Auf dieser Grafik sind der genehmigte Abbau auf dem Plettenberg (rechts) sowie die jetzt beantragte Erweiterung (links) gut zu erkennen. Foto: Holcim

Zementwerk-Journal wird an alle Haushalte verteilt. Infoveranstaltungen und Führungen auf dem Plettenberg.

Dotternhausen - Holcim und die Bürgerinitiative Pro Plettenberg suchen den Dialog. Nach Ostern soll ein erstes Treffen stattfinden. Aber auch die Bürger im Oberen Schlichemtal werden am Donnerstag ein neues "Journal" in den Briefästen finden, das umfassend über das Zementwerk informiert.

Im Dialog mit den Vertretern der Initiative und mit den Bürgern will Holcim-Werksleiter Dieter Schillo "fundierte Zahlen, Daten und Fakten darlegen und diese in den richtigen Kontext stellen". Denn einige Aussagen, die im Rahmen der Infoveranstaltung der Intiviate Pro Plettenberg in der Ratshausener Pfarrscheuer gemacht worden seien, stimmten so nicht, betonten Schillo und Firmensprecherin Sabine Schädle am Mittwoch bei einem Pressegespräch.

Dabei geht es Holcim vor allem um eine Richtigstellung: "Es stimmt einfach nicht, dass Holcim 95 Prozent aller Emissionen im Landkreis verursacht." Markus Knobelspieß, Leiter Umweltmanagement, rückt klar: "Bei diesem Wert kann es eigentlich nur um die Emissionen der Großindustrie im Kreis gehen." Und da gebe es außer Holcim in der Region nicht sonderlich viel.

Wie hoch die Emissionen im Zementwerk seien, zeige aber der jährliche Umweltbericht. So betrage der CO2-Werksausstoß jährlich rund 750 000 Tonnen. Dabei verantworte die Industrie aber nur 20 Prozent der CO2-Emissionen, der große Teil stamme aus den Heizungen der Haushalte und dem Verkehr. Zudem wolle Holcim diese Emissionen durch den verstärkten Einsatz der Ersatzbrennstoffe senken. Alle anderen Emissionen wie Staub, Stickoxid, Schwefeldioxid, Quecksilber oder organische Kohlenwasserstoffe lägen weit unter den Grenzwerten.

Wie Andreas Junginger, Leiter Gewinnungsbetriebe, informierte, umfasst die auf dem Plettenberg beantragte Süderweiterung eine Fläche von rund 20 Hektar, die Rohstoffreserven für 40 Jahre biete. Der Genehmigungsantrag werde 2016 eingereicht, 2018 werde mit der Genehmigung gerechnet. Das Gelände sei im Regionalplan als Rohstoffsicherungsfläche deklariert und müsse nun als Abbaufläche ausgewiesen werden. Auch mit dem Eigentümer des Geländes, der Gemeinde Dotternhausen, gebe es entsprechende langfristige Verträge. "Die Erweiterung kommt", ist sich Schillo sicher. Die Frage sei nur, welche Auflagen die Genehmigungsbehörde mache.

Der genehmigte Kalksteinbruch auf dem Plettenberg umfasst auch den Abbau der östlichen Bergkulisse in Richtung Schafberg. "Der Steinbruch wird geöffnet und gleicht im Endzustand einem nach Osten offenen Amphitheater, das zu einem wertvollen Biotop- und Landschaftsgebiet wird", heißt es im Holcim-Journal. Diese Kulisse umfasst rund sieben Millionen Tonnen Kalkstein, die für sieben Jahre reichen. Schillo: "Darauf können wir nicht verzichten." Wann der Abbau erfolge, stehe aber noch nicht fest. So wolle Dotternhausen diesen eher früher, Hausen am Tann hingegen erst später, betont der Werksleiter.

Während des Abbaus in der Erweiterungsfläche bleibe der bestehende Wanderweg entlang des Traufs offen. Der Abstand des Abbaugebiets zu den Traufkanten betrage mindestens 60 Meter, zur Albvereinshütte etwa 30 Meter.

Die Holcim-Verantwortlichen schließen aus, dass sich im vom Plettenberg abgeleiteten Regenwasser mit einem Volumen von 20 Litern pro Sekunde Schadstoffe wie etwa Rückstände des Sprengmaterials befinden, und dass Gebäudeschäden in Hausen am Tann oder Dautmergen von den Sprengerschütterungen herrühren.

u  Kommentar

Am heutigen Gründonnerstag werden die Bürger in Dotternhausen, Dormettingen, Dautmergen, Schömberg, Schörzingen, Ratshausen und Hausen am Tann das neue Holcim-Journal in den Händen halten.

Auf 20 bebilderten Seiten wird ausführlich auf die Themen Süderweiterung Plettenberg, Rekultivierung, Schieferabbau, Sprengungen und Ersatzbrennstoffe eingegangen. Mit der beigelegten Postkarte können die Bürger weiteres Infomaterial von Holcim anfordern sowie Fragen stellen und Anregungen geben.

Weitere Infos und Möglichkeiten zum Dialog gibt es ab heute auch auf der Internetseite www.holcim-dialog.de.

Damit nicht genug: Neben der Infoveranstaltung, die die Gemeinde Dotternhausen spätestens im Mai abhalten wird, will Holcim einen weiteren Infoabend in der zweiten Jahreshälfte anbieten. Bis dahin liegen laut Werksleiter Dieter Schillo wohl die acht Gutachten zur Plettenberg-Süderweiterung vor, die dann vorgestellt werden.

Die Firma plant zudem am 20. Mai sowie am 13. und 24. Juni drei Führungen auf dem Plettenberg, bei denen vor Ort und "auf sachlicher Ebene" über den Kalksteinabbau informiert wird. Zu den Führungen können sich Interessierte jetzt schon anmelden.

Schillo: "Wir nehmen die Sorgen und Ängste der Bürger sehr ernst und wollen den Dialog mit ihnen." Offensichtlich klappe der Informationsfluss zwischen Bürgermeisterämtern und Gemeinderäten, die regelmäßig und umfassend informiert würden, und den Bürgern nicht so, "wie wir uns das gedacht haben".