Apostel Martin Schnaufer bei seiner Predigt und Betrachtung vor der großen Gemeinde. Foto: Rössler Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinsam den letzten Gottesdienst gefeiert / Kurt Ammann als Gemeindevorsteher verabschiedet

Von Günter Rössler

Dornhan-Marschalkenzimmern. Mit einem Abschlussgottesdienst, in dem sich nochmals alle Mitglieder der Neuapostolischen Kirche versammelt hatten, wurde die bislang selbstständige Gemeinde in Marschlkenzimmern aufgelöst.

Apostel Martin Schnaufer aus Pforzheim drückte die Empfindungen der Kirchenmitglieder mit dem Satz aus: "Grundsätzliche Veränderungen tun weh." Der Glaube komme aus der Predigt, und die Menschen sollten sich immer wieder neu faszinieren, nannte er als Daueraufgabe. In der Zeit der Selbstständigkeit seit 1949 hätten die Mitglieder viel erlebt, und schöne Erinnerungen blieben. Alles, was verbinde, werde nicht aufhören, wenn die Mitglieder sich in anderen Gemeinden, so in Dornhan und Aistaig, integrierten, denn überall sei Gott gegenwärtig. Schließlich ermunterte Martin Schnaufer alle Anwesenden, mit Dankbarkeit gute Erinnerungen in die Zukunft mitzunehmen.

Höhepunkt dieses Gottesdienstes war das Heilige Abendmahl, das letzte in dieser Kirche, das er den Gläubigen reichte. Bischof Urs Heiniger fasste seine Empfindungen zusammen mit den Worten: "Trotz Traurigkeit wollen wir danken und in die Zukunft schauen."

Bei dem denkwürdigen Gottesdienst hielt Apostel Martin Schnaufer eine Laudatio auf Gerd Vetterkind, der 17 Jahre Priester in Aistaig war, und auf Horst Kohler, der 38 Jahre das Diakonenamt in Marschalkenzimmern inne hatte und bei der Seelsorgearbeit für die Kinderbetreuung zuständig war. Ganz persönliche Worte galten dem Gemeindevorsteher Kurt Ammann, der seit 1999 bis heute das Amt bekleidete. Mit großer Freude könnten alle Verantwortlichen zurück schauen auf das Geleistete. Nicht ausruhen, sondern sich bei Bedarf in den anderen Gemeinden einbringen, war seine Bitte. Zur Auflösung der Neuapostolischen Kirche wurde Vorsteher Ammann von seiner Beauftragung als Gemeindevorsteher entbunden. Dass die Gemeinde über viele Jahre existieren konnte, ist dem großen ehrenamtlichen Engagement zu verdanken. Ebenfalls positiv erwähnt wurde die Unterstützung im seelsorgerischen wie auch im musikalischen Bereich aus den umliegenden Gemeinden. Viele dieser Helfer waren im letzten Gottesdienst dabei. Der Chor unter der Leitung von Marion Stein sang mehrere Lieder, so zum Beginn mit dem Solo "Ich bete an die Macht der Liebe".

Dornhan-Marschalkenzimmern (rö). Mit großer Aufmerksamkeit hörten die Gläubigen die Chronik der Neuapostolischen Gemeinde. Für Kurt Ammann war es ein emotionaler Augenblick, zum Schluss des Gottesdienstes die Geschichte und Begebenheiten seit dem Jahr 1949 vorzutragen.

Der Ursprung geht sogar zurück in das Jahr 1922, als Marie Weigold aus Rötenberg Johannes Esslinger aus Marschalkenzimmern heiratete.

Ab dem Jahr 1927 wurden Abendandachten und Gottesdienste in den Wohnräumen abgehalten. Die Gemeindeverwaltung Marschalkenzimmern erlaubte 1947, Gottesdienste im Schulhaus abzuhalten. Die Gemeindemitglieder nahmen zu, und so wurde die Gemeinde Marschalkenzimmern mit Weiden ab 1. Januar 1949 selbstständig und zählte damals 55 Mitglieder.

Dann stellte Friedrich Graf sein Ökonomiegebäude zum Umbau zur Verfügung, und ab 1952 hatte die Gemeinde 24 Jahre ein eigenes Zuhause.

Im Dezember 1976 weihte Apostel Herbert Volz die neue Kirche ein, einen modernen Zweckbau mit 120 Sitzplätzen, Sozialräumen, Lehrraum und Amtszimmer. Diese Kirche in der Erlenstraße diente bis heute als Versammlungsstätte. Dadurch wuchs die Zahl der Mitglieder auf mehr als 80.

In den 66 Jahren Kirchengeschichte wurde die Gemeinde von folgenden Vorstehern geleitet: Karl Völkle von 1949 bis 1961, Otto Schmid von 1961 bis 1984, Dieter Späth von 1984 bis 1990, Willi Maier 1991 bis 1999 und Kurt Ammann von 1999 bis heute.

Schwindende Mitgliederzahlen und fehlender Nachwuchs in den vergangenen Jahren haben dazu geführt, dass 2014 eine Strukturanalyse gemacht wurde. Das Ergebnis war, dass die selbstständige Kirchengemeinde keinen dauerhaften Fortbestand hat. In einer namentlichen Abstimmung konnten die Mitglieder entscheiden, in welche Gemeinde sie bei einer Auflösung gehen möchten.

Bereits vor vier Jahren wurde eine Kooperation mit der Gemeinde Aistaig begonnen. Deshalb geht nach der Auflösung ein Teil der Gemeindemitglieder nach Aistaig. Etliche haben sich für die Gemeinde Dornhan entschieden.

Bei seiner Betrachtung weiterer Aktivitäten im Ort erwähnte Ammann, dass die Neuapostolische Kirche bei der Aktion "Marschalkenzimmern macht mehr" (MMM) im Jahr 2008, der immer wiederkehrenden Landschaftsputzete und in jüngster Zeit bei der Gründung des Bürgervereins und dem Dorffest mitgeholfen habe.

Kurt Ammann bedankte sich bei allen mit einem herzlichen "Vergelt’s Gott" und wünschte eine "verbindende Zeit".