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Jubiläum: Mode- und Bettenhaus Schwarz besteht seit 175 Jahren / Spezialisierung und Expansion

Von Sylvia Wiegert

Ob Kurzwaren, Brautkleider, Sterbehemden oder Lebensmittel – wenn es um die Versorgung der Bevölkerung geht, gehört der Name Schwarz zur Stadtgeschichte. Seit 175 Jahren ist das heutige Mode- und Bettenhaus eine feste Adresse für Kunden aus Dornstetten und Umgebung – dieses Jubiläum wird bis Weihnachten mit Aktionen gefeiert.

Dornstetten. "Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir als Kinder bei der Inventur immer die Knöpfe zählen mussten", erzählt Frank van der Meyden. Gemeinsam mit Ehefrau Stephanie sowie Schwester und Schwager Nicole und Jörg Boensch leitet er heute das Familienunternehmen in der fünften Generation. "Kaufhaus Schwarz", diesen Begriff verwenden ältere Bürger heute noch, wenn sie über das zwischenzeitlich auf Mode und Betten spezialisierte Fachgeschäft reden. Und die Einkaufstour zum Dornstetter Kaufhaus mit Großeltern und Pferdefuhrwerk ist manchen Kunden ebenfalls noch in Erinnerung.

Am jetzigen Standort war das Geschäft allerdings nicht von Anfang an: Als der Schopflocher Leinenweber Michael Schwarz es 1840 gründete, bezog er mit seinem Kolonialwarenhandel die Geschäftsräume im früheren Haus Köhnlein in der Hauptstraße 5. 1908 verlegte sein Sohn Gottlieb den Betrieb dann einige Häuser weiter an den jetzigen Standort in der Hauptstraße 34 und erweiterte ihn mit seiner Frau Friderike einige Jahre später um das Nachbarhaus.

"Der Gottlieb war in Dornstetten so etwas wie eine Institution und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt", weiß Frank van der Meyden über seinen Urgroßvater. Das Kundeneinzugsgebiet des Kaufhauses reichte schon damals bis nach Loßburg, denn mit seinem Sortiment hatte sich Gottlieb Schwarz auf die Versorgung der Landbevölkerung spezialisiert und deckte deren Bedarf in vielen Bereichen ab. Die Geschäfte liefen gut, und so wäre Uropa Gottlieb beinahe auch als Erfinder des Vorruhestands in die Stadtgeschichte eingegangen. Doch so ganz hat es dann doch nicht geklappt: Zwar verpachtete er 1939 sein Kaufhaus an die Familie Rall aus Reutlingen, um sich zur Ruhe zu setzen, doch der Handel ließ ihn anscheinend nicht los. 1953 stieg Gottlieb Schwarz gemeinsam mit seiner Ehefrau und seiner Tochter Anneliese Benz wieder ein, und erst im stolzen Alter von 86 Jahren übertrug er 1966 das Geschäft schließlich seiner Tochter.

In den Folgejahren spezialisierte sich der Betrieb nach größeren Umbauten immer mehr auf den Textilbereich, nahm Gardinen, Porzellan oder Knöpfe aus dem Sortiment und wandelte sich vom Kaufhaus zum Mode- und Bettenfachgeschäft. Zusammen mit Mutter Anneliese stand auch die Tochter und heutige Seniorchefin Brigitte van der Meyden schon im Betrieb. "Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als wir zum ersten mal Hosen für Damen in der Auslage hatten", erzählt die Seniorchefin schmunzelnd. Diese "textile Revolution" hat das Modehaus ebenso überstanden wie den weiteren Wandel in der schnelllebigen Branche.

1974 übernahmen Brigitte und Theo van der Meyden das Geschäft, hielten es mit mehreren Um- und Ausbauten am Puls der Zeit und expandierten mit Unterstützung von Sohn Frank und Schwiegertochter Stephanie. 2003 eröffneten sie im ehemaligen "Spar"-Markt in der Bahnhofstraße den Young-Fashion-Laden Klamodo, 2008 entstand eine weitere Modefiliale im Industriegebiet Pfalzgrafenweiler, und 2011 eröffneten sie dort einen Bettenfachhandel.

"Das Bettenhaus sollte eigentlich in der Dornstetter Bahnhofstraße am künftigen "Norma"-Standort gebaut werden, doch die Pläne wurden nicht genehmigt", erzählt Brigitte van der Meyden. Letztlich habe sich der Schritt auf die grüne Wiese aber als richtig erwiesen: Heute reicht der Kundenstamm bis in den Calwer Raum, und der Familienbetrieb zählt insgesamt 40 Mitarbeiter. "Sie sind unser Kapital", sagt Frank van der Meyden, einige von ihnen seien bei Schwarz schon in die Lehre gegangen und echte Branchenkenner.

Denn im Wettlauf mit Online-Handel und großen Textilketten setzt das Dornstetter Traditionshaus auf Fachwissen und individuelle, ehrliche Beratung der Kunden. "Damit heben wir uns von den anonymen Kaufhäusern ab", ist sich Frank van der Meyden sicher, viele Mitarbeiter hätten bereits einen eigenen Kundenstamm, der sich von ihnen beim Einkauf beraten lässt. Und schließlich hat auch die jüngste Führungsgeneration des Mode- und Bettenfachbetriebs das Geschäft von der Pike auf gelernt – nicht nur beim Knöpfe zählen im früheren Kaufhaus, sondern auch an der Akademie für Modemanagement in Nagold.