Anni und Hans Haselmaier sind die letzten Waldhornwirte. Foto: Schwarzwälder-Bote

Traditionsgasthaus in Rotfelden schließt seine Pforten / Wechselvolle Geschichte / Früher noch mit Kegelbahn

Von Jacqueline Geisel

Ebhausen-Rotfelden. In der tausendjährigen Geschichte von Rotfelden, betreffend die Jahre 1005 bis 2005, wird die Geschichte des Waldhorns kurz angerissen: Ein Auszug aus den Verkaufsunterlagen von 1854 beschreibt die Geschichte des Gasthauses, ein Bild zeigt das Gebäude noch in jungen Jahren, als die Zufahrtsstraße noch nicht einmal gepflastert war.

Das Waldhorn mitten im Herzen von Rotfelden hat Tradition. Als zweistöckiges Wohnhaus mit Stall wird es in der Verkaufsanzeige von 1854 beschrieben. Was zuvor mit dem Gebäude geschah, ist nicht dokumentiert, allerdings trägt der Sturz an der Vorderseite des Gebäudes die Inschrift 1822 – das vermutliche Erbauungsjahr. Darüber ist eine Brezel zu sehen, ein Hinweis darauf, dass das Gebäude ehemals als Bäckerei fungierte.

Im Laufe der Jahre hat das traditionsreiche Gebäude viel erlebt: Sein Besitz ging von Erbauer Christian Bühler auf Georg Friedrich Weidle, dann an Gottlob Herrmann Oettle und schließlich an Johannes Georg Bruder über. Um 1904 erwarb Philipp Ungericht das Gasthaus, seine Tochter Gertrud war noch bis kurz vor ihrem Tod im Jahr 2011 die Waldhornwirtin – im ganzen Ort bekannt und selbst schon ein Stück Geschichte.

Auch wenn das Waldhorn immer eine Gaststätte war, erlebte es in seiner langen Geschichte noch vieles mehr: Während sich von vorne fast nichts an dem Gebäude geändert hat, wurde nach hinten immer wieder u-förmig angebaut. Bis Ende der 1960er Jahre reichte noch in den Erdhügel hinter dem Gebäude eine inzwischen abgerissene Kegelbahn, die jahrelang begeistert genutzt wurde. Auf derselben Gebäudeseite befindet sich noch heute der Tanzsaal, in welchem viele Hochzeiten und Taufen abgehalten, aber auch Theater gespielt wurde.

Der linke Anbau umfasst eine nicht mehr genutzte Molkerei, wo früher auch die Milchsammelstelle des Ortes war. Dahinter kommt die noch von Gertruds Mann genutzte Schnapsbrennerei, welche inzwischen allerdings auch brach liegt, sowie ein kleiner Hühnerstall. Im Dachgeschoss ist noch immer die Schäferstube zu finden, wo Schäfer auf der Durchreise kostenlos übernachten konnten. Im Erdgeschoss kann man noch erahnen, wo Reisende bei der Einkehr früher ihre Pferde unterstellten.

Seit 2011 betreiben Anni Haselmaier, Tochter von Gertrud, und ihr Mann Hans das Waldhorn. Jeden Dienstag Abend öffnete man, jeden Freitag traf sich dort der Rentnertreff. Dieser Tage allerdings wird das Waldhorn seine Tore für immer schließen, im Laufe des Jahres soll es abgerissen und durch ein Wohnhaus ersetzt werden. Aus der Erbengemeinschaft von Anni und ihrer Schwester Ella ist niemand mehr übrig, der den Betrieb weiterführen würde.

Der örtliche Heimat- und Kulturverein bedauert den Verlust, zumal sich der Verein genau dort im Jahr 2008 gründete. Am liebsten hätten die Mitglieder das Gebäude als Museum unter Denkmalschutz erhalten, doch die teuren und notwendigen Renovierungsarbeiten kann der Verein nicht stemmen. Hinzu kämen zahllose Arbeitsstunden, die der junge und noch kleine Verein nicht leisten kann.

Deswegen beschieden sich die Mitglieder mit einer letzten kleinen Versammlung in dem gemütlichen, altertümlichen aber dennoch charmanten Gastraum. Mit dem Wirtsehepaar tauschten sie noch ein paar letzte, wunderschöne Erinnerungen an frühere Zeiten und auch an Gertrude aus, deren Bild mit einem fröhlichen Lächeln noch immer den Gastraum ziert und Besucher begrüßt.