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"Grünes Klassenzimmer" an der John-Bühler-Realschule eingeweiht

Von Vera Danner

Ab sofort kann der Unterricht an der John-Bühler-Realschule in Dornhan im Freien stattfinden. Mit einem "Grünen Klassenzimmer" geht die Schule neue Wege. Entworfen und realisiert wurde das Projekt von den Schülern selbst.

Dornhan. Das Projekt "Grünes Klassenzimmer" nahm seinen Anfang bereits im Jahr 2013. Auf einer Wienreise ließ sich Katharina Haberbeck, die an der Realschule unter anderem Kunst unterrichtet, von Gebäuden des österreichischen Künstlers Friedrich Hundertwasser inspirieren. Mit einer Idee im Gepäck kehrte sie zurück zu ihren Schülern: Ganz im Sinne der hundertwasserschen Konzeption sollten sie kreativ werden und ein Klassenzimmer im Grünen entwerfen – frei von klaren, geometrischen Formen, dafür mit Linien, die sich in die Natur einfügen – und kunterbunt.

Eine Jury bewertete die 13 von Hundertwasser inspirierten Schülerentwürfe und am Ende stand ein Gesamtkonzept, das als sogenanntes themenorientiertes Projekt im Rahmen des Schulfachs Wirtschaften, Verwalten und Recht (WVR) und des Kunstunterrichts von den Schülern selbst umgesetzt werden sollte.

Den Startschuss dafür setzten Haberbeck und ihre damalige Klasse mit einem Hundertwasser-Wandbild am Schulgebäude. Sanierungsmaßnahmen am Schulhaus legten die Realisierung dann jedoch einige Zeit auf Eis.

Vor zwei Jahren schließlich nahm sich Lehrerin Gisela Köhler – auf Anfrage ihrer Kollegin Haberbeck hin – der Sache an. Mit Köhlers Klasse, damals noch die 8b, machten sich die beiden Lehrerinnen mit viel Engagement an die Umsetzung.

"Und aus einer Vision wurde Realität" – so stiegen die Schüler der jetzigen 9b auch bei der offiziellen Einweihung des "Grünen Klassenzimmers" in der vergangenen Woche in die Präsentation ihres großen Projekts ein. 300 Quadratmeter hatten sie für ihr Vorhaben zur Verfügung. Um Planung, Sponsoren, Materialien und Umsetzung kümmerten sie sich komplett selbst. In Zusammenarbeit mit einem ortsansässigen Architekten, mit Handwerkern, Firmen und dem Dornhaner Bauhof wurde das schwierige Gelände aufbereitet, die Grünflächen wurden mit Rosenhecken und Beerensträuchern bepflanzt, ein Hochbeet angelegt und die "Klassenzimmerfläche" mit Split gefüllt. Ein in allen Farben des Regenbogens leuchtender Torbogen markiert den "Eingang", buntlackierte Trespa-Platten dienen heute als unkonventionelle Schultische. An der Hundertwasser-Wand hängt eine Tafel, und die Holzstühle finden Schutz vor Wind und Wetter in einem farbenfroh bemalten Baucontainer – dem Unterricht in der Natur steht also nichts mehr im Weg.

Nur in den höchsten Tönen sprachen die Lehrer bei der Einweihung von der 9b, waren begeistert von Engagement, Kreativität und Biss der Klasse, die in zahllose Stunden ihrer Freizeit bei Wind und Wetter vor dem Schulgebäude ein ambitioniertes Vorhaben in die Tat umsetzte.

Für die Schüler der 9b gibt’s ein dickes Lob

Ein Projekt wie dieses zeige, "was Schüler schaffen können, wenn man ihnen nur die Möglichkeit dazu gibt", lobte ein Lehrer. Auch die zahlreich erschienenen Eltern, Sponsoren und ehemaligen Schüler zeigten sich tief beeindruckt vom handwerklichen und künstlerischen Geschick der Klasse, ebenso von Haberbecks und Köhlers Engagement. Haberbeck selbst hatte ihren Kleiderschrank geplündert und verteilte von der Wollmütze bis zur Weihnachtsmannkappe unzählige Kopfbedeckungen – alleine könne sie gar nicht oft genug den Hut ziehen vor der Leistung ihrer Zöglinge.

Die Schüler selbst sind ebenfalls begeistert von ihrem Projekt. Natürlich sei die Arbeit kräftezehrend und zeitaufwändig gewesen und die ein oder andere leichte Blessur unvermeidbar – gleichzeitig habe man aber auch viel über Dinge wie Teamwork, Verantwortung und den Umgang mit Geld gelernt. Das Gemeinschaftsgefühl der Klasse habe das Projekt zudem gestärkt: Auf der Baustelle habe man immer Hand in Hand zusammen gearbeitet, und jeder habe sich eingebracht, berichteten Klassensprecher Paul Röll und Larissa Jackl. Noch viele Generationen von Schülern können dank des Durchhaltevermögens der 9b in den vergangenen anderthalb Jahren in Zukunft das Privileg Unterricht im Freien genießen. "Und das ist unser Werk, da können wir stolz drauf sein", so Röll.

Das einzige, was das Budget zuletzt nicht mehr hergegeben hatte, und was sich Haberbeck und Köhler noch für ihr neu gewonnenes Klassenzimmer wünschen, ist ein Sonnensegel, "und vielleicht noch zwei Liegestühle für die Lehrer".