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Eishockey: Wild-Wings-Trainer erklärt, weshalb in Schwenningen in dieser DEL-Saison alles besser läuft.

In acht Tagen starten die Schwenninger Wild Wings mit dem Auswärtsspiel in Iserlohn in ihre fünfte DEL-Saison nach ihrer Rückkehr im Jahr 2013. Trainer Pat Cortina glaubt nach einer bislang ordentlichen Vorbereitungszeit an die Chance seines Teams, bis zum Ende der Hauptrunde um die Pre-Play-off-Plätze mitzuspielen. Dem 52-Jährigen ist aber bewusst, dass die Erwartungen im Umfeld – auch an ihn – steigen werden. Im Gespräch spricht Pat Cortina über die Schwenninger Eishockey-Familie und verrät, dass Probespieler Anthony Rech wohl einen festen Vertrag erhält.

Pat Cortina, Ihre Mannschaft hat ihre letzten Tage der Vorbereitung vor sich. Wo stehen die Wild Wings im Moment? Sind sie gut auf die Saison vorbereitet?

Diese Woche ist die wichtigste in unserer Testphase. Wir haben noch einmal die Intensität im Training erhöht. Nun wird es sich zeigen, wie weit wir sind. Wir müssen vor allem in Sachen Konstanz noch zulegen, damit wir es schaffen, das Level innerhalb einer Partie über eine möglichst lange Zeit hochzuhalten.

Warum wird in dieser Saison alles besser?

Es gibt viele positive Dinge. Viele Spieler sind geblieben. Jeder von ihnen hat nun eine bessere Idee von unserer Art und Weise, Eishockey zu spielen. Unsere Mannschaft ist jünger geworden und sehr homogen. Jugend bringt zwei Vorteile mit sich: Enthusiasmus und Hoffnung.

Anders als vor der vergangenen Saison konnten Sie nun bei der Kaderplanung mitwirken und das Team nach Ihren Wünschen zusammenstellen.

Das stimmt. Aber das macht keinen allzu großen Unterschied. Im vergangenen Jahr haben Helmut de Raaf und Jürgen Rumrich auch ein sehr gutes Team zusammengebaut. Jeder Spieler passt perfekt in unser Anforderungsprofil.

Die Spieler loben die sehr gute Stimmung im Team.

Wir müssen wie eine Familie sein! Dies ist für unseren Standort sehr wichtig, um gegen die großen Klubs der Liga zu bestehen.

Sie achten also besonders auf den Charakter?

Auf jeden Fall. Wir holen einen Spieler nur, wenn wir uns sicher sind, dass er menschlich zu uns passt.

Werden Sie das Spielsystem verändern?

Das wird vielleicht so aussehen. Aber in Wirklichkeit werden wir das alte System nur verbessern. Wir werden schnell spielen. Neu ist, dass wir das Spieltempo besser kontrollieren wollen.

Dies bedeutet konkret?

Schnelligkeit ist unsere große Stärke. Das heißt aber nicht, dass wir immer gleich mit vollem Tempo nach vorne spielen wollen, sondern den richtigen Moment abwarten.

Seit vier Jahren hoffen die Fans auf die Teilnahme an den Play-offs. Die Erwartungshaltung an Ihre Arbeit wird in der kommenden Saison steigen.

Das ist mir völlig klar. Auch meine Erwartungen sind gestiegen. Dass wir die Play-offs erreichen, kann ich nicht versprechen. Das liegt nicht nur an uns. Wir sind in diesem Jahr besser geworden. Aber das sind auch die anderen Teams. Unsere Chancen sind meiner Meinung nach aber auf jeden Fall gestiegen.

An welche Teams haben Sie dabei gedacht?

Ich habe die Champions-Hockey-League verfolgt. Da waren München, Wolfsburg und Mannheim sehr stark. Berlin wird mit der neuen Struktur ebenfalls vorne mitspielen. Köln gehört auch immer zu den Favoriten. Aber auch Teams wie Düsseldorf, Augsburg oder Ingolstadt leisten gute Arbeit.

Die Wild Wings haben mit den Spielen in Iserlohn und zu Hause gegen Mannheim ein schwieriges Auftaktprogramm.

Sicherlich. Mannheim im ersten Heimspiel zu haben, ist schwierig. Wenn wir gegen die Adler spielen, haben wir immer ein volles Haus. Das ist gut. Aber wir können jede Mannschaft schlagen.

Dominik Bittner sagt, er möchte keine zwei Spiele am Stück verlieren. Sehen Sie das auch so?

Zu 100 Prozent. Mit verlieren meine ich dabei aber nicht das Ergebnis. Sondern, dass die Mannschaft ihr Bestes gibt – und nicht ihr Gesicht verliert.

Dustin Strahlmeier geht im Tor als klare Nummer 1 in die Saison. Mit Marco Wölfl steht ein talentierter Back-up parat. Ist das nicht ein zu hohes Risiko?

Im Moment ist es kein Problem. Aber falls sich Dustin verletzt, könnte es ein Problem werden. Mir ist wichtig, dass er sich nicht verändert, nur weil er jetzt die Nummer 1 ist. Dustin muss weiterhin Dustin sein.

Wie sehen Sie die Wahl Ihres neuen Kapitäns Will Acton?

Es ist eine sehr gute Wahl. Aber wissen Sie, was mir dabei besonders gut gefallen hat?

Sie verraten es uns sicher.

Die Mannschaft hat ihre Stimmen für elf mögliche Kandidaten abgegeben – von insgesamt 25 Spielern. Dies beweist, dass wir viele Führungspersönlichkeiten haben.

Zeitnah wird die Entscheidung fallen, ob Anthony Rech einen regulären Vertrag erhält. Wie gut sind seine Chancen?

Ich glaube an ihn. Anthony passt zu uns. Er hat sich gut integriert und arbeitet jeden Tag hart an sich.

Die Wild Wings haben einen "deutschen Weg" eingeschlagen. Man könnte aber auch vom neuen "finnischen Weg" sprechen. Drei Spieler und zwei Trainer kommen aus Finnland. Sprechen Sie so gut Finnisch – oder wie kommt das?

(lacht). Ich kann sogar tatsächlich ein wenig Finnisch. Dies kann ich aber schon länger. Wir haben mit meinen Trainerkollegen Petteri Väkiparta und Ilpo Kauhanen Experten des finnischen Eishockeys im Team. Dies nutzen wir natürlich aus. Wenn wir aber von Wegen sprechen, wieso nennen wir es nicht den "Wild-Wings-Weg"?   

Die Fragen stellten Gunter Wiedemann, Michael Bundesmann und Kevin Schuon.