Der Drehrohrofen ist das Herzstück des Zementwerks. Dort werden die Rohstoffe zu Zementklinker gebrannt. Foto: Holcim Foto: Schwarzwälder-Bote

Informationsrunde beginnt am Donnerstag in Dautmergen / Neue Richtlinien treten in Kraft / Genehmigung nötig

Von Bernd Visel

Dotternhausen. Neue, veränderte Emissionsschutzrichtlinien, die 2016 in Kraft treten, haben den Ausschlag gegeben: Die Firma Holcim beantragt, den Anteil der Ersatzbrennstoffe für ihr Zementwerk von derzeit 60 auf 100 Prozent zu erhöhen.

Im Rahmen des immissionsschutzrechtlichen Änderungsgenehmigung, für die das Tübinger Regierungspräsidium zuständig ist, werden demnächst die Gemeinden gehört, die im Umkreis von fünf Kilometern um das Dotternhausener Zementwerk liegen.

Den Anfang macht Dautmergen. Nach Angaben von Bürgermeister Hans Joachim Lippus wird der Gemeinderat am morgigen Donnerstag über das Vorhaben von Holcim informiert. "Das Verfahren läuft jetzt an. Dann werden wir sehen, was überhaupt geplant ist."

Im Rahmen der Richtlinien werden neue Emissionsgrenzwerte festgelegt. Wie Holcim-Pressesprecherin Sabine Schädle auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, wolle sich Holcim schon jetzt an den neuen Vorgaben orientieren und dabei auch überlegen, wie künftig Ersatzbrennstoffe vermehrt einzusetzen sind. Dabei geht Schädle davon aus, "dass wir nicht sofort von 60 auf 100 Prozent fahren werden." Zudem sei zur Anfeuerung des Drehrohrofens auch der Einsatz von Kohle nötig. Zudem werde, allerdings nur bedingt, auch Schweröl verfeuert. Als Ersatzbrennstoffe kommen unter anderen getrockneter Klärschlamm, alte Reifen, Papierfaserfangstoffe sowie nicht mehr recyclebarer Kunststoff zum Einsatz. Schädle: "Es ist auch eine gesellschaftliche Aufgabe, diese Stoffe zu verwerten und dadurch wertvolle Ressourcen zu schonen."

Durch die Verbrennung von CO2-neutralen Ersatzbrennstoffen geht die Zementindustrie einen von Behörden und Umweltverbänden anerkannten Weg, um die vom Gesetzgeber geforderte CO2-Reduktion weiter voranzurreiben, heißt es in einer Holcim-Publikation mit dem Titel "Zusammen wirken – Der Einsatz von Ersatzbrenn- und Ersatzrohstoffen". So sei der Einsatz eines jeden Stoffs behördlich genehmigt, alle Inhaltsstoffe würden kontrolliert und die Emissionen des Zementwerks dadurch nicht nachteilig beeinflusst. Und weiter: "Gesamtökologisch ist der Einsatz von Ersatzbrennstoffen im Zementwerk in vielen Fällen anderen Verwertungs- und Beseitigungsverfahren überlegen." So belaste die Verbrennung die Umwelt weniger als die Deponierung. Auch würden sich die Emissionen von Staub, Schwefeldioxid, Stickoxiden und organischen Schadstoffen durch den Einsatz von Ersatzbrennstoffen nicht erhöhen, heißt es: "Die Grenzwerte für Schwermetalle werden in Dotternhausen weit unterschritten." Aber natürlich sei es auch ein wirtschaftlicher Faktor für das Unternehmen, Ersatzbrennstoffe verstärkt zu nutzen.

Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens, das vom TÜV begleitet wird, werden zunächst die Gemeinderäte der betroffenen Kommunen wie Dotterhausen, Dormettingen, Schömberg und Ratshausen gehört. Dann erfolgt eine öffentliche Beteiligung mit Auslegung der Genehmigungsunterlagen. Im Januar, so Schädle, werde Holcim zudem interessierte Bürger aus der Region ins Zementwerk einladen, um über die Verwendung von Ersatzbrennstoffen zu informieren.