Asli Hussein-Märkle hat die Geschichte ihrer Heimat Somalia erforscht. Foto: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Asli Hussein-Märkle hat ein Buch über ihre Heimat Somalia geschrieben / Freiheit als Ziel

"Nirgendwo gibt es so viel Diskriminierung wie in Somalia", weiß Asli Hussein-Märkle und hat tief in der Geschichte ihrer Vorfahren gegraben, um mehr über ihre Heimat herauszufinden. Die Ergebnisse hat sie jetzt in einem Buch zusammengefasst.

Dornhan. Deutschland und Somalia – das kann man nicht zusammenbringen. Davon ist Alsi Hussein-Märkle überzeugt, denn sie kennt beide Welten. "Das sind zwei verschiedene Mentalitäten, unterschiedliche Denkweisen", versucht sie, ihre Erfahrungen in Worte zu fassen.

Bauern, Viehzüchter, Handwerker, Händler und Seefahrer – sie alle bilden Somalias Bevölkerung, und doch sei noch nicht wissenschaftlich erforscht worden, woher sie kommen und wer ihre Vorfahren sind. "Das Leben ist ein Kreislauf. Einer braucht den anderen", erklärt Hussein-Märkle.

Leben in Mogadischu

Sie begann zu forschen, um die Mechanismen der somalischen Gesellschaft zu verstehen. "Irgendwo ist in Somalia die Geschichte stehen geblieben, und niemand wusste mehr genau, wann und wie sie angefangen hat", schreibt sie in ihrem Nachwort. Mittlerweile sei die Entstehung der somalischen Geschichte ein Stück ihrer eigenen Lebensgeschichte geworden, meint Hussein-Märkle.

Sie selbst ist 1942 in Mogadischu, Somalias Hauptstadt, geboren, in einer Stadt, in der jahrelang Kriegsherren und Clans die Oberhand hatten und Bürgerkrieg an der Tagesordnung war. An jedem Tag konnte das Leben vorbei sein.

In Somalia besuchte sie eine italienische Schule, wurde von Nonnen unterrichtet. 1964 reiste die heute 75-Jährige in die Ukraine und studierte dort Medizin. "Dies öffnete mir viele Türen, welche andere Mitglieder meines Volkes nie zu Gesicht bekamen", schreibt Hussein-Märkle dazu. Sieben Jahre später kehrte sie nach Somalia zurück, um dort als Ärztin zu arbeiten.

1977 verließ sie ihre Heimat und zog nach Bayern. Dort entstand die Idee, ihre Geschichte niederzuschreiben. 1981 heiratete sie, lebte später noch einmal zwei Jahre in Libyen. Seit 1993 ist ihr Lebensmittelpunkt in Dornhan.

"Hier kann man besser leben. Alles ist geregelt, Gesetze und Ordnung regieren", weiß sie die Vorteile Deutschlands gegenüber Somalia zu schätzen. Ihr größtes Hobby ist das Lesen.

Auf diese Weise und durch mündliche Überlieferungen hat sie auch Informationen für ihr Buch gesammelt. "Ich lese fünf bis sechs Stunden pro Tag, solange ich es noch kann", erzählt sie.

So fand sie auch heraus, was ihrer Meinung nach in Somalia "falsch gelaufen" ist. Der Hauptgrund sei ein schweres Missverständnis innerhalb der Bevölkerung gewesen, welches auf dem mangelnden historischen Hintergrund einiger Stämme beruhe, schreibt sie. Ein gewaltvolles "Gerangel um Kompetenzen" habe stattgefunden.

Das Volk hinter der Maske

In ihrem Buch beschreibt sie die einzelnen Stämme und Sippen. Dabei deckt sie auch auf, dass es indonesische Spuren in Somalia gibt. "Welches Volk verbirgt sich hinter der öffentlichen Maske?" war die Ausgangsfrage, um die herum sie ihre Geschichte spann. Ihre Ergebnisse machte sie an geografischen Begriffe, Wohnorten, Kultfesten und Familiennamen fest.

In ihrem Schlusswort fasst sie zusammen, dass ihrer Meinung nach die Tradition, beziehungsweise die Sturheit der Sitten und Gebräuche dem freien, gewaltlosen Leben entgegenstehen.

So liege es beispielsweise in den Händen der Mütter, den Kindern von Anfang an Gleichberechtigung beizubringen. "Ich fürchtete mich vor dem Leben als Frau in dieser Gesellschaft", gibt sie zu. Zwangsheirat und die damit einhergehende Züchtigung und Kontrolle habe die Frauen klein gehalten.

Daher war die Freiheit immer ihr Ziel. Die hat sie nun, und noch viel mehr: Die Freiheit, zu forschen und all das, aufzuschreiben, was sie herausgefunden hat. Denn, wie Hussein-Märkle meint: "Wer seine Herkunft nicht kennt, hat keine Zukunft".