Das Podiums-Team beim letzten Anstöße Abend: (von links) Ibrahim Hourani, Dagmar Kreider, Markus Eisele und Susanne Beniziri. Foto: Fischer Foto: Schwarzwälder-Bote

Anstöße: Engagierte Diskussion um das Verhältnis Glaube und Gesetze in den drei Weltreligionen

Donaueschingen. Eine heiße Diskussion war es nicht beim Anstöße-Abend im evangelischen Gemeindehaus, denn das Thema "Sind formale religiöse Regeln zeitgemäß" wurde von allen Beteiligten auf dem Podium wie im Publikum zwar äußerst engagiert, ernsthaft, zuweilen auch kontrovers, aber immer sachlich diskutiert.

Die drei großen monotheistischen Religionen waren kompetent vertreten: das Judentum durch die Mannheimer Religionslehrerin Susanne Beniziri, das Christentum durch die evangelische Pfarrerin Dagmar Kreider, Donaueschingen. Den katholischen Part übernahm neben seiner straffen Moderation der Theologe Markus Eisele. Der Islam war durch den Schwenninger Imam Ibrahim Hourami vertreten.

In den grundlegenden Aussagen der drei Podiumsteilnehmer konnte man zunächst nicht unbedingt viel Kontroverses entdecken. Die Jüdin Beniziri betonte die Wichtigkeit der Verbindung des Menschen zu Gott und danach auch zum Mitmenschen. Wichtiger als die strikte Einhaltung aller 613 festen Regeln (Verbote) sei vielmehr, die Bindung des Menschen an die im Glauben übermittelten Werte.

Die Protestantin Kreider betonte den Wert der Freiheit des Christen, der in seiner Eigenverantwortung seinen Glauben leben müsse. So komme es vor allem auf das gelebte Leben an. Im Islam gebe es, so der Imam, keinerlei Änderung im Verhältnis des Menschen zu Gott, also auch nicht in Ge- und Verboten, die sich aus dem Glauben und Anbetung Gottes ergeben. Als Eisele konkreter nachfragte, warum der Mensch die Regeln befolgen solle, wurden auch die Aussagen konkreter. So bedeuteten im Judentum die konsequente Befolgung der Regeln noch keine Nähe zu Gott, es komme darauf an, die Werte in seinem Leben weiter zu transportieren.

Im Islam, so der Imam, sei es wichtig, die Ehrlichkeit zu Gott zu pflegen, was die Ehrlichkeit zu den Menschen bedeute. Für die Pfarrerin Kreider ist die Liebe zum Mitmenschen, die der Liebe zu Gott entspringe, der zentrale Begriff, und die eigene Verantwortung stehe vor der reinen Gesetztestreue.

Bei der Frage der Instrumentalisierung der Regeln in den politischen Auseinandersetzungen war klar zu erkennen, dass sowohl das Kopftuch wie auch die Burka kein Ausdruck der Religion seien. Das Kopftuch müsse man als freie Entscheidung der Frau ansehen. Total anders war die Meinung bei der Burka, die alles andere als Gleichberechtigung der Frau bedeute.

In der Diskussion wurde immer wieder mit anderer Akzentuierung darauf Wert gelegt, dass auch religiöse Regeln und Gebote sich anpassen müssten, da die Gesetze, die von Gott kommen, zum Schutze der Menschen da seien.