Einer auf der langen Verletztenliste: Weitere medizinische Untersuchungen sollen ab heute klären, ob Schwenningens Torhüter Joey MacDonald noch länger ausfällt. Foto: Eibner

Unglaubliche Personalprobleme - dennoch in Iserlohn mit 4:1 gewonnen. Kräfteverhältnisse auf den Kopf gestellt.

Die Wild Wings haben gestern in Iserlohn eine kämpferisch fantastische Leistung mit einem völlig zusammengeschrumpften Kader geboten. Sie stellten die Kräfteverhältnisse auf den Kopf und gewannen beim DEL-Spitzenteam mit 4:1.

Neben den Langzeitverletzten Ashton Rome, Yan Stastny, Jiri Hunkes und Rob Brown fehlten gestern nun auch Torhüter Joey MacDonald (Knieverletzung), Angreifer Andreé Hult (Schulter) und Kapitän Sascha Goc (Hüfte) sowie der gesperrte Verteidiger Matt Pelech, der gegen Augsburg seinen dritten "Zehner" in dieser Saison kassiert hatte. Und es kam in Iserlohn während des zweiten Drittels noch Defensiv-Akteur Alexander Trivellato hinzu, der aufgrund von Schwindelgefühlen raus musste. Für ihn wurde Stürmer Toni Ritter von Coach Helmut de Raaf nach hinten beordert.

Torhüter MacDonald war am Freitag nach dem zweiten Drittel verletzt ausgeschieden. Eine Untersuchung am Samstag ergab aber, dass der Bandapparat im Knie keinen Schaden erlitten hat, allerdings sollen heute weitere Untersuchungen folgen. Die Wild Wings klagen aber nicht über ihre aktuelle Personalnot. "So eine extreme Situation lässt uns nur noch enger zusammenrücken", betonte Stürmer Simon Danner gestern vor dem Spielbeginn.

In der ausverkauften Iserlohner Arena begann es so wie erwartet. Die Wild Wings standen gegen das Spitzenteam sofort unter Dauerdruck. Schwenningens Schlussmann Dimitri Pätzold hatte viel zu tun – auf der anderen Seite tauchten die Gäste in dieser Phase nur selten vor dem Gehäuse von Iserlohns Schlussmann Mathias Lange auf. Die erste gute Chance hatte wenige Sekunden vor der ersten Drittelpause Daniel Schmölz nach einem starken Zuspiel von Steven Billich – doch es blieb beim 0:0.

Im zweiten Drittel wehrten sich die Schwenninger weiter mit sehr viel Leidenschaft gegen die überlegenen Sauerländer. Aber in der 29. Minute war es doch passiert. Boris Blank erzielte für den Favoriten das 1:0. Nach dem Ausscheiden von Trivellato hatte Trainer Helmut de Raaf nur noch drei etatmäßige Verteidiger in seinen Reihen – Ritter musste also hinten mit ran.

Die Wild Wings wurden in der 45. Minute für ihre großartige Moral belohnt. Hannu Pikkarainen hatte den Spielaufbau eingeleitet – der Querpass von Jonas Schlenker, der sich immer besser ins Schwenninger Team integriert, landete bei Daniel Schmölz, der Lange zum 1:1 überwand.

Und es kam noch besser. Als Schmölz auf der Strafbank saß, zog Simon Danner aus der Distanz mit einem Verlegenheitsschuss ab – Lange griff daneben – es stand 2:1 für Schwenningen.

Der Treffer von Will Acton zum 3:1 (56.) stellte das Spielgeschehen dann vollends auf den Kopf. 136 Sekunden vor dem Ende nahm Iserlohns Coach Jari Pasanen seinen Torhüter vom Eis. Nicht die Gastgeber kamen nochmals heran – sondern Damien Fleury traf die leere Kiste zu einem fast unglaublichen 4:1-Endstand. Es war die erste Saison-Heimniederlage der Roosters nach regulärer Spielzeit.

Helmut de Raaf war stolz auf sein Team. "Es war enorm, was meine Mannschaft geleistet hat. Wir haben natürlich mit nur 13 Feldspielern unser System umgestellt und wollten Iserlohn den Rhythmus nehmen. Es ist uns gut gelungen." Iserlohns Coach Jari Pasanen war geknickt. "Wir haben nicht die Leidenschaft gezeigt wie Schwenningen und zu wenig gute Schüsse aufs Tor gebracht. Dies war entscheidend."

Iserlohn – Wild Wings 1:4 (0:0, 1:0, 0:4). Tore: 1:0 Blank (28:48), 1:1 Schmöz (44:46), 1:2 Danner (53:25/4:5), 1:3 Acton (55:17), 1:4 Fleury (58:26/5:6). Strafen: Iserlohn: 0 – Wild Wings: 6. Schiedsrichter: Rohatsch/Winnekens (Lindau/Berlin). Zuschauer: 4967 (ausverkauft).