Bei Vince Ebert macht Wissenschaft Spaß / Bekannter Kabarettist im Farrenstall

Von Hanni Vollmer

Dornhan. Die Sommerpause ist vorbei. Das Publikum trifft sich wieder bei Kunst und Kultur im Farrenstall. Zu Gast war am Sonntagabend der bekannte Wissenschaftskabarettist Vince Ebert mit seinem Programm "Die Evolution".

Der Diplom-Physiker arbeitete nach seinem Studium zunächst in einer Unternehmensberatung und in der Marktforschung, bevor er 1998 als Kabarettist begann. Auf der Bühne vermittelt er nun auf scharfzüngig-hintersinnige Art wissenschaftliche Zusammenhänge. Er sei, neben Oskar Lafontaine und Angelika Merkel, der dritte Physiker, der im Bereich Kabarett und Comedy sein Geld verdiene.

Bekanntlich geht es in der Physik um die Erforschung und Überprüfung von Naturerscheinungen. Bestimmte Eigenschaften und Verhaltensmuster werden mittels quantitativer Modelle und Gesetzmäßigkeiten erklärt.

Wie kann unterhaltendes Kabarett mit solchen gelehrten Themen funktionieren? Der Zuhörer möchte einen vergnüglichen Abend verbringen und sich nicht zu tiefgründig mit Materie und Energie und deren Wechselwirkungen in Raum und Zeit befassen.

Ebert hat es geschafft, dem Publikum mühelos eben diese Elemente, sein Beobachten und Nachdenken der großen und kleinen Zusammenhänge des Lebens farbig zu erläutern und mit durchdachtem Humor näherzubringen.

Alles fing vor rund dreieinhalb Milliarden Jahren an. Am Anfang war Nacht und nicht Licht, wie an den Kirchentagen gesagt würde. Da entstand die erste Lebensform in einem ölig-schleimigen Tümpel. Es war die Vorform eines Versicherungsvertreters, so Ebert. Für seine speziellen Studien über die Menschen, immer noch Steinzeitmenschen, allerdings in Hugo-Boss-Anzügen, habe er eine Schimpansin ausgewählt für die er sehr viel Gage zahlen musste. Genau so gut hätte er Till Schweiger nehmen können. Die Schimpansin hätte sich jedoch besser artikulieren können.

Warum hat die Natur Sex erfunden und wie funktioniert Werbung und Sex bei den verschiedenen Spezies? Er betrachtete den Menschen, genauer gesagt den Mann, und dann den Vogel, genauer gesagt die argentinische Ruderente mit einem korkenzieherartigen Penis von 25 Zentimetern. Ebert erntete für seine fundierten, rasant getakteten intelligenten Pointen oft stürmischen Szenenapplaus.

Wie ist der Musikantenstadl mit der Evolutionstheorie vereinbar? Was ist das größte Landlebewesen der Erde? Nicht der Elefant, wie die meisten meinten, nein der Pilz, ein spezieller Hallimasch mit einer Größe von neun Quadratkilometern unter der Erde.

Warum konnte sich der Mensch gegen Dinosaurier, Säbelzahntiger und Pestviren durchsetzen? Welche Spuren hat die Evolution in uns hinterlassen? Wie unterscheidet sich ein Wissenschaftler von einem Theologen oder einem Esoteriker?

Dies und noch viel erfuhr das Publikum. Warum hat der Mensch zwei Nieren und nur ein Hirn? Bei Ausfall des einen Hirns müsste dieser Mensch zwangsläufig bei RTL arbeiten. Wann endet alles, was vor so vielen Jahren begann? Vielleicht im Jahre 4099, da endet der Outlook-Kalender.

Begeisterten Applaus zollten ihm die Zuschauer im ausverkauften Bürgersaal für seinen irrwitzigen pfiffigen Physikunterricht mit der versteckten Aufforderung, fest verankerte Denkstrukturen zu überwinden.

Das Team von Kunst und Kultur und Farrenstall freute sich besonders über die große Anzahl an jungen Leuten, die Eberts Feuerwerk intellektueller Gedankenspiele einfach super fanden.