten kann. Wir sprachen mit Michael Werner.

Herr Werner, die Wild Wings stehen nun vor drei richtungsweisenden Heimspielen gegen Bremerhaven am Freitag, gegen Augsburg am Sonntag und gegen die Eisbären Berlin am nächsten Mittwoch. Was erwarten Sie?

Jedes Spiel ist für uns in dieser Situation wichtig, aber tatsächlich erhoffen wir uns natürlich aus diesen drei Spielen möglichst viele Punkte, um zumindest wieder näher an Platz zehn zu rücken. Es wäre aber vermessen, nun daran zu denken, dass wir vielleicht die optimale Punktzahl von neun Zählern holen könnten. Aber ich denke positiv. Unsere Mannschaft hat zuletzt gegen Straubing und in Köln leistungsmäßig nicht enttäuscht.

Wie beurteilen Sie generell die momentane Situation der Wild Wings?

Der Ist-Stand ist für mich enttäuschend. Ich hatte mir bis jetzt mehr von der Saison erhofft, zumal wir ja den Etat noch einmal nach oben schrauben konnten. Wir hatten einen guten Saisonstart. Dann folgten viele Verletzungsausfälle, die eine Mannschaft wie unsere besonders trifft. Die Folge davon war eine Niederlagenserie. In der weiteren Konsequenz daraus wurden die Spieler verunsichert, das Selbstvertrauen ging verloren. Ich bezeichne die gesamten Vorgänge als Abwärtsspirale, die wir nun dringend stoppen müssen.

In der Regel kann nach Misserfolgen auch ein Trainerwechsel folgen – oder ein Vertrag mit einem Spieler, der seine Leistung nicht bringt, wird aufgelöst. An solche Maßnahmen haben Sie nie in den vergangenen Wochen gedacht?

Nein. Natürlich waren die intensiven Gespräche mit der Mannschaft zuletzt dringend erforderlich, aber die Arbeit von Trainer Pat Cortina stand für uns nie in Frage. Er macht einen guten Job. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass die Mannschaft mehr Potenzial hat, als es der Tabellenstand aussagt. Es gibt auch keine einzelnen Spieler, die man sich herausgreifen könnte, weil sie ihre Leistung nicht gebracht haben. Noch einmal – bei uns ist eine Addition von negativen Dingen zusammengekommen, die zu dieser enttäuschenden Momentaufnahme führte. Wir haben aber die Saison noch lange nicht abgehakt.

Es hat momentan den Anschein, dass die Verantwortlichen der Wild Wings aufgrund der aktuellen Probleme die Zukunftsplanung hinten angestellt haben. Der Vertrag von Manager Jürgen Rumrich läuft zum Saisonende aus. Die Eckpfeiler der Mannschaft sollten eigentlich zum jetzigen Zeitpunkt bereits verlängern.

Es hat wirklich nur den Anschein, dass in Sachen Planungen momentan nichts passiert. Fakt ist aber, dass wir im Hintergrund viele Gespräche führen. Wir müssen wirklich alles hinterfragen, auch unsere Arbeit als Geschäftsführer. Wir müssen insgesamt die Zukunftsperspektiven für den Eishockey-Standort Schwenningen neu herausarbeiten.

Vor zwei Jahren schlugen die Wild Wings ihren neuen Weg mit jungen deutschen Spielern ein. Würden Sie es heute anders machen?

Auch diesen Weg hinterfragen wir natürlich, aber in meinen Augen war er richtig. Ich könnte mich aktuell nicht mit so einer personellen Strategie identifizieren, wie diese in Straubing, Iserlohn und Bremerhaven zu sehen ist. Ich denke, dass diese Wege dort zwar kurzfristig erfolgreich sind, aber nicht langfristig.  

Fragen von Gunter Wiedemann und Michael Bundesmann

Der Vergleich (seit der DEL-Rückkehr):

  Saison 2013/14 Nach 27 Spieltagen belegen die Schwenninger mit 29 Punkten (82:96 Tore) den zwölften Rang. Die Wild Wings nehmen dann am Saisonende mit 51 Zählern (136:190 Tore) den 13. Platz ein. 23 Punkte beträgt der Abstand auf Platz zehn, dem ersten Pre-Play-off-Rang.

  Saison 2014/15 Die Wild Wings verbuchen nach 27 Spielen mit 25 Punkten (61:94 Tore) den 13. Platz. Ganze 18 Zähler kommen noch dazu. Mit dann 43 Punkten (106:179) Tore sind die Schwenninger Letzter. 33 Zähler besser ist der Tabellenzehnte.

  Saison 2015/16 28 Punkte (79:93) haben die Neckarstädter nach 27 Partien auf der Habenseite. Dies reicht erst einmal für Platz 13. Am Ende der Runde leuchtet aber die rote Laterne in Schwenningen (55 Punkte/143:179 Tore). 18 Zähler fehlen auf Rang zehn.

  Saison 2016/17 Nach 27 Spieltagen haben die Wild Wings 24 Punkte (59:81 Tore) auf dem Konto. Damit belegen die Neckarstädter den 14. und letzten Platz.

Kommentar

Klar, die Wild Wings haben nach gutem Start bisher eine enttäuschende Runde gespielt. Abgerechnet wird aber am Schluss. Doch im vierten Jahr nach der DEL-Rückkehr ist ebenso klar, dass bei den Schwenningern schon alles passen muss, wollen sie einmal die Pre-Play-offs erreichen. Als die Wild Wings von 1994 bis 2003 zum ersten Mal in der DEL spielten, war dies übrigens nicht anders. Schwenningen war, ist und wird wohl aufgrund der finanziellen Möglichkeiten auch mittelfristig in der deutschen Beletage ein Underdog bleiben. Diese Rolle können die Wild Wings allerdings nicht vermarkten, da es keinen Auf- und Abstieg gibt. Dieser gehört aber einfach zum deutschen Teamsport. In der DEL würden dann nicht mehr die Pre-Plays das erste Ziel sein, sondern der Klassenerhalt. Alles andere wäre ein Bonus. Für Spannung bis zum Ende der Runde wäre gesorgt.