Rund 7000 Fans feuerten die Schwenninger Wild Wings in der Sinsheimer Arena beim Winter-Game an. Foto: Sigwart

Spiel vor mehr als 25.000 Zuschauern bleibt unvergesslich - trotz 3:7-Niederlage. Mit Kommentar

Dieses tolle dritte DEL-Winter-Game zwischen den Wild Wings und den Mannheimer Adlern vor 25 022 Zuschauern am Samstag in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena wird für alle Beteiligten unvergesslich bleiben. Der große Tag im Zeitraffer.

11.50 Uhr. 40 Busse mit Schwenninger Fans aus allen Richtungen haben die Rhein-Neckar-Arena bereits erreicht. Bis zur Stadionöffnung um 12.30 Uhr können die Anhänger noch im Winter-Dorf verweilen. Beim Öffnen der Stadiontore werden die beiden Fan-Lager streng getrennt. Die Wetterbedingungen sind ideal: Minus fünf Grad und trocken.

13.01 Uhr. Das Vorspiel der DNL-Junioren zwischen den Mannheimer Adlern und dem EC Bad Tölz läuft. Die jungen Gastgeber feiern einen klaren Sieg. Bereits jetzt, knapp vier Stunden vor Spielbeginn, sind die Ränge gut gefüllt.

15.18 Uhr. Die Wild Wings beginnen ihr Aufwärmtraining mit Fußballspielen und Koordinationsübungen in der Mixed-Zone der Arena, in der sonst die Hoffenheimer Fußballer nach ihren Spielen die Interviews geben. Verteidiger Benedikt Brückner legt Bewegungs-Abläufe hin, die bei den staunenden VIP-Hostessen fast schon Beifall hervorrufen.

15.40 Uhr. Die Rockband "Guano Apes" sorgt auf der Bühne in der Arena für heiße Klänge.

16.09 Uhr. Die Wild Wings und die Mannheimer Adler beginnen mit ihrem Aufwärmprogramm auf dem Eis. Trainer und Betreuer sind eingekleidet mit den speziellen Winter-Game-Jacken und den passenden Mützen. Diese tragen beim Warm-up bei Mannheim kurioserweise auch Marcel Goc, Matthias Plachta und Kapitän Marcus Kink. Einige Adler-Spieler haben sich – als Blendschutz gegen das Flutlicht – in den Gesichtern schwarz eingecremt. An den Mienen der Cracks ist klar abzusehen: Ihre Vorfreude auf dieses Spektakel ist riesengroß.

16.45 Uhr. Beide Teams haben sich in ihre Kabinen zurückgezogen. In der Arena wird es fast dunkel. In den alten Fässern rund um die Spielfläche brennen Feuer. Die Aufstellungen werden verlesen. Das große Gänsehautgefühl hat begonnen.

16.49 Uhr. Die Rottweiler Band "Dark Sky" spielt vor der großen Fankurve der Wild Wings den Song "Du bist mein Leben". Die Schwenninger Anhänger haben ein riesiges Transparent hochgezogen mit der Aufschrift "Du und dein Verein werden immer unsere Heimat sein."

16.55 Uhr. Vor der Fankurve der Mannheimer Adler haben die Organisatoren eine dicke musikalische Überraschung aus dem Hut gezogen. Peter Schilling ("Major Tom") feiert ein kleines Comeback.

16.59 Uhr. Das Sinfonie-Orchester Ludwigshafen spielt eine beeindruckende Einlaufmusik. Beide Teams – nun auch alle Spieler mit Mützen anstatt Helmen bekleidet – laufen neben den Fackelfeuern zur Spielfläche ein. Die Stimmung ist zum Zerreißen angespannt. Die Mannheimerin Kalty Belley singt die deutsche Nationalhymne.

17.06 Uhr. Mit einer kleinen Verspätung läuft das Winter-Game. Das Eis präsentiert sich hervorragend. Beide Teams drücken sofort aufs Gaspedal. Es wird laut in der Arena – beide Fan-Lager sorgen für eine super Stimmung.

17.16 Uhr. Die Adler gehen durch Brent Raedeke mit 1:0 in Führung.

17.56 Uhr. Zwei Treffer von Schwenningens Will Acton haben die Partie auf 2:1 für den vermeintlichen Außenseiter gedreht. Die Wild-Wings-Fans haben akustisch nun die Oberhand in der Arena. Die Partie entwickelt sich zu einem sehr attraktiven Match.

18.16 Uhr. Die Adler führen durch Tore von Matthias Plachta, Luke Adam und Chad Kolarik mit 4:2, doch das Schwenninger Team ist noch lange nicht geschlagen, da Jérôme Samson eine Minute später auf 3:4 verkürzt. Nun beginnt es, bei minus drei Grad zu schneien. Die Kulisse für dieses Winter-Game ist absolut perfekt.

19.10 Uhr. Die Schwenninger konnten zu Beginn des letzten Drittels ein Überzahlspiel nicht zum möglichen 4:4-Ausgleich nutzen – auf der anderen Seite sorgen die Mannheimer durch einen Treffer von Kolarik (5:3) für die Vorentscheidung.

19.21 Uhr. Das Winter-Game ist aus. Die Adler haben mit 7:3 – zu hoch – gewonnen und feiern mit ihren Fans. Die Wild-Wings-Spieler bedanken sich in der Kurve bei ihren Anhängern. Die Enttäuschung überwiegt beim Team in den ersten Momenten – aber in wenigen Tagen, so Kapitän Simon Danner, "werden die Erinnerungen an diesen für uns einzigartigen Tag wieder in den Vordergrund rücken".

Kommentar: Perfekt, aber ..

Von Kevin Schuon

Als in der zweiten Drittelpause der leichte Schneefall einsetzte, war der Abend für eine kurze Zeit perfekt. Das DEL-Winter-Game sollte ein Eishockey-Spektakel wie in alten Zeiten werden – und hat alle Erwartungen übertroffen. Atemberaubende Kulisse, feiernde Fans, zehn (teils spektakuläre) Tore – Eishockey-Herz, was willst du mehr? Diesen Tag werden die mehr als 25 000 Beteiligten für immer in Erinnerung behalten. So weit, so gut. Die sportliche Lage in Schwenningen ist trotzdem weiterhin prekär. Die Wild Wings haben mit viel Leidenschaft dem überlegenen Favoriten getrotzt und auf großer Bühne gezeigt, wie viel Herz in der Mannschaft steckt. Auf dem Papier steht aber eine – wenn auch zu hoch ausgefallene – deutliche 3:7-Niederlage. Und die Play-off-Chance ist erneut gesunken.