Eine illustere Gästeschar hat sich zum Neujahrsempfang von Stadt und IHG zusammengefunden. Foto: Danner

Neujahrsempfang von Stadt und IHG. Gastrednerin Bettina Schuler-Kargoll warnt vor Stillstand. Ziel: Nicht auf Erfolg und Wohlstand ausruhen.

Dornhan - Es ist der alljährlich letzte Neujahrsempfang in der Region, und auch "der schönste", wie Lothar Reinhardt, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe, selbstbewusst betonte. Beim Stelldichein in der Dornhaner Stadthalle hatte sich am Freitag wieder eine illustere Gästeschar zusammengefunden.

Der Neujahrsempfang, zu dem Stadt und IHG gemeinsam eingeladen hatten, steht nicht allein für Gespräche und Vorträge. Kunst und Kultur sind ins Programm eingebunden. Neben der Ausstellung der Jugendkunstschule Kreisel Oberndorf und der Präsentation von Kunst und Kultur im Farrenstall (KKF) bekamen die Gäste auch musikalisch einen Höhepunkt geboten – das Klarinetten-Quartett "Arundo" umrahmte die Veranstaltung perfekt.

Im Zwiegespräch gingen Bürgermeister Markus Huber und IHG-Vorsitzender Lothar Reinhardt zunächst einmal auf die wirtschaftliche Lage in der Region im Allgemeinen und in Dornhan im Besonderen ein. Reinhardt stellte die Bedürfnisse von Handel, Gewerbe und Industrie dar: Da wäre zunächst einmal ein Angebot an ausreichend bezahlbarer Gewerbefläche. Die Steuerhebesätze müssten wettbewerbsfähig gestaltet sein, Die Infrastruktur müsse stimmen. 1000 Arbeitsplätze hat Dornhan zu bieten. 1000 Auspendler arbeiten woanders. Reinhardt sieht da durchaus Wachstumspotenzial bei den Betrieben.

Stadt und Gemeinderat sei es sehr wichtig, Handel und Betriebe im Ort zu halten und Ansiedlungswilligen Fläche und Unterstützung zu bieten, erklärte Bürgermeister Huber. So sei angedacht, im Sanierungsgebiet "Balmerstraße" ein Gebäude für Start-up-Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Regelmäßige Existenzgründerberatung biete man bereits an. Bei der Ausweisung von Gewerbegebieten mache man übrigens keinen Unterschied zwischen der Kernstadt und den Stadtteilen, erklärte Huber.

Fokus liegt auf "Dornhan 2030"

Zum Thema Standorttreue der Unternehmen konnte Lothar Reinhardt davon berichten, dass viele Unternehmer und die Mitarbeiter der Betriebe in der Region verwurzelt seien – nicht zuletzt durch die Mitgliedschaft in Vereinen. Voll und ganz stehe die IHG hinter dem Stadtentwicklungskonzept "Dornhan 2030". Man kümmere sich im Speziellen um das Thema Bürgerbus.

Die ärztliche Versorgung war ein weiteres Thema im Frage-und-Antwort-Spiel der beiden. Der Bürgermeister konnte berichten, dass es Gespräche mit dem letzten noch verblieben Hausarzt am Ort gebe. Im Sanierungsgebiet "Balmerstraße" könne man sich ein kleines medizinisches Versorgungszentrum für die Stadt vorstellen.

Mit Gastrednerin Bettina Schuler-Kargoll ist es den Veranstaltern des Neujahrsempfangs gelungen, eine Referentin zu finden, die mühelos in die Fußstapfen ihres Vorgänger aus dem vergangenen Jahr, EU-Kommissar Günther Öttinger, trat.

Schuler-Kargoll ist die Vizepräsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Und sie selbst Unternehmerin – weiß also, wovon sie redet, wenn sie zum Thema "Was steht uns bevor, um wettbewerbsfähig zu bleiben" spricht. Die geschäftsführende Gesellschafterin der Schuler Rohstoff GmbH in Deißlingen traf den richtigen Ton und ernte mit ihren bodenständigen Thesen viel Kopfnicken aus den Zuhörerreihen.

"Die Konzepte von heute sind keine Garantie für den Erfolg von morgen" – dieses Zitat von VW-Konzernchef Martin Winterkorn hat die Unternehmerin beeindruckt. Sie hat es sich auf die Fahnen geschrieben.

Bald Mangel an gut ausgebildeten Nachwuchskräften?

Die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg stehe sehr gut da, wusste sie zu berichten. Aber sie stehe auch vor großen Herausforderungen. Gerade, wenn es einem gut gehe, bestehe die Gefahr, nichts verändern zu wollen. Die Unternehmerin weiß, wovon sie redet und erntet viel Kopfnicken und Zuspruch

Doch nichts sei nun mal beständiger als der Wandel. Noch liege die Ausbildungsquote in der Region sehr hoch. In absehbarer Zeit werde es aber auch hier an gut ausgebildeten Nachwuchskräften fehlen. Die Menschen würden immer älter. "Wer bezahlt unsere Rente?"

Hier seien auch die Kommunen gefragt. Denn eine ordentliche Infrastruktur sei Voraussetzung für die Ansiedlung von Familien und damit von Arbeitskräften – seien es die Schulen oder die Einkaufsmöglichkeiten. Fortbildung sei ein "Riesenthema". Dabei stellten die Hochschulen in der Region einen großen Pluspunkt dar.

Was die Neugründung von Unternehmen angehe, sieht die Fabrikantin auch die Banken in der Pflicht. Für ihre eigene "kleine, aber feine Firma" Recon hätte sie wohl keinen Kredit bekommen, wenn nicht die Mutterfirma dahinter gestanden hätte. Das findet sie schade, denn das Konzept und der Businessplan hätten gestimmt.

Devise heißt: "Käpsele kaufet im Flecka"

Bettina Schuler-Kargoll sieht eine neue industrielle Revolution in vollem Gange. Nach dem Wandel durch Dampfmaschine und Massenproduktion sei es heute das Internet und die damit einhergehende vernetzte Welt. Dem müsse man sich stellen. "Smarte Fabrik" ist hier nur ein Stichwort. Und "billig" sei nicht immer des Rätsels Lösung. Qualität habe ihren Preis. Das Teuerste sei im Endeffekt oft das Billigste.

Gemeinsam, so ihr Appell, gelte es, das Boot Schwarzwald-Baar-Heuberg durch die Fluten der Entwicklung hin zum Wohlstand zu losten. "Dazu brauchen wir alle – vom Leichtmatrosen bis zum Admiral." Dieser ländliche Raum hier sei schließlich eine der stärksten Industrieregionen Europas.

Sie forderte die Gäste des Neujahrsempfangs aber auch auf, sich als Konsumenten einmal an die eigene Nase zu fassen. Der Einkauf im Internet stärke nun mal nicht den Handel vor Ort. "Buy local", so ihre Devise. Oder wie IHG-Präsident Reinhardt schmunzeln anfügte: "Käpsele kaufet im Flecka".