Reinhold Strähler (links) und Pfarrer Siegfried Schanz (rechts) gestalteten den Gottesdienst in der Martinskirche zusammen mit Asylbewerbern. Foto: Schanz Foto: Schwarzwälder-Bote

Asylbewerber gestalten Gottesdienst in Dornstetten mit / Ausstellung im Canapé zeigt Menschen im Nahen Osten

Dornstetten. Auf großes Interesse stieß die Eröffnung der Bilderausstellung "Menschen in Ägypten", die zurzeit im Café Canapé in Dornstetten zu sehen ist. Ihr folgte ein besonderer Gottesdienst in der Martinskirche.

Heiko Lorenz, Vorsitzender des EMO-Freundeskreises, begrüßte außer zahlreichen Gästen auch Bürgermeister Bernhard Haas und eine ganze Reihe von Asylbewerbern, die von der evangelischen Kirchengemeinde besonders eingeladen worden waren.

Reinhold Strähler, Missionsleiter der EMO (Evangeliumsgemeinschaft Mittlerer Osten), gilt als profunder Kenner der politischen und religiösen Verhältnisse im Nahen Osten. "Zwischen Chaos und Hoffnung – Menschen im Nahen Osten", lautete der Titel seines Vortrags. Strähler ging auf die Entwicklung des arabischen Frühlings ein, der so hoffnungsvoll begann.

"Es reicht!", mit diesem Ruf fegte die Jugend der Mittelschicht das totalitäre Regime in Ägypten hinweg. Was im Dezember 2010 in Tunesien begann, breitete sich bald wie ein Flächenbrand über viele Länder des Nahen Ostens aus. Doch an vielen Orten hielten sich die alten Regime mit großer Hartnäckigkeit. Mehrere Staaten versanken im Bürgerkrieg. Strähler erinnerte an rund fünf Millionen Kinder, die in Syrien auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Es gibt im Land 7,6 Millionen Binnenflüchtlinge, während drei Millionen in Nachbarländern Zuflucht suchten. Unter den Folgen des Kriegs leiden vor allem die Kinder, betonte Strähler.

Zu den politischen und sozialen Spannungen gesellt sich der Kampf um den richtigen Weg des Islam. Das Klima zwischen Christen und Moslems ist nachhaltig gestört. Gibt es trotzdem Hoffnung? Strähler berichtete von einer positiven Grundstimmung bei vielen Christen in Ägypten. Sie nutzten wieder viele neue Möglichkeiten, um auch mit Muslimen über den Glauben zu reden. Die EMO unterhält seit vielen Jahren ein Krankenhaus in Assuan, in dem zurzeit auch ein junger Mann aus Dornstetten ein Praktikum ableistet, wie Pfarrer Siegfried Schanz berichtet.

In der Ausstellung im Café Canapé gibt Hanna Paesler, eine Mitarbeiterin der EMO, mit ihren Fotos einen Einblick in das Leben von Menschen in Ägypten. Sie erzählt von deren Hoffnungen, Ängsten und Sehnsüchten, aber auch von der oft genug bedrückenden Lage im Land. Bürgermeister Bernhard Haas ging in seinem Grußwort zur Ausstellungseröffnung auf die Situation der Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien und Eritrea ein, die in Aach Aufnahme gefunden haben. Er dankte den ehrenamtlichen Mitarbeitern, die sich um sie kümmern. Was sie leisteten, sei vorbildlich, lobte Haas. Der Vortrag von Reinhold Strähler habe ihm aber neu deutlich gemacht, aus welch großer Not die Asylbewerber kommen.

Diese sind dankbar, dass sie hier in Frieden und Sicherheit leben können, heißt es weiter im Bericht von Pfarrer Schanz, machen sich jedoch große Sorgen um Angehörige in ihren Heimatländern. Diesem Umstand trug die evangelische Kirchengemeinde mit einem besonderen Gottesdienst in der Martinskirche Rechnung, den etliche Asylbewerber mitgestalteten. Die Lesungen wurden in Tigrinja, der Landessprache Eritreas, und von einem Flüchtling aus Syrien in Arabisch vorgetragen. Er dankte im Gottesdienst für die Gelegenheit zur Teilnahme an einem Glaubenskurs, in dem er viel Neues über den christlichen Glauben erfahren habe.

Reinhold Strähler rief in seiner Ansprache dazu auf, einander anzunehmen, "auch wenn die christliche Gemeinde und die Gesellschaft immer multikultureller wird". Es gelte, Irritationen auszuhalten und sich an Christus ein Beispiel zu nehmen. In den Fürbitten wurde in Deutsch, Englisch, Arabisch, Tigrinja und Farsi der Menschen in den Bürgerkriegsländern gedacht, aus denen die Asylbewerber stammen. Auch die Lieder wurden mehrsprachig gesungen und vom Posaunenchor unter der Leitung von Martin Strähler begleitet.

Dass das Miteinander tatsächlich funktioniert, zeigten die Asylbewerber und die kirchlichen Mitarbeiter, indem sie nach dem Gottesdienst zu einem gemeinsamen Mittagessen einluden. Außer schwäbischen Spezialitäten fanden sich auch syrischer Kuchen und andere landesspezifische Köstlichkeiten auf den Tellern. Die Gespräche waren herzlich und fröhlich und ließen so eine Zeit lang die bedrückende Situation in den Heimatländern der Flüchtlinge vergessen.