Die Jury versucht, die Akteurinnen nach ihren Vorstellungen zu verbiegen. Foto: Roma Foto: Schwarzwälder-Bote

Aufführung: Schülerinnen des Gymnasiums Dornstetten setzen sich kritisch mit TV-Format auseinander

Begeisterte Zuschauer und lang anhaltenden Beifall hinterließen die zehn Schauspielerinnen des Gymnasiums Dornstetten mit ihrem Stück "Drama-Queens – Eine theatralische Casting-Show".

Dornstetten. Die Schülerinnen des Wahlfachs Literatur und Theater der Jahrgangsstufe zwei setzten sich in der Aufführung kritisch mit der Ausstrahlung von Casting-Shows im Fernsehen auseinander.

Eine junge Frau steht auf der Bühne – mit Hoffnung in ihren Augen. Das Publikum lauscht gebannt ihrer Geschichte über einen einsamen Nagel, der in der Wand steckt. Einsam, weil dort einmal ein Käfig hing. Während die Zuschauer sich noch fragen, wie die Geschichte weitergeht, ertönt aus der hinteren Ecke der Bühne ein energisches "Stop. Das reicht!". Im Hintergrund der Bühne erscheint eine dreiköpfige Jury, die über die vermeintliche Karriere der Frau entscheiden soll.

In diesem Moment wird klar, dass sich das Publikum inmitten einer Casting-Show für angehende Schauspielerinnen befindet, die sich durch das Fernsehen Ruhm und Reichtum erhoffen. Gelangweilt und ohne aufzuschauen rufen die drei Jury-Mitglieder die nächsten Kandidatinnen zu sich herein. Eine nach der anderen wird weniger nach schauspielerischer Leistung, als nach Aussehen und Theatralik bewertet.

"Mehr Drama" erwünscht

Nach der ersten Ausscheidungsrunde coachen die Jury-Mitglieder die ausgewählten Darstellerinnen. Dass die persönlichen Einstellungen und Leistungen nicht genügen, wird spätestens mit Aussagen wie "Nur das Aussehen zählt", "Das Beste ist nicht genug" und "Das ›Du‹ gibt es nur auf der Bühne" klargestellt. "Mehr Drama" gilt als die wichtigste Regel. Im Lauf der Show werden die Akteurinnen von der Jury charakterlich derart verbogen, dass sie sich selbst kaum wiedererkennen: Kleidungsstile werden geändert, Dramatik wird in den Vordergrund gestellt, und Freundschaften zerbrechen langsam.

Am Tag des Auftritts entscheidet sich schließlich eine Darstellerin dagegen, sich verbiegen zu lassen – und erzählt erneut ihre Variante der Geschichte über den einsamen Nagel. Den Nagel, an dem früher mal ein Käfig hing. In welchem einst der geliebte Kanarienvogel der einsamen Frau, verspottet als Vogelscheuche, lebte. Und während die Jury alles andere als begeistert über den eigenen Willen der Darstellerin ist, verzaubert sie das Publikum mit ihrer einfachen Art und der Geschichte "Der Kanarienvogel" von Katherine Mansfield.

Eigene Interpretationen

Unter der Leitung von Wibke Moog hatte sich im Laufe des Schuljahres aus eigenen Interpretationen von Gedichten, Prosatexten und einer Dramaszene die Idee entwickelt, das Format einer Casting-Show für ihre Aufführung zu wählen, um die Texte in einen szenischen Zusammenhang zu bringen. Am Ende des Stücks betonte Moog, dass nicht nur die finale Darstellung, sondern der lange Weg dorthin für die Bewertung ausschlaggebend sei. Die Darbietung trägt zudem einen Teil zur Leistungsprüfung bei.

Die unterschiedlichen Casting-Teilnehmerinnen verkörperten Nikola Stulajterova, Larissa Wiedmaier, Sarah Zähringer, Sevval Sahin, Annika Oligschläger, Emilia Schaaf, Florence Grygiel, Julia Heinrich, Tamara Bieser und Alexandra Kowalewski.