Ali Liban Abdi (links) und Schwarzwaldwerkstatt-Gruppenleiter Heiko Lorenz sind sich einig: Die Zusammenarbeit ist eine Win-Win-Situation. Foto: Schwenk

Acht Asylbwerber leisten in Schwarzwaldwerkstatt gemeinützige Arbeit. Hoffen auf Leben in Deutschland.

Dornstetten - "I’d like to pay taxes", sagt Mohamed Al Masri und nickt zur Bekräftigung. Der 32-jährige Syrer ist einer von acht Asylbewerbern, die derzeit in der Dornstetter Schwarzwaldwerkstatt als Ein-Euro-Jobber anpacken. Und ihre Arbeit als Chance auf ein Leben in Deutschland verstehen.

Al Masri steht in der Schlauchfertigung der Behinderteneinrichtung. Fünf Tage die Woche hilft er hier mit. "Aber nur, wenn auch genügend Arbeit da ist", erklärt der Technische Leiter Friedhelm Maier. "Er will etwas tun, nicht nur herumsitzen."

Seit Ende Januar beschäftigt die Schwarzwaldwerkstatt neben Menschen mit Behinderungen, psychischen Erkrankungen oder Suchtproblemen auch Asylbewerber. 1,05 Euro gibt es auf die Stunde. Das ist der gesetzlich festgeschriebene Satz für die als gemeinnützig klassifizierten Ein-Euro-Jobs.

Darauf werden freilich keine Steuern fällig. Nichtsdestotrotz würde der gelernte Mechaniker gerne welche zahlen. Denn dann hätte er den Sprung nach Deutschland geschafft: Hätte die dauerhafte Aufenthaltserlaubnis in der Tasche, könnte einer geregelten Arbeit nachgehen und in einer eigenen Wohnung leben.

Davon träumt auch Youssef Kablawi. Wie Al Masri ist der 32-jährige Ingenieur aus Aleppo seit acht Monaten im Aacher Asylbewerberheim untergebracht. Und würde am liebsten gleich fest in der Produktion der Schwarzwaldwerkstatt anfangen. Das sähen auch seine Vorgesetzten gerne. "Er ist so fix, dass man ihm alles nur einmal erklären muss, dann kann er es allein", lobt Maier. Mit der befristeten Festanstellung wird es wohl dennoch nichts. Der Technische Leiter hat sich bereits bei der zuständigen Behörde erkundigt. "Wir müssen Bewerbern aus der EU den Vorzug geben", bedauert Maier. Und löst damit unter den Kollegen Kopfschütteln aus. Kablawi ist mit der hier verwendeten Programmiersoftware vertraut, hat sich in den vergangenen Wochen mit viel Engagement eingearbeitet. Die Stelle hätte eigens für ihn geschaffen werden sollen. Dem Ingenieur steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Ob er trotzdem bleibt? Natürlich, sagt Kablawi. Besser für wenig Geld arbeiten, als tatenlos in der Asylbewerberunterkunft zu sitzen. "Das hier bringt mir was", meint er in gebrochenem Deutsch.

Zu diesem Schluss kommen auch die Verantwortlichen der Schwarzwaldwerkstatt. Obwohl es schon den einen oder anderen kulturellen Unterschied gibt. Etwa die Sache mit der Pünktlichkeit. "Nicht in jedem Kulturkreis heißt acht Uhr auch tatsächlich acht Uhr", schmunzelt Maier. "Und ich komme morgen kann auch schon mal heißen, ich komme in zwei Tagen." Dennoch: "Unsere Erfahrungen sind positiv. Die Leute sind hier. Ob zu recht oder zu unrecht, müssen andere Stellen entscheiden. Wir wollen ihnen eine Tür öffnen und zeigen, dass sie und ihre Arbeit wertgeschätzt werden."

Auch Heiko Lorenz, Gruppenleiter der Montage im Gebäude Riedsteige, sieht in der Zusammenarbeit eine Bereicherung. In der Dornstetter Riedsteige werden unter anderem Massenbänder für Schaltschränke gelötet. Der Schopflocher Maschinenbauer Homag zählt zu den Großkunden. Hier arbeiten Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Suchtproblematiken. Eine vergleichsweise zurückhaltende Personengruppe, meint Maier. "Unsere behinderten Beschäftigten haben dagegen in der Regel überhaupt keine Berührungsängste." Doch der neue Mitarbeiter punktet mit seiner offenen Art: "Er macht seine Arbeit sehr gut und hat die beim einen oder anderen anfänglich vorhandene Skepsis mit seiner Offenheit zerstreut. Wenn es nach den Kollegen geht, könnte er gleich bleiben", sagt Lorenz. Gemeint ist Ali Liban Abdi. In seiner Heimat Somalia absolvierte der 24-Jährige ein Praktikum im medizinischen Bereich. Auf diesem Gebiet würde er auch in Deutschland gerne wieder arbeiten. "If I get a chance – wenn ich eine Chance bekomme", meint er. An fünf Vormittagen in der Woche packt der 24-jährige Somalier in der Produktion mit an. Die Nachmittage sind mit Hausmeistertätigkeiten in der Hallwanger Asylbewerberunterkunft und Deutschkursen in der Freudenstädter Volkshochschule ausgefüllt. Letztere tragen Früchte. "Anfangs haben wir uns in einem Mix aus Deutsch und Englisch verständigt", erinnert sich Lorenz. "Jetzt klappt es auf Deutsch richtig gut." Was, wie der Gruppenleiter durchblicken lässt, durchaus Vorteile hat: "Versuchen Sie mal, jemandem auf Englisch zu erklären, was Schupfnudeln sind. Dafür gibt es im Englischen gar kein Wort", schmunzelt Lorenz.