Jakob Plutta (rechts) und Arkadi Konavko betreuen den Stand von Diener Electronic auf der Hannovermesse. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Zwei ganz unterschiedliche Unternehmen vertreten den Kreis Calw auf der Hannovermesse / Diener erschließt neuen Zukunftssektor

Von Sebastian Bernklau Kreis Calw/Hannover. Ein expandierender Wiederholungstäter aus Ebhausen und ein Duo aus Calw, für das sich eine günstige Gelegenheit aufgetan hat. Lediglich zwei – ganz unterschiedliche – Unternehmen vertreten den Wirtschaftsstandort Kreis Calw auf der Hannovermesse.Nächste Woche hat er eine Messe in Moskau vor der Brust. Doch derzeit denkt Arkadi Konavko von Diener Electronic in Ebhausen fast nur an die Hannovermesse. Gemeinsam mit seinem Kollegen Jakob Plutta betreut er den Auftritt des aufstrebenden mittelständischen Unternehmens aus dem Nagoldtal auf der weltgrößten Industriemesse. Diener ist Spezialist für Plasma-Oberflächentechnologie: mit ionisiertem Gas werden dabei Oberflächen behandelt, damit sie besser haften. Darüber hinaus rauht und reinigt man bei Diener Oberflächen und beschichtet sie nach dem Prinzip, das man auch unter dem Begriff "Lotus-Effekt" kennt.

Es läuft gut bei dem 1993 gegründeten Unternehmen. Vor einigen Jahren hatte man noch rund 80 Mitarbeiter, inzwischen sind es 110, auch räumlich hat man sich im Oberen Nagoldtal kräftig ausgedehnt. Inzwischen bietet man in einem neu bezogenen Gebäude bei Diener Plasma auch als Dienstleistung die Behandlung von Bauteilen von Kunden an. Ein Sektor der Zukunft wird für Diener nach Angaben von Arkadi Konavko die Medizintechnik sein, etwa im Bereich von Implantaten oder Kontaktlinsen. Da sei man schon "relativ stark" tätig.

Der Export nimmt einen wichtigen Teil des Geschäftes ein. In Frankreich, England und den USA verzeichnet man große Wachstumsraten. Auch in Japan, Osteuropa und Russland läuft es prächtig, wie Konavko am Stand in der riesigen Halle 6 berichtet. Befürchtungen der russischen Kunden, dass man aufgrund von Sanktionen wegen der Krimkrise nicht liefern kann, haben sich bisher nicht bewahrheitet. Trotzdem hat man in Ebhausen ein waches Auge auf die Lage dort.

Auch wenn es bei Diener rund läuft, will man in Ebhausen ein wenig auf die Bremse treten. Das Wachstum des Unternehmens wolle man auf dem aktuellen Niveau – wenn nicht sogar etwas darunter – einpendeln, so Jakob Plutta, und eher die Steigerung der Produktivität auf die Agenda nehmen.

Etwas zurückfahren will man auch bei den Messeauftritten. Sieben Messen in Deutschland – in Stuttgart, München oder im Bodenseeraum – und etwa drei internationale Messen etwa in Moskau, in Italien oder England besucht man derzeit jährlich. Auf der Hannovermesse ist man zum dritten Mal – besonders wegen deren enormer Internationalität nicht ganz unwichtig für ein stark im Export engagiertes Unternehmen, das dort bestens Kundenpflege betreiben kann.

Ob man auch im nächsten Jahr in die niedersächsische Landeshauptstadt kommt, stehe "auf der Kippe" sagt Konavko. Weil der Aufwand für Hannover relativ groß sei, seien auch die Erwartungen an den Erfolg des Auftritts groß. Der Anfang in Hannover konnte sich bei Diener jedenfalls sehen lassen. Ob es für einen erneuten Auftritt ausreicht, das werde man nach der Messe entscheiden, so Konavko.

Für einen anderen ist die Hannovermesse ein Stück weit ein Abenteuer. Jochen Langenberger hat sich als Projektleiter und Unternehmensberater für kleine und mittelständische Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau im Calwer Teilort Wimberg niedergelassen. Neben klassischer Unternehmensberatung bietet er Coaching für junge Projektmanager ebenso an wie für Führungskräfte. Darüber hinaus hilft er den Unternehmen bei der Entwicklung internationaler Geschäftsfelder. In einer losen Kooperation zusammengetan hat Landenberger sich mit dem in Stuttgart ansässigen Erich Wiendlocha, der sich um die klassische Personalberatung und Personalanalysen für Unternehmen kümmert.

Seit 25 Jahren sei er auf der Hannovermesse unterwegs gewesen, erzählt Langenberger, habe immer wieder den Auftritt von Baden-Württemberg bewundert. Nun ist er Teil davon. Möglich macht das das Konzept des Auftritts, dessen größter regionaler Einzelpart der Messestand des Nordschwarzwaldes ist. Für "überschau- und tragbare Kosten" (Landenberger) ermöglicht es dort die Wirtschaftsförderungsgesellschaft WFG kleinen und kleinsten Unternehmen aus der Region, bei der größten Industriemesse aufzutreten und möglicherweise wichtige Kontakte zu knüpfen.

Große Erwartungen an seinen Auftritt in Hannover hat der Kleinunternehmer aus Calw zwar nicht, aber nach ein "paar guten Gesprächen" an den ersten Messetagen ist er von der Mission Hannover am Stand des Nordschwarzwaldes voll überzeugt: "Das ist eine sehr gute Sache."