Die Gemeinschaftsschule ist in Dunningen erstaunlich reibungslos gestartet / Schüler schnell eingewöhnt

Von Peter Schönfelder

Dunningen. Im Lernatelier herrscht angespannte Arbeitsatmosphäre. Die Schüler sitzen an ihren Plätzen, zwei Lehrer schauen ihnen immer wieder über die Schulter, geben Tipps, geben hier und da Hilfestellung. Im wahren Wortsinn beinahe geräuschlos hat sie begonnen, die Gemeinschaftsschule in Dunningen.

"Erstaunlich gut" seien die 90 Schüler in vier neuen fünften Klassen (pardon, das heißt jetzt "Lerngruppe") gestartet, so die Rektorin der Eschachschule, Katharina Hirt. Die Schüler seien "versiert" an die Sache herangegangen. Natürlich habe sie in den ersten Tagen immer mal wieder gefragt: "Wie geht’s euch, wie gefällt’s euch?", und sie habe fast durchweg positive Antworten erhalten. Die Schüler seien nach ihrem Eindruck sehr motiviert.

Das bestätigt auch Monika Viereck, die Leiterin der Ganztagesbetreuung an der Eschachschule. Die Schüler, die jetzt in die Gemeinschaftsschule eingestiegen sind, sind alle Ganztagesschüler. Sie kommen aus einem erstaunlich weiten Umkreis. Neben Dunninger, Seedorfer und Lackendorfer Kindern sind auch Schüler aus Flözlingen, Stetten, Sulgen, Waldmössingen, Aichhalden, Bösingen, Herrenzimmern, Villingendorf, Beffendorf, Rottweil, Eschbronn und Hochmössingen dabei. Vier Klassenlehrer und acht weitere Kollegen sind mit den Schülern der Gemeinschaftsschule befasst.

Wie gehen die Schüler mit der neuen Schulform um? "Es wird viel und fleißig gearbeitet", so Monika Viereck. "Das Verstecken in der Klasse ist nicht mehr so ohne Weiteres möglich." Die Schüler müssen ihr Lerntempo auch regelmäßig überprüfen lassen. Viele Eltern fürchteten Überforderung ihrer Kinder, aber sie habe nicht das Gefühl, dass die Schüler desorientiert seien, betont Viereck. Sie hätten sich schnell an die neue Situation gewöhnt.

Noch sei alles neu für die Schüler, eine neue Schule, das Bemühen neue Freunde zu finden, die Lehrer kennenzulernen, all das ist nicht ganz einfach. Aber die Schüler machten sich da anscheinend weniger Gedanken als manche Erwachsene. "So wie es ist, ist es gut für die Kinder", so der Eindruck von Viereck. "Wenn etwas Neues beginnt, muss man Neues lernen, aber das betrifft auch die Lehrer."

Michaela Bruszt, Klassenlehrerin der 5a, führt herum. Zuerst fällt der niedrige Geräuschpegel auf. Kein Rumgerenne, kein Rufen und Schreien, die Ruhe irritiert fast.

Zuerst werfen wir einen Blick in einen "Inputraum". Er sieht aus, wie ein normales Klassenzimmer, und das ist er auch. Hier findet zu Beginn der Stunde der "normale", der klassische Unterricht statt. Der Lehrer gibt "Input", vermittelt also Wissen, wie es die Älteren aus ihrer Schulzeit gewohnt sind. Dann wechseln die Schüler ins Lernatelier oder in einen der Gruppenräume, um den Stoff nachzuarbeiten und zu vertiefen.

Die Selbsteinschätzung der Schüler sei erstaunlich zutreffend, berichtet Bruszt. Manchmal müsse sie zwar eingreifen und den Schüler noch im "Input-Raum" zu belassen, da der Stoff doch noch nicht so verstanden wurde, aber im Großen und Ganzen sei die Eigeneinschätzung sehr realistisch.

Neben den "Input-Räumen" gibt es noch die Gruppenräume, in denen die Schüler zu zweit oder in kleinen Gruppen lernen könnten und eben das ominöse Lernatelier. Hier darf nur geflüstert und geschlichen werden, und die Schüler halten sich daran. Über ihre Lernmaterialien gebeugt bearbeiten die Schüler selbstständig den Stoff. In den Regalen stehen Ordner mit den verschiedenen Lernschritten, die Schüler bedienen sich selbst.

Immer mal wieder kommt ein Schüler zu Bruszt und stellt eine Frage. Die Atmosphäre auf dem Flur ist entspannt, alle Türen stehen offen. "Wir haben auch schon Unterricht im Gang abgehalten", so Bruszt.

Der Leistungsstand der Schüler wird übrigens nicht nur mit Klassenarbeiten überprüft, Referate und Präsentationen sind ebenso möglich.

All dies sei allerdings nur mit einer guten Ausstattung mit Lehrkräften zu bewerkstelligen, betont die Lehrerin. Zwei Jahre haben sich die Lehrer auf die Gemeinschaftsschule vorbereitet. "Alle sind begeistert", so beschreibt Michaela Bruszt die Stimmung im Lehrerzimmer. Auch ältere Kollegen seien inzwischen von dem neuen Weg überzeugt. Aber trotz aller Neuerungen, eines bleibe gewiss, so Bruszt: "Die Kinder haben sich nicht geändert."

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