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Tanja Krause aus Schwenningen hat mit den U18-Juniorinnen die B-Weltmeisterschaft gewonnen. Nun träumt sie von der A-Nationalmannschaft und Olympia

Eishockeyschläger. Das Erste, was einem auffällt, wenn man das Haus von Familie Krause in Schwenningen betritt. Fünf oder sechs davon stehen direkt neben der Eingangstür. Nur ein paar Meter weiter sitzt Tanja Krause im Wohnzimmer und macht gerade ihre Schulaufgaben. "Ich muss jetzt einiges nachholen", sagt sie. Wegen der U18-WM hat sie die vergangenen Wochen in der Schule gefehlt und mehrere Klassenarbeiten verpasst.

Die 16-Jährige hat gerade mit der U18-Nationalmannschaft der Frauen die B-Weltmeisterschaft in Ungarn gewonnen und damit den Aufstieg in die Top-Division geschafft. Der größte Erfolg ihrer bisherigen Karriere. "Das war ein einzigartiges Erlebnis", schwärmt sie. Im entscheidenden Spiel hat Deutschland Frankreich mit 4:2 geschlagen. Die Erleichterung war riesengroß. "Da waren wir so kurz vor dem Ziel. Also wollten wir es auch unbedingt erreichen. Dementsprechend nervös und angespannt waren wir vor dem Spiel", erzählt sie, wie die Stimmung vor der Partie in der Kabine war.

Es ist das Los einer jungen Leistungssportlerin. Sie muss Sport, Schule und Freunde unter einen Hut bekommen. Ob sie ein Problem damit hat? "Nein", sagt Tanja Krause entschlossen. Der Sport ist für sie mehr als ein Hobby. "Die Nationalmannschaft ist wie meine zweite Familie. Und Eishockey ist mein Leben. Das steht bei mir über allem anderen."

Eishockey ist eine der letzten Männer-Domänen im Profi-Sport. Für Frauen ist es nahezu ausgeschlossen, eine hoch dotierte Karriere zu starten. Das ist der 16-Jährigen bewusst. Trotzdem will sie alles dafür tun, um es in die A-Nationalmannschaft der Frauen zu schaffen. "Mein großer Traum ist Olympia", sagt sie.

Tanja Krause hat schon vieles ausprobiert: Fußball, Karate, Taek-Won-Do, Tanzen – hängengeblieben ist sie beim Eishockey. "Mit vier Jahren hat mich mein Vater das erste Mal zu einem Spiel mitgenommen. Das hat mich fasziniert. Danach habe ich zu ihm gesagt, dass ich Eishockey spielen will." Also ging sie zur Eislaufschule des SERC. So fing alles an.

Danach hat sie die kompletten Nachwuchs-Abteilungen der Schwenninger durchlaufen – und war dabei immer eines der wenigen Mädchen unter vielen Jungs. Eine Sonderbehandlung gab es keine. Dafür den einen oder anderen dummen Spruch. "Klar – vor allem am Anfang wurde ich viel geärgert. Aber man darf sich davon nicht unterkriegen lassen. Ich habe mir schnell Respekt verschafft", sagt Tanja Krause mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.

Ihre Spielweise ist hart. Bei der vergangenen U18-WM kassierte sie in den ersten beiden Spielen jeweils zwei Strafminuten. In der Schweizer SWHL musste sie in dieser Saison in 14 Spielen für 22 Minuten auf die Strafbank – und das als eine der jüngsten Spielerinnen ihres Teams. "Wenn man immer nur mit Jungs gespielt hat, ist man es eben gewohnt, härter reinzugehen", meint die 16-Jährige und lacht. Beim internationalen Frauen-Eishockey sind Bodychecks verboten.

Inzwischen spielt die Schwenningerin beim Schweizer Erstligisten SC Weinfelden, trainiert aber auch noch in Schwenningen mit dem Bundesliga-Team der Schüler unter Trainer Martin Novak. "Ich versuche, jede Woche ein bis zwei Mal in Weinfelden mit dem Team zu trainieren. Dazu kommen die Spiele am Wochenende." Mehr ist nicht drin. Die einfache Strecke in die Schweizer Stadt beträgt 90 Kilometer. Bei der Fahrt ist Tanja Krause (noch) auf die Hilfe ihres Vaters angewiesen.

Der unterstützt seine Tochter so gut es geht. "Tanja weiß schon immer genau, was sie will", sagt Michael Krause. "Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann muss das auch so geschehen." So sei sie auch auf dem Eis: sehr ehrgeizig, eine Arbeiterin und Kämpferin. "Ich bin quasi Betreuer, Manager und vor allem Chauffeur und Vater in einer Person", betont er. Das sei zwar auch für ihn nicht immer einfach, doch die Mühe auf jeden Fall wert.