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Niedrigere Vergütung ab 2017macht Park wohl unwirtschaftlich

Schon in gut einem Jahr sollen sie fleißig ihre Runden drehen, die 13 geplanten Windkraftanlagen.

Donaueschingen (gvo). Acht befinden sich auf der Länge, betrieben von der Singener Solarcomplex AG, und fünf auf dem benachbarten Ettenberg von der Münchener Green City Energy. Wenn alles nach Plan läuft, steht diesem 71-Millionen-Projekt nichts mehr im Wege. Wenn!

Denn die Uhr läuft derzeit gegen den Windpark. Bisher steht nur ein Windrad auf der Länge neben dem Fürstenberg. 2017 soll sich das ändern, dann sollen acht weitere Windräder auf der Anhöhe errichtet werden. Eine erforderliche Genehmigung liegt immer noch nicht vor. Das Landratsamt arbeitet zwar am sogenannten Bundesimmissionschutzgesetz-Verfahren (BImschG) für den Windpark, sollte dieses aber noch bis zum Jahresende positiv abschließen. Gelänge dies nicht zum Jahreswechsel, stünde der Windpark auf der Kippe, denn ab 2017 tritt ein neues, bundesweites Ausschreibungsverfahren für Windenergie in Kraft mit wohl geringeren Stromvergütungen als Folge. Ein Windpark in diesem Schwachwind-Gebiet wäre dann wohl nicht mehr wirtschaftlich.

Donaustadt Pionier bei der Umsetzung

Nach der beschlossenen Energiewende wurde überall im Bundesgebiet fleißig nach geeigneten Windkraftflächen gefahndet und entsprechend Flächennutzungspläne erstellt. Donaueschingen war damals die erste Kommune im Regierungsbezirk, die den Wunsch des Landes umgesetzt hatte.

Nach einem ersten Ausschreibungsverfahren sprang der vermeintliche Investor aber ab, im zweiten Versuch kam Solarcomplex zum Zug. Entsprechende Verträge wurden vor mehr als einem Jahr unterzeichnet. Seither war das Unternehmen mit den unterschiedlichsten Genehmigungsverfahren beschäftigt. Aber erst im Oktober, nachdem Solarcomplex-Geschäftsführer Bene Müller das Projekt nochmals im Gemeinderat vorgestellt hatte, regte sich Widerstand. Während beispielsweise die Grünen im Städtedreieck das Projekt im Sinne des Klimawandels ausdrücklich begrüßen, schießt eine Umweltinitiative aus Stühlingen gegen das Projekt. Offensichtliches Ziel: die Verzögerung des Verfahrens und das letztliche Scheitern des Windparks.

Vorwürfe gegenüber dem Landratsamt

Dem genehmigenden Landratsamt werden formale und inhaltliche Fehler vorgeworfen, insbesondere wird der Verzicht auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung beanstandet. Joachim Gwinner, Leiter des Umweltdezernats im Landratsamt weist diese Vorwürfe zurück: Die Umweltprüfungen seien bereits bei der Erstellung des Flächennutzungsplanes erfolgt. Er lässt sich aber nicht unter Zeitdruck setzen. Man prüfe die Anträge, sei aber beispielsweise auch mit anderen Projekten beschäftigt, etwa dem geplanten Windpark bei Furtwangen und Vöhrenbach. Andererseits stuft Gwinner die Realisierung des Windparks deutlich schlechter ein, falls die Genehmigung erst 2017 erteilt werden sollte. "Wenn keine Hindernisse mehr auftauchen, gehe ich davon, dass die Genehmigung noch in diesem Jahr erfolgen wird."

Für Aufforstung werden noch Flächen gesucht

Auch wenn jetzt nur noch knapp zwei Monate Zeit bleiben, lässt sich Bene Müller nicht nervös machen. "Das BImschG-Verfahren geht aus unserer Sicht seinen normalen Gang. Wir planen auf einer Fläche, die im rechtskräftigen Flächennutzungsplan ausdrücklich als Konzentrationszone für Windenergie ausgewiesen ist. Und wir haben alle Unterlagen eingereicht, die im Verfahren notwendig sind. Wir sind zuversichtlich, dass wir noch in diesem Jahr die Genehmigung bekommen", schreibt er in einer Mitteilung auf Anfrage.

Auch den Standort hält er für geeignet: "Wir haben zwölf Monate direkt am Standort mit einem hochmodernen Lidar-Gerät gemessen. Auf Basis dieser Daten haben wir von zwei entsprechend zertifizierten Instituten nach den aktuell geltenden Richtlinien Wind- und Ertragsgutachten erstellen lassen. Diese zeigen, dass das Projekt wirtschaftlich betrieben werden kann."

Zudem dürfe man nicht vom bestehenden, deutlich kleineren Windrad mit 15 Jahre alter Windenergietechnologie auf die Windräder von heute schließen. Letzteres ist nicht in der Lage, schnell auf die hier wechselnden Windrichtungen zu reagieren und steht deshalb oft still.

Für solche Projekte sei der Eingriff in die Natur durch die erforderliche Waldrodung zwar groß, doch Solarcomplex müsse mehr als eins zu eins an anderer Stelle wieder aufforsten. Hierfür sucht das Unternehmen noch Flächen. "Wenn wir uns vergegenwärtigen, mit welch gravierenden Klimawandel-Folgen die Generationen nach uns konfrontiert sein dürften, ist für uns klar, dass wir jetzt die Chance nutzen müssen, um den Ausstoß von CO2 zu reduzieren", sagt Müller. Dafür leiste sein Unternehmen mit dem Windprojekt Länge einen "wichtigen und absolut verantwortbaren Beitrag".