Foto: Roger Müller

Nach öffentlicher Generalprobe wird es ernst: Frohsinn'lern gelingt erneut Ball der Spitzenklasse.

Donaueschingen - Manege frei im Zirkus Frohsini: Die Erwartungen des Publikums sind hoch, schließlich hat die Narrenzunft in den vergangenen Jahren das Programm nicht nur unterhaltsam und abwechslungsreich gestaltet, sondern auch mit reichlich Lokalkolorit und Seitenhieben auf die Kommunalpolitik.

Doch kann das auch mit einem so engen Thema wie Zirkus gelingen, bei dem Manege, Akrobaten und Tiernummern den Rahmen für die Handlung vorgeben?

Den Anfang macht eine ziemlich reduzierte Bühne des Mozartsaals – viel dunkle und nur ein kleiner Ausschnitt, der den Blick in die Manege frei gibt. Das kann ja heiter werden, das dreistündige Programm durch ein fast winziges Kuckloch zu verfolgen. Doch die Szene, die sich hinter den Kulissen abspielen, sind schon sehenswert: der Zirkusdirektor (Alexander Bertsch), der stets seinen Flachmann in der Tasche hat, die tanzenden Drillinge Babette, Janette und Clodette (Lea Albicker, Manuela Rösch, und Lisa Gut), die sogar einen doppelten Spagat hinbekommen, und die Seiltänzerin Fregatt (Brigitte Schlatter) aus Aasenbaidschan, die die Anmut eines ostsibirischen Wasserbüffels. Und dann gibt es noch den betrunkenen Messerwerfer (Thorsten Preyer), der den ganzen Saal um das "Leben" der GUB-Stadträtin Claudia Jarsumbek bangen lässt. Nicht nur die Richterin fragt sich in diesem Moment: "Sind Sie gut versichert?" Glück gehabt, es trifft dann doch nur im wahrsten Sinne des Wortes die reizende Assistentin Mandy.

Doch dann weitet sich die Bühne plötzlich: Die Zuschauer bekommen plötzlich ein anderes Bild, blicken nicht mehr von hinter den Kulissen auf das geschehen im Zirkuszelt, sondern sind plötzlich die Gäste in der Manage. Und dann kommt das, was das Publikum liebt. Reichlich Lokalkolorit, als der Zirkus-Personalchef (Matthias Früh) plötzlich Flüchtlinge in sein Programm integrieren soll. Doch was soll er mit einem Hüfinger Zunftmeister (Jürgen Wintermantel) anfangen, dessen Kunststück es ist "einmal einbeinig über das Stadtbächle" gesprungen zu sein. Oder gar mit einem Tontechniker, der einst in der Bräunlinger Stadthalle gearbeitet hat.

Oder gar mit einem Pfohren, die ja "zwar komisch sind, aber überhaupt nicht lustig". Und auch der Geselle Karl-Josef (Benjamin Bäurer) vom Metzger Kastinger, der das Fleisch für die Raubkätzle liefert und mit dem untalentierten Clown Carlos (Alexander Gut) begeistern das Publikum ebenso wie die beiden charmanten, aber etwas tollpatschigen Zauberinnen Monika und Marlies (Martina Dannecker, Nicole Bäurer), die den Zunftmeister Michael Lehmann in drei Teile zerlegen.

Die Kommunalpolitik hatte in diesem Jahr etwas das Nachsehen. Aber Hüfingen, Bräunlingen und Pfohren funktionieren immer, um das Publikum zum Lachen zu bringen und dann gibt es ja auch noch Ignaz und Severin, die alles wieder wett machen. Wer bringt es fertig, in wenigen Worten den Bogen vom Ringzug und einer Lösung für das Donaueschinger Geschäftesterben bis zum Amerikanischen Präsidenten Trump und dem Fürsten zu spannen? Eben, nur die beiden Fasnetsurgesteine. Für alles finden sie eine Lösung? Mit nur einem Lied suchen sie für OB Erik Pauly eine Frau und verschaffen Donaueschingen gleichzeitig die dringend benötigen Grundstücke für neue Einwohner und Gewerbe. Nur an einem Scheitern sie: Wenn Ignaz für seine Frau schöne Unterwäsche sucht, dann weiß auch Severin keinen Rat mehr: die einzige Lösung – ein Kasten Bier. "Denn wir müssen kaufen, was wir hier haben."

Und was einem Zirkus nicht fehlen darf, ist natürlich eine richtige Tiernummer: Stimmgewaltig tritt der Zirkusdompteur (Sebastian Schnitzer) mit dem Kamel (Martin Laufer), dem Pferd (Alexander Bertsch), dem Tiger (Kai Armbruster) und dem Elefanten (Peter Stelzl). Ein fulminanter Abschluss, bei dem es keinen Besucher mehr auf seinem Sitzplatz hält. Ja, der Frohsinn kann auch Zirkus.