Nach 40 Jahren gehört der Seedorfer Ortschaftsrat der Vergangenheit an / Viele wichtige Projekte auf den Weg gebracht

Von Rudi Merz und Rainer Pfaller Dunningen-Seedorf. Mit der jüngsten Kommunalwahl am 25. Mai dieses Jahres endete für den Ortsteil Seedorf eine 40 Jahre dauernde Epoche. Der Ortschaftsrat trat damit von der Bühne ab.Damit erstreckte sich die Wahl in Seedorf nur auf den Gemeinderat. Der Ortschaftsrat hatte schon vor Jahresfrist in Verbindung mit der Aufhebung der unechten Teilortswahl einstimmig seine Auflösung beschlossen. Den Anstoß für diesen Schritt gab die Gemeindeverwaltung mit der Begründung, dass die Verwaltung verschlankt und die Teilorte weitgehend zusammengewachsen und wichtige Vorhaben gemäß Eingliederungsvereinbarung in Seedorf realisiert seien.

Diese Entscheidung wurde von der Einwohnerschaft ohne nennenswerte Proteste entgegengenommen. Lackendorf lehnt dieses Ansinnen allerdings ab und behält weiterhin seinen Ortschaftsrat.

Anders war es bei den emotional geführten und heftigen Auseinandersetzungen im Zuge der Kommunalreform zu Beginn der 1970er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Turbulent wurde zum Beispiel die von der Landesregierung vorgeschlagene Eingliederung der bis dahin selbstständigen Gemeinde Seedorf nach Dunningen diskutiert.

So wandte sich nach heftigen Auseinandersetzungen, die bis in die Familien hineinreichten, die Bürgerbefragung am historischen 20. Februar 1972 eindeutig gegen den Verlust der Eigenständigkeit. Zuvor hatte sich allerdings ein freiwilliger Zusammenschluss der Gemeinden Winzeln, Waldmössingen und Seedorf am Widerstand Waldmössingens zerschlagen, das sich in Richtung Schramberg orientierte.

Die Ablehnung in der Bevölkerung gegenüber Dunningen zeitigte spektakuläre Folgen. Acht wegen ihrer positiven Haltung angegriffenen Seedorfer Gemeinderäte erklärten ihren Rücktritt. Durch Vermittlung des damaligen Rottweiler Landrats Nikolaus von Enzberg wurde der Rücktritt akzeptiert und Ersatzkandidaten ließen sich an den Ratstisch verpflichten. Drei Sitze allerdings konnten wegen Ende der Nachfolgerliste nicht besetzt werden.

Nachdem aber die Landesregierung weiter auf eine Entscheidung für Dunningen drängte, mussten Bürgermeister Helmut Käfer und der amtierende Gemeinderat in den sauren Apfel beißen und sich nach Dunningen eingemeinden lassen. Dieser Schritt wurde zum 1. Januar 1974 vollzogen.

Die verbliebenen, seitherigen sieben Gemeinderäte sollten als Ortschaftsräte weiter die Interessen des Ortsteils Seedorf vertreten. Zwei dieser Mandatsträger weigerten sich aus Protest das Amt anzunehmen, nahmen bis zur Kommunalwahl 1975 an keiner Sitzung teil und wurden mit einem Zwangsgeld belegt.

Bürgermeister Käfer fungierte kurzzeitig als Ortsvorsteher, gab aber nach wenigen Monaten aus gesundheitlichen Gründen sein Amt an Franz Hangst weiter und nach der Kommunalwahl 1975 übernahm dieses Amt Ernst Glatthaar. 1980 wurde Glatthaar von Rainer Pfaller abgelöst, der dieses Amt bis zur Auflösung des Ortschaftsrates bekleidete.

In vier Jahrzehnten wurden von den Ortschaftsräten, von denen fünf auch Sitz und Stimme im Dunninger Gemeinderat hatten, 499 öffentliche und 40 nicht öffentliche Sitzungen abgehalten. In diesen 40 Jahren mit neun Amtsperioden ließen sich insgesamt zweiundvierzig Männer und immerhin acht Frauen in die Verantwortung nehmen.

Viermal tagte der Vermittlungsausschuss, der bei entgegengesetzten Entscheidungen zwischen Gemeinde- und Ortschaftsrat zur Lösung der strittigen Probleme möglichst einen Konsens herbeiführen sollte.

Die wichtigsten Entscheidungen in der Zeit des Ortschaftsrats waren Abriss und Neubau des Rathauses, Errichtung des Eschachtreffs als Seniorenwohnheim, die Erweiterung des Kindergartens, Erweiterung und Sanierung des Grundschulgebäude, Realisierung der Wohnbaugebiete Eschenwiesen und Hochwiesen, Bau der Eschachbrücke bei der ehemaligen Molkerei und Bau der Heiligenbronnerstraße. Weitere Projekte waren die Erweiterung der Sporthalle, Errichtung der Aussegnungshalle auf dem Friedhof und die Erweiterung des Friedhofs.

Wichtige Meilensteine waren auch die umfangreiche Flurneuordnung sowie die Beteiligung am Bau und Betrieb der Biogasanlage bis zur Veräußerung. Entscheidungen zur Infrastruktur betrafen den Ausbau der Landstraße zwischen Dunningen und Seedorf und der Kreisstraße Seedorf-Sulgen.

Wirtschaftliche Impulse wurden mit der Einrichtung des Interkommunalen Gewerbegebietes Seedorf -Waldmössingen gesetzt. Aktuell wird die Ortsdurchfahrt im Zuge der L 422 saniert.