Selbsternannter Grenzgänger zwischen Kabarett und Comedy: Alfred Mittermeier. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Alfred Mittermeier mistet aus: mit der gewetzten Sense des Humors und voller Satire

Beim zweiten Abend der Reihe "Kultur im Museum" wurde mit der verbalen Mistgabel hantiert. Alfred Mittermeier ließ sie ohne Rücksicht durch den Lauf der Zeit schwingen und brachte das Publikum lyrisch und tempogeladen, voller Wortkaskaden und mit scharfem Verstand zum Lachen.

Dornstetten. Alfred Mittermeier lässt sich in keine Schublade pressen. Sein Auftritt – und das ordnete der Bayer gleich zu Beginn des Abends selbst so ein – glich einem "One-Night-Stand", bei dem man zusammenkommt, ein bissel Spaß miteinander hat und wieder auseinandergeht. Mit Sprachwitz und viel Humor wurde ausgemistet, was sich seit Adam und Eva, in paradiesischen Zeiten, bis zur heutigen politischen Situation rund um den Globus an Mist angesammelt hat.

Aus Mittermeiers Sicht war das Paradies eine Super-Firma mit hervorragenden Arbeitsbedingungen und einer 50-Prozent-Frauenquote, aber einer Schlange im Betriebsrat, die mit einer Ermunterung zum verbotenen Obsttag den Rauswurf von oben folgen ließ. Nachdem der große "Mist"er das Paradies leer geräumt hatte, schuf er die billigen Arbeitskräfte – Polen und Rumänen – und schaffte durch Abhängigkeit auch Anhänglichkeit. Ganz wie bei Bayern und Deutschland.

Überhaupt zog sich Mittermeiers Herkunftsland Bayern durch das komplette Programm. Er ratterte wie ein Maschinengewehr durch die Welt, kombinierte raffiniert gesellschaftliche und politische Themen und verfiel hin und wieder in den Lyrik-Modus, bei dem er seine Erkenntnisse in gereimter Gedichtform zum Besten gab.

Mittermeiers Humor wechselt zwischen bissigem Sarkasmus und trockenen Pointen – etwa wenn er die bayrischen Alpen nach Süden verschieben will, um Bayern den direkten Zugang zum Meer zu ermöglichen. Hochpolitisches wechselt sich mit Banalem ab. Fordert er eben noch den "Bexit", also den Ausstieg Bayerns aus Deutschland, erklärt er in der Folge den Bargeldwegfall: Spätestens dann akzeptiere der Bettler an der Straße mit seinem Terminal Kreditkarten, und die Tabledancerin trage zwischen den Brüsten einen Magnetstreifen und ziehe alle Karten durch. Jetzt werde es Zeit für eine eigene bayrische Währung, den "Diridari" mit Köpfen bayrischer Persönlichkeiten auf Münzen und Scheinen. Mittermeier stellte sich auch die Frage, wann aus einem neuen Bundesland ein "gebrauchtes" wird und erntete auch bei spröden Themen wie dem Länderfinanzausgleich ordentlich Lacher.

Bademeister Trump und "Jamaika-Angie"

Wegen der ständig wechselnden Zahl an Chinesen auf dieser Welt könnte es sein letztes Programm auf Deutsch sein, mutmaßt Mittermeier. Er boykottiere mittlerweile die alles kopierenden sowie mit Plastik und billig daherkommenden Chinesen, indem er im China-Restaurant einen Tisch reserviere, aber beim Italiener essen gehe.

Aktuelle politische Themen beleuchtet er mit scharfem Verstand, urkomisch und dann wieder bitterernst. "Wer die Wahl hat, hat die Regierung, die er verdient!", ist Mittermeier überzeugt. Die US-Bürger hätten Trump zum Bademeister gemacht, weil es zum Seepferdchen nicht reichte, und Merkel werde als "Jamaika-Angie" in die Annalen eingehen. Brüssel ist aus seiner Sicht ein Auffanglager für gestrandete Politiker mit Sprung in der Schüssel.

"Ausmisten funktioniert nur global", ließ Mittermeier seine Zuhörer wissen. Sein Publikum bezeichnete er als gute Chefs, "die ihn ausgewählt haben und auch die Spätschicht mit ihm fahren", also die zweite Hälfte der Show. Mittermeier mixte geniale Doppeldeutigkeiten mit Prisen schwarzen Humors, gepaart mit Gestik und Mimik, die Pointen und Gedichte, aber auch Worterklärungen untermalten und nicht selten die Zuschauer verblüfften.

In einem Wahnsinnstempo verriet er, wie man am Weltspartag seine Bank ärgern kann, dass mit G 36 jeder das Abitur schafft und dass Links es schwer hat, da Deutschland ein Rechtsstaat ist. Auch seine Vorstellungen eines bayrischen Grundgesetzes stellte er vor. Das nur drei Paragrafen umfassende Werk reicht von "Mir san mir" über "Wer ko, der ko" bis zu "Basst scho".

Dass Mittermeier es kann, zeigte ihm sein Publikum mit viel Gelächter und nach dem rund zweistündigen Auftritt mit lang anhaltendem, begeistertem Applaus, obwohl der Bayer keine Rücksicht genommen hatte. Er ließ eine Zugabe folgen und verabschiedete sich von seinen mehr als hundert "Chefs" in die Nacht.