Zum Gruppenbild mit dem prominenten Gast Gaby Hauptmann (Zweite von rechts) fanden sich nach der Lesung ein (von links): Buchhändlerin Felicitas Seeger, Tourismus-Student und Praktikant im Kulturamt Jan Gaiser, Kulturamtsmitarbeiterin Regine Rathgeber, Kulturamtsleiterin Carolin Baier sowie Volksbank-Marketingfrau Sabine Homeier. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Gaby Hauptmann beschert ihrem Publikum im Dornstetter Bürgersaal einen heiter-amüsanten Leseabend

Von Gerhard Keck

Dornstetten. Ungezwungen, zugewandt, freundlich: So wirkte Bestseller-Autorin Gaby Hauptmann bei ihrer Lesung bei den Dornstetter Buchwochen.

Auch sonst schien sich die Autorin, Jahrgang 1957, ihres Erscheinungsbilds mit schulterlangem Blondhaar, brauner Lederweste und eng anliegender Jeans bewusst zu sein. Rank und schlank kommt sie daher – wie soeben einem ihrer zahlreichen Romane entstiegen.

Kulturamtsleiterin Carolin Baier und ihr Buchwochenteam sowie Volksbank-Marketingfrau Sabine Homeier hatten sich für den wiederholten Auftritt des prominenten Gasts ein Bonbon ausgedacht: einen literarischen Abend in erster Linie für Frauen. Die passende Einstimmung mit Sekt und Häppchen tat ein Übriges für die gelöste Stimmung im ausverkauften Bürgersaal. Dass sich auch eine Handvoll Männer unter das muntere Damenvolk mischte, registrierten Verantwortliche und Lesegast mit Anerkennung.

Gaby Hauptmann, als Journalistin und Fernseh- wie Radiomoderatorin längst ausgewiesener Profi in Sachen Kommunikation, schuf zunächst mit Anekdoten über den Umgang mit der Creme der politischen Bühne und dem Schauspielermilieu sowie Hinweisen auf ihr opulentes schriftstellerisches Werk eine Art vertrauten Umgang mit dem Publikum, bevor sie sich ihrem neuesten Buch "Liebling, kommst du?" zuwandte. In einer längeren Passage schildert sie darin Szenen aus einer Floridareise ihres Protagonistenpaars Nele und Björn. Er, freigestellter Bänker, und sie, Hausfrau und VHS-Dozentin mit wenig Aussicht auf kleine Fluchten aus dem drögen Alltag, versuchen mit aller Macht, ihr Dasein aufzupeppen. Situationen voll praller Komik erleben die beiden, von Gaby Hauptmann stimmlich und gestisch in Szene gesetzt.

Mit Rücksicht auf empfindsamere Gemüter ihrer Zuhörerschaft verzichtete sie auf Szenen im Buch, in denen es erotisch voll zur Sache geht. Dabei spielt dieser Sektor in ihrem Werk eine wesentliche Rolle. Titel wie "Hengstparade", "Suche impotenten Mann fürs Leben" stehen dafür, und es ist durchaus kein Schelm, wer hinter "Liebling, kommst du?" Pikantes wittert.

Die Lesehäppchen bilden natürlich die Fülle an Szenarien, die dieser Roman entfaltet, nur andeutungsweise ab. Im Fortgang der Handlung zeigen sich Brüche in der nur unvollkommen gekitteten Beziehung von Nele und Björn. Auseinandersetzungen mit dem studierenden Sohn rauben Energien, Björns Sucht nach außerehelichen Abenteuern mündet in eine Erpressungsgeschichte, in deren Verlauf er sich vom Saulus zum Paulus wandelt. Selbst Nele erliegt schließlich ihren sexuellen Fantasien. Eine Menge Stoff häuft sich da an, und Björns Verhalten gegenüber Frauen erinnert immer wieder an jene Parabel, in der Buridans Esel verhungert, weil er sich nicht zwischen zwei Futterstellen entscheiden kann.

Mit einer amüsanten kurzen Erzählung als Zugabe mit dem Titel "Leidenschaft in Rot" belohnte die Autorin ihr Publikum im Dornstetter Bürgersaal für dessen Sitzfleisch.

Gaby Hauptmanns Erfolg mit Millionenauflagen resultiert daraus, dass sie es dem Lesepublikum nicht schwer macht. Poetische und stilistische Höhenflüge sind nicht ihre Sache. Ihre Schreibweise ist geerdet, sie schaut, frei nach Luther, dem "Volk aufs Maul". Ihr Werk ist Unterhaltung pur, jederzeit und an allen Orten zu konsumieren. Dass Männer sie anfangs gefürchtet hätten, hängt wohl mit ihrer teils offenen, teils verdeckten Parteinahme für Frauen zusammen. Auf der Lesung war jedenfalls davon nichts zu spüren, ihre Sympathien verteilte sie gerecht.