Ob im Winter oder im Sommer, ob im Freien oder an der Kletterwand: Werner Seeger ist aktiver Alpenvereinler durch und durch. Fotos: DAV Foto: Schwarzwälder-Bote

Aus den Reihen des Nagolder Alpenvereins ist der 80-jährige Werner Seeger nicht mehr wegzudenken

Von Marija Mikulcic

Ebhausen. Der Nagolder Ableger des Deutschen Alpenvereins (DAV) hat es gut. Er hat Werner Seeger. Es gibt wohl keinen Verein, der sich nicht über ein so engagiertes Mitglied freuen würde. Wenn Wartungsarbeiten, Putzaktionen oder auch weniger verlockende Alltagsaufgaben anstehen, ist der Ebhauser ganz vorne mit dabei. Am Sonntag wird der Bergenthusiast 80 Jahre alt.

Seeger strahlt. Vor ihm auf dem Tisch liegt eine ausgebreitete Landkarte. Sie zeigt Teile des Silvretta-Massivs. "Gaschurn, Tübinger Hütte, Seetalhütte, Silvrettahütte, Klostertaler Hütte" , zählt Seeger Etappen einer der vielen Wanderungen auf, die er mit Vereinskameraden schon unternommen hat. Zeitgleich fährt sein Finger den Routenverlauf auf der speziellen Karte ab, die nur wenig abbildet. Aber alles, was ein Alpenfreund braucht: Hütten, Höhen – und Wege.

So richtig systematisch fing Seeger mit der Erkundung des Alpenraums als junger Familienvater an. "Wir sind viel in die Dolomiten gefahren, später auch ins Engadin", berichtet er. Dann hagelt es Namen: Sexten, Meran, Rosengarten, Maloja, St. Moritz, Corvatsch, Diavolezza. Man möchte meinen, die Alpen sind eigentlich gar nicht im Inneren Europas, sondern in Werner Seegers Westentasche angesiedelt.

Lange Jahre arbeitete der gelernte KfZ-Meister für ein Nagolder Autohaus. Auch Bustouren begleitete er für das Unternehmen. Als Fahrer. "Schicket mi’ lieber in die Berg’", habe er damals zu seinem Vorgesetzten gesagt. Fortan ging es immer wieder in die Westalpen. Ob mit Schulklassen, Vereinsdelegationen oder Reisegruppen – mehrfach saß Seeger am Steuer, wenn der Bus die Gegend südlich des Genfer Sees oder die Südschweiz ansteuerte. Den gebirgigen Osten der französischen Region Rhônes-Alpes hat er genau so kennen- und liebengelernt wie das Wallis. Wann immer es ging, wanderte er seinen Gruppen hinterher, sobald er den Bus versorgt hatte. Auf eigene Faust.

Einen Moment großer Gefahr habe er bei seinen bisherigen Bergexpeditionen noch nicht durchstehen müssen, sagt Seeger. Ein besonders ängstlicher Typ ist der Ebhauser ohnehin nicht. Ein geselliger schon. Einer der Gründe, warum er Aktivitäten und Kameraden in der Bezirksgruppe Nagold des DAV so sehr schätzt. "Da ist ein unglaublicher Zusammenhalt", sagt er.

Da wären zum einen die "Werktags-Aktiven". Die Gruppe wanderfreudiger Senioren bricht regelmäßig zu gemeinsamen Ausflügen auf. Die letzte Tour führte entlang des Mössinger Dreifürstensteigs. DAV-Funktionär Josef Hunkenschröder hält seine "Werkstatt-Aktiven", wie sie sich selbst gern in neckender Absicht nennen, auf Trab. Und denen gefällt’s. "Einen besseren kann man nicht finden", so Seegers Lob für den rührigen "Josef". Bei den Nagolder Alpinisten ist man per Du. Es herrscht ein familiäres Klima. Er habe es noch nie erlebt, dass einem jemand etwas krumm genommen habe. Dinge gerade heraus anzusprechen sei immer möglich gewesen, sagt Seeger.

Diese lockere Atmosphäre ist ihm richtig ans Herz gewachsen. Erst relativ spät in seinem Leben, im Jahr 2000, trat er offiziell dem Alpenverein bei. Später schloss er sich noch den Kletterern an. Seither ist er in seinem Engagement nicht mehr zu stoppen. Zur Freude von Jung und Alt beim Nagolder DAV. "Für unseren KinderUr-Betreuer" steht auf der Rückseite eines hellblauen T-Shirts. Ein Geschenk des DAV-Nachwuchses, der von der Vorderseite in die Kamera strahlt. Seeger ist einer der Helfer, die die Kinder, Jugendlichen und anderen Kletterwilligen sichern und ihnen beim Abseilen helfen. Immer Dienstag abends trifft man ihn in der Hohenbergerhalle an. Mindestens drei Stunden ist er vor Ort.

Als fixes Großereignis steht den Kletterern jedes Jahr die "Winterputzete" ins Haus. Da wird die Kletterwand einmal komplett gereinigt, die Klettergriffe danach in neuen Routen nach oben verschraubt. Doch mit dem "Werner", wie sie beim DAV sagen würden, dürfte selbst der Putztermin eine Gaudi sein.