Zu dem unterhaltsamen Vortrag von "Flößerpapst" Martin Spreng "Rund um die Flößerei in Aach" hatte der Freundeskreis des ehemaligen Verkehrsvereins Aach auf den Dorfplatz eingeladen. Zahlreiche Besucher folgten dieser Einladung. Fotos: Günther Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Experte Martin Spreng erzählt bei Dorfplatzfest launig von alten Zeiten

Bestens vorbereitet präsentierte sich der Freundeskreis des aufgelösten Aacher Verkehrsvereins bei seiner Veranstaltung am Freitagabend. Die ehemaligen Vereinsaktiven hatten unter dem Motto "Rund um die Aacher Flößerei" zu einem kleinen Dorfplatzfest eingeladen.

Dornstetten-Aach. Dazu war es dem Freundeskreis rund um den langjährigen früheren Verkehrsvereins-Vorsitzenden Walter Schulte gelungen, Martin Spreng aus Altensteig, auch "Flößerpapst" genannt, für einen unterhaltsamen Vortrag über die Geschichte und den Niedergang der heimischen Flößerei nach Aach zu holen. Spreng, Vorsitzender der Flößerzunft Oberes Nagoldtal, Präsident der Deutschen und Vizepräsident der Internationalen Flößervereinigung, gilt als profunder Kenner der Geschichte der heimischen Flößerei.

Dass dies zutrifft, bewies er dem erwartungsfrohen Publikum auf dem Dorfplatz. Hatte er doch eine Fülle von Informationen, Anekdoten und Anschauungsobjekten rund um die Geschichte der Flößerei mitgebracht. Spreng nahm die Zuhörer mit auf eine Zeitreise zu den Flößern auf Glatt und Neckar. Flößer seien kräftige und selbstbewusste Männer gewesen, sagte er, allerdings hätten sie wohl oftmals einen über den Durst getrunken. Als Beleg für diese These hatte Spreng ein Fünf-Liter-Holzfass mit Handgriff mitgebracht, in der der Flößer seine ihm zustehende Tagesration an Bier oder Wein mitführte; hinzu kamen pro Tag ein Pfund Fleisch und 40 Kreuzer Bezahlung. Auch das wichtigste Utensil des Flößers, ein Paar original lederne Flößerstiefel, hatte Spreng dabei.

Die Blütezeit der Flößerei begann nach dem Dreißigjährigen Krieg. Damals brauchten alle deutschen Städte für ihren Wiederaufbau große Mengen an Bauholz, das durch Flöße an Ort und Stelle transportiert wurde. Auch Brennholz wurde viel benötigt. Es wurde einfach als "Driftholz" den Bach hinunter gelassen und vor der Flussmündung durch die Flößer mithilfe großer Rechen wieder eingesammelt.

Das Ansehen und der Einfluss der Flößerzünfte müssen in diesen Jahren groß gewesen sein. So war es auch dem Einspruch der Flößer geschuldet, dass die neue Universität des Landes nicht wie vom Herzog von Württemberg vorgesehen in Urach, sondern in Tübingen gebaut wurde. Denn die Flößer hatten argumentiert, dass sie das viele benötigte Holz nicht nach Urach transportieren konnten; Tübingen am Neckar stellte dagegen kein Problem dar.

"Joggele-Lied" erklingt zum ersten Mal

Auf der Glatt reicht die Geschichte der Flößerei zurück bis ins Jahr 1504. Allerdings erforderte die Flößerei hier einigen logistischen Aufwand, denn es war fast unmöglich, die großen Holzstämme auf den kleinen Bächen zu transportieren. Mit der Zeit wurde die dafür benötigte Technik des Wasserstauens so perfektioniert, dass fast 300 Meter lange und maximal drei Meter breite Flöße Richtung Neckar schwammen. Lindwurmartig bewegten sich danach die langen Flöße durch die Flusswindungen, in der Regel gesteuert von sechs Flößern. Spreng führte dies am mitgebrachten Modell vor.

Die Erfindung der Dampfmaschine und damit verbunden der Eisenbahnbau zwischen Eutingen und Freudenstadt beendete die Flößerei auf der Glatt. Dokumentiert ist, dass 1897 das letzte Floß die Glatt hinab fuhr. Somit wurden auch keine Wieden mehr gebraucht, um die Flöße zusammenzubinden. Und für die vielen Flößer gab es keine Arbeit mehr. Durch das rapide Ende der Flößerei ging das Wissen über die Flößerei von heute auf morgen verloren.

Spreng geht davon aus, dass es anschließend auch auf der Glatt, wie nachweislich auf der Nagold, "Gaudi-Flöße" gab, die gegen Fahrgeld "Sommerfrischler" als Passagiere aufnahmen, und beschrieb feine Kurgastdamen aus Freudenstadt, die in weißen Sonntagskleidchen die Glatt hinab gefahren wurden.

Wie Spreng berichtete, gibt es heute nur noch in Finnland und Russland aktive Flößer. Dort werden weiterhin große Mengen an Holz mit Flößen auf den Flüssen transportiert. Allerdings, schränkte er ein, werden dort heute Stahlseile statt der traditionellen Wieden zum Zusammenbinden der Holzstämme verwendet.

Eng mit dem Thema Flößerei hing auch der zweite Programmpunkt des Dorfplatzfests zusammen. Walter Schulte hatte ein Lied über das "Flößer-Joggele", die auf dem Dorfplatz neu eingeweihte Flößerfigur, gedichtet und animierte die Besucher zum Mitsingen. "Joggele sperr!" ertönte es bald – noch nicht unbedingt in voller Harmonie – durch Aach.

Zur guten Stimmung trug vielleicht auch bei, dass die Veranstalter zur Hocketse eingeladen hatten "mit Preisen wie vor 40 Jahren".