Die öffentlichen Sitzungen des Egenhauser Gemeinderats sind generell gut besucht. Die Finanzentwicklung der Gemeinde interessierte dieses Mal besonders viele Zuhörer. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Haushaltsplanung: Die Rücklagen schmelzen ab und die Ausgaben überwiegen seit Jahren die Einnahmen

Egenhausen. Seit drei Jahren sinken in Egenhausen die Einnahmen und steigen die Ausgaben. Bürgermeister Sven Holder treibt die Sorge um, dass die Kommune ihre Aufgaben bald nicht mehr in der gewohnten Weise erfüllen kann.

"Wenn wir nicht handeln, schmelzen allein die Rücklagen auf den Mindeststand", mahnte er in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Deshalb komme man nicht umhin, Abgaben, Entgelte und Steuern zu erhöhen, um auch in Zukunft "attraktiv zu bleiben".

Seit 1998 ist die Gemeinde Egenhausen schuldenfrei. Aus dem Verwaltungshaushalt konnte zehn Jahre lang ein Überschuss von 590 000 Euro für Investitionen verwendet werden. Die Zuführungsrate ist laut Kämmerin Stefanie Brendel (die seit ihrer Hochzeit am Wochenende nicht mehr Frank mit Nachnamen heißt) seit 2011 jedes Jahr um rund 70 000 Euro gesunken. Auch die Rücklagen schmelzen dahin. Von 5,3 Millionen im Jahr 2003 waren zwölf Jahre später nur noch 2,9 Millionen übrig – Tendenz fallend. Zur Finanzierung von Vorhaben habe man in der Vergangenheit nicht nur auf Rücklagen, sondern auch auf Einnahmen aus Grundstücksverkäufen zurückgreifen können. Im Baugebiet "Reutäcker" stünden inzwischen keine gemeindeeigenen Bauplätze mehr zur Verfügung, und "In den Gärten" sind es momentan nur noch 15 Grundstücke. Bürgermeister Holder erinnerte daran, dass die Kommune in diesem und den nächsten drei Jahren Investitionen von sechs Millionen plane. Zur Verfügung stünden durch allgemeine Einnahmen und dem Überschuss aus laufender Verwaltungstätigkeit aber nur 2,4 Millionen.

Dass die finanzielle Situation der Gemeinde nicht mehr so gut sei wie vor zehn Jahren, stellte Gemeinderat Eberhard Hammer nicht in Abrede – "aber so dramatisch wie dargestellt ist sie nicht". Einige Positionen – "wie die Eigenkapitalverzinsung – "seien in der Aufstellung nicht berücksichtigt worden.

Friedrich Großmann monierte, dass die Ergebnisse der Investitionen Werte seien, die man in der Analyse zu wenig berücksichtigt habe.

Die Schuldenfreiheit von Egenhausen sei in der Vergangenheit aufgrund hoher Rücklagen gewährleistet gewesen, betonte Hans Kern, deshalb habe man auch die Gebühren relativ niedrig halten können. Die unerfreuliche Entwicklung der Gemeindefinanzen "hätten wir als Gemeinderat stärker im Auge haben und steuern müssen". Wolfgang Käppeler schlug sich ebenfalls an die eigene Brust: "Wir müssen in Zukunft stärker auf die Haushaltsdisziplin achten." Benjamin Finis pflichtete bei, man sollte aber genau überlegen, wo man Geld einsparen wolle und wo das nicht sinnvoll erscheint. Engül Köhler ist dafür, den von der Kommune geplanten Maßnahmenkatalog "nicht einfach umzusetzen", sondern Stück für Stück abzuarbeiten.

"Ein Rundumschlag ist auch nicht geplant", beruhigte sie der Bürgermeister. Und wiederholte bei der Gelegenheit seine Aussage: "Jetzt haben wir noch die Möglichkeit zu reagieren." Der Gemeinderat nahm die Zahlen über die wirtschaftliche Entwicklung zur Kenntnis.