Fotos: Fritsch/Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Philipp Fessele darf im Sportwagen AMG GT über die Straßen brausen

Von Jasmin Cools

"Roaaar" – das satte Röhren des Achtzylinder-Motors jagt dem kleinen Philipp Fessele aus Rotfelden wohlige Schauer über den Rücken. Ehrfürchtig fährt er mit der Hand über den feueropal-roten Lack. "Das Beste ist der Sound", meint er fachmännisch. Der Achtjährige ist ein Mercedes-Fan, wie es keinen größeren geben könnte. Logisch, denn der Papa arbeitet bei Mercedes und der Kleine hat die Auto-Begeisterung im Blut.

Doch auch für Nicht-Fans ist der AMG GT eine Augenweide – tiefer gelegt, dynamisches Design und manuelle Schaltung am Lenkrad wie bei einem Rennauto. Außerdem stecken 462 PS unter der Motorhaube. Verständlich, dass der Flitzer Philipps Lieblingsauto ist. Deshalb hat er sich bei der Aktion "Wünsch dir was" des Schwarzwälder Boten in Kooperation mit der Sparkasse Pforzheim Calw eine Fahrt im Mercedes-AMG GT gewünscht.

Als das Auto in die Straße der Familie Fessele in Rotfelden einbiegt, zieht es nicht nur den staunenden Blick des Kleinen auf sich. Der Zweitklässler traut sich erst kaum an den über 160 000 Euro teuren Wagen heran. Doch als er dann hinter dem Lenkrad sitzt, taucht ein Grinsen auf seinem Gesicht auf, das die ganze Fahrt bestehen bleibt.

Die Reise geht ins rund 85 Kilometer entfernte Affalterbach im Landkreis Ludwigsburg, doch nie war eine Autofahrt spannender. Den Fuß kurz aufs Gas getippt, schießt der zwei Meter breite GT nach vorne und drückt seine Mitfahrer in den Sitz. Philipp jauchzt jedes Mal, wenn der Motor ein Röhren von sich gibt. 350 km/h stehen auf dem Tacho und die will der Wagen auch fahren. Die Fahrt vergeht wie im Flug. Auf der Autobahn fordert so mancher den GT zu einem Wettrennen heraus, zieht aber den Kürzeren.

Der Kleine ist der erste AMG-Fahrer der Familie

Am AMG-Kundencenter wird Philipp von Werksführer Alexander Weber, Lisa Baudermann von der Presseabteilung und Dan von Appen vom Daimler-Blog in Empfang genommen. Im ersten Moment wehmütig, den eigenen Flitzer auf dem Parkplatz zurücklassen zu müssen, ist der nächste schon in Sicht – dieses Mal in Gelb. "Meine Eltern fahren eine A- und eine M-Klasse", erzählt Philipp dem Werkführer sofort. "Also bist Du der erste AMG-Fahrer der Familie", folgert Weber und der Kleine nickt stolz.

Besuchergruppen sind viele im Kundencenter, doch nur Philipp darf sich in den gelben GT setzen und sogar unter die Motorhaube schauen. "Weißt Du, warum da ein Name drauf steht?", fragt Weber und Philipp kann gleich mit seinem umfassenden Auto-Wissen punkten. "Das ist derjenige, der den Motor gebaut hat." Leider arbeitet der Motor-Bauer an diesem Tag nicht im Werk. Doch das tut der Freude keinen Abbruch, denn nun geht es ins Performance-Studio von AMG. "Affalterbach ist ein Entwicklungsstandort. Gebaut werden die Autos im Mercedes-Werk in Sindelfingen. Nur die Motoren entstehen hier. Der einzige Grund, warum man hier einen AMG findet, ist ein außergewöhnlicher Kundenwunsch, der nicht im Katalog steht", erklärt Weber. Und solche findet man en masse – zum Beispiel einen giftgrünen Geländewagen.

Im Performance-Room liegen Muster für ausgefallene Lederinnenausstattung, Mittelkonsolen und Felgen aus. Philipp fällt sofort die V-Form der Mittelkonsole auf. "Das ist deswegen so, weil es ein V8, also ein Auto mit acht Zylindern ist", klärt Weber den Jungen auf. Philipp nickt nur wissend. Das hat er als Auto-Experte natürlich schonmal gehört. Dann zeigt der Werksführer dem Achtjährigen die so genannten Lackfrösche, lackierte Formen, auf denen man die Farbe besser sieht als auf einer Blechplatte. Philipps GT soll später schwarz oder silbern außen und hellblau innen werden – obwohl er eine rote Lackierung auch gut findet. "Eigentlich egal", zuckt er mit den Schultern – Hauptsache ein GT.

Hier werden Motoren per Hand gebaut

"Was, denkst Du, heißt AMG?", fragt Weber, als sie am Firmenwappen vorbei kommen. Philipp ist sich sicher: "Affalterbacher Motoren Gesellschaft", liegt damit aber leider falsch. AMG ist benannt nach seinen Gründern (Hans Werner) Aufrecht, (Erhard) Melcher und dem ersten Firmensitz, Großaspach. Auf dem Wappen abgebildet sind ein Apfelbaum und ein Fluss, die für Affalterbach stehen, sowie einige Motorenteile, die zeigen, dass der Motor das Kernstück von AMG ist. "Bei uns werden die leistungsstärksten Motoren von Mercedes entwickelt und in der Motoren-Manufaktur zusammengebaut", erzählt Weber und führt Philipp in ebendiese. Auf dem Weg kommen sie an einem Erlkönig vorbei. Wie aus der Pistole geschossen sagt Philipp: "Der hat so ein Muster, damit man das Modell nicht so leicht erkennt." Weber hebt die Augenbrauen bei so viel Fachwissen.

In der Motor-Manufaktur kümmert sich jeder von Anfang bis Ende um einen Motor bis die Namensplakette auf das fertige Stück kommt. Natürlich muss das auch getestet werden. Auf dem Prüfstand trifft Philipp Mitarbeiter Lutz Haasis. "Hier simulieren wir für den Motor das Auto, ohne fahren zu müssen. Das hat den Vorteil, dass man nicht abhängig von Temperatur oder Wetter ist, also immer gleiche Voraussetzungen hat", erklärt er Philipp. Dann darf der kleine Mercedes-Fan die Kameras wie ein Profi vom Bürostuhl aus beobachten. "Der Stuhl hat sogar fünf Rollen, ist aber langsamer als der GT", scherzt Weber. Weil der Kleine so begeistert ist, bekommt er auch noch einen AMG-Kalender geschenkt.

Zum Schluss geht es zum "eigenen" GT zurück und auch Weber gerät ins Schwärmen. "Der GT ist je nach Fahrmodus Komfort-Auto oder Sportwagen. Bei Komfort fährt er sich sanft und ist Mr. Jekyll und wenn man auf Sport oder Sport Plus schaltet, wird er zu Mr. Hyde." Wenn er groß ist, möchte Philipp auch mal bei Mercedes arbeiten. Vielleicht klebt ja dann eines Tages die Namensplakette "Philipp Fessele" auf einem GT-Motor.