Koen Cuijpers schreitet während seines Klarinettensolos durch die Zuhörerreihen. Foto: Seeburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Bayer-Blasorchester gibt Konzert in Dotternhausen / Sternstunde für Zuhörer in der Festhalle

Von Siegfried Seeburger

In der Festhalle von Dotternhausen hat ein Ensemble der obersten Liga musiziert: das Bayer-Blasorchester aus Leverkusen.

Dotternhausen. Anders als die Fußballer nehmen die Bayer- Musiker mit ihrem in der ganzen Welt tätigen Dirigenten Pierre Kuijpers einen Spitzenplatz ein. Als Chefdirigent hat Kuijpers mehr als zehn Jahre lang die königliche Militärkapelle der Niederlande in Den Haag geleitet, die Philips Harmonie Eindhoven dirigiert, und auch hierzulande dürfte es kaum einen Blasmusikfachmann geben, der ihn nicht kennt, wie Dotternhausens Dirigent Thomas Wunder sagte.

Die Veranstaltung des Musikvereins Dotternhausen fand zu Gunsten des Fördervereins für krebskranke Kinder Tübingen statt. Nach der Begrüßung der Gäste durch den Vorsitzenden Ulrich Gerbert und einer kurzen Vorstellung des Fördervereins eröffnete der Musikverein Dotternhausen, quasi als "Vorgruppe", das Konzert.

Nach diesem Eingangsreigen spürte man förmlich die Spannung, als das Bayer-Blasorchester das Programm fortsetzte. Hinter dem Titel "The Seventh Night Of July" verbirgt sich eine japanische Sage, die von einer Romanze zwischen einem Rinderhirten und der Tochter des Himmelsgotts erzählt.

Heimatliche Gefühle regten sich hingegen bei der imposanten Komposition "Silva Nigra", einer Hommage an den Schwarzwald. Das Blasorchester gestaltete eine beeindruckende Kulisse mit faszinierenden Landschaften, streifte Klöster und Kirchen mit gregorianischen Klängen und strahlte beim Besuch des "Rossfests" vor Fröhlichkeit, und auch der Ruf des Kuckucks fehlte nicht.

Schwungvoll und mit coolem Sound ging die musikalische Reise in die USA und zu Benny Goodman, dem unvergessenen Jazzmusiker. Dann ließ sich das Bayer-Blasorchester von den "Vögeln von Brasilien" locken. Schnell landete die Musikerschar bei den Samba-Mädchen und den überschwänglichen, vom Rhythmus getragenen Klängen des Karnevals: Schöne Melodien, bunte Passagen, alles feiert. Zuerst klang sie etwas fremd, dann machte sie neugierig: Klezmer, eine aus dem Judentum stammende Volksmusik.

Traurige Bitterkeit wechselt in jubelnde Freude: Diese klagenden, seufzenden und schmachtenden Stimmungsbilder musikalisch präsentieren kann nur die Klarinette und ein meisterlicher Klezmer: Koen Cuijpers spielte den Part mit höchster Präzision und nachhaltiger Innigkeit.

Nach einem Trip zu den Comic-Figuren Tim und Struppi in Peru landeten Orchester und Konzertgäste mitten in Paris auf der Champs Élysées – und zum Schluss sangen alle zusammen. Der Abend in der Festhalle war eine Sternstunde für ein exzellentes Blasorchester mit einem gewaltigen Dirigenten.