Metzger Hans-Georg Ehret geht als Obermeister seiner Innung in Sachen Ausbildung mit gutem Beispiel voran, weiß aber auch, dass der Beruf ein Imageproblem hat. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Firmeninfotage: Metzger Hans-Georg Ehret sieht den Grund für den fehlenden Nachwuchs in seiner Branche in deren Imageproblem

Von Sebastian Bernklau

Kreis Calw. Ganze zwei Metzgerlehrlinge haben im Kreis Calw die vergangene Abschlussprüfung abgelegt. Der Grund, warum es dem Metzgerhandwerk am Nachwuchs mangelt, ist für Obermeister Hans-Georg Ehret klar: Der Beruf hat ein Imageproblem. Doch das ist nicht der einzige Grund.

Obermeister Hans-Georg Ehret ist ein Freund der klaren Worte. Deshalb hält er auch nicht mit seiner Analyse hinter dem Berg, welches Grundproblem das Handwerk bei der Nachwuchsgewinnung hat: "Handwerk ist schlicht und ergreifend nicht mehr in", sagt der Metzger aus Egenhausen. Speziell sein Beruf habe ein Imageproblem. Deshalb müsse man verstärkt in Kontakt mit Schulen und den Lehrern treten und denen zeigen, "dass Handwerk gar nicht so ohne ist", wie es Ehret formuliert.

Er selbst habe immer wieder Besuch von Schulklassen. Dort zeigt er dem potenziellen Nachwuchs, dass es beim Metzger längst nicht nur ums Schlachten geht. "Das steht gar nicht mehr im Vordergrund", erzählt der Obermeister. "Bei uns geht es mehr um das Zerlegen und die Veredelung des Rohstoffs Fleisch. Und da ist dann auch Kreativität und Vielseitigkeit gefragt." Ehret stellt zwar fest, dass Kinder für den Beruf begeisterungsfähig sind, doch er weiß auch, dass die Zunft auch die Eltern überzeugen muss. "Wenn das Elternhaus dahinter steht, dann funktioniert es", erzählt er aus seiner Erfahrung. Als einen wichtigen Baustein hat die Branche die Vergütung für den Nachwuchs "ganz schön angehoben". Doch Ehret bezweifelt die Wirksamkeit dieser Maßnahme. "Deswegen kommen nicht mehr Jugendliche zu unserem Beruf", sagt der Metzger, der der Überzeugung ist, dass man schon heute in dem Beruf sein gutes Auskommen hat.

Doch es ist bei den Metzgern nicht nur ein Imageproblem, auch die Branche selbst trägt ein gerüttelt Maß an Mitverantwortung daran, dass der Nachwuchs wegbricht. Der Grund ist einfach: Immer weniger Betriebe bilden überhaupt noch aus. Im Kreis Calw ist es noch rund die Hälfte. Eine Entwicklung, die Ehret nicht schmeckt, an der er als Obermeister auch nicht allzu viel ändern kann. Auch wenn er weiß, dass es Mühe und Engagement kostet, junge Menschen auszubilden, geht er auf jeden Fall mit gutem Beispiel voran. "Ich habe in den vergangenen Jahren immer Auszubildende gefunden", erzählt er. Und er hat viele ans Ziel gebracht, selbst Förderschüler. "Und der hat sogar einen Realschüler in den Leistungen deutlich hinter sich gelassen", erinnert sich Ehret, der damit sagen will, dass Noten in diesem Beruf nicht ganz so wichtig sind. "Aber Engagement und Willen, die müssen schon da sein", stellt der Obermeister der Metzger klar, der auch junge Frauen für seine Branche im Blick hat und sie dafür begeistern will. "Der Beruf ist vielseitig und kreativ und gerade als Fachverkäuferin bestehen beste Möglichkeiten für einen Teilzeitjob", wirbt Ehret.

Ob Frau oder Mann – Praktika und Firmenbesuche sind für Ehret der ideale Einstieg in den Job. Deshalb ist der Metzger auch bei den von der Wirtschaftsförderung des Landkreises veranstalteten Firmen-Infotagen mit von der Partie. Ob danach ein Azubi in seinem Betrieb hängenbleibt, weiß Ehret natürlich nicht, aber eine Möglichkeit auch in den kommenden Jahren Nachwuchs heranzuziehen, sind die Infotage für ihn allemal.